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Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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fragen, wer denn die Ndiayes seien, da kapierte ich, dass damit nur Nneka und Ayo gemeint sein konnten.
    Â»Wieso eigentlich bloß bei uns Kindern?«, hakte ich nach.
    Â»Wahrscheinlich weil der Doktor ein Kinderarzt ist«, meinte Mama. »Frau von Helsing legt nun einmal Wert darauf, dass die Kinder, die hier auf dem Grundstück leben und mit Celia Umgang haben, gesund sind«, fügte sie erklärend hinzu. Und damit war das Thema erledigt.
    Ayo, Nneka, meine Geschwister und ich gingen am späten Nachmittag brav zur Villa hinüber und ließen uns von einem ernst dreinblickenden älteren Herrn, der sich als Doktor Hermann Lessen vorstellte, Blut abzapfen. Das Ganze fand im Steinhaufensalon statt, wie Krister dieses Zimmer inzwischen getauft hatte.
    Â»Nächste Woche bekommen eure Eltern Bescheid, ob alles in Ordnung ist«, sagte Doktor Lessen, und das war es dann auch schon.
    Â»Er hat mich ja nicht mal abgehorcht«, beschwerte sich Josefine, als wir wieder allein waren. »Doktor Volkmann macht das immer. Und der ist sowieso viel netter.«
    Das fand ich auch, sagte es aber nicht. Ich wunderte mich ohnehin, dass meine Schwester sich so einfach in den Arm hatte piksen lassen. Bisher hatte sie bei jeder Impfung ein Riesentheater gemacht. Aber wahrscheinlich wollte sie sich vor Ayo und Nneka keine Blöße geben.
    Â»Geht ihr schon mal rüber«, sagte ich. »Ich muss noch mit Frau von Helsing reden.«
    Â»Worüber denn?«, fragte Josi.
    Â»Das ist meine Privatsache.«
    Â»So, so«, sagte Nneka und zwinkerte mir vielsagend zu. Dabei konnte sie gar nicht wissen, worum es ging, denn bisher hatte ich niemandem von meinem kleinen Unfall erzählt, und ich hatte auch nicht vor, es zu tun.

    Evelyn führte mich durch die Eingangsdiele und ein geräumiges Arbeitszimmer in einen riesigen Wintergarten voller exotischer Pflanzen. Inmitten von Kokospalmen, Kakteen und bunten Blumen, die wie Drachen, Staubwedel oder seltsame Früchte geformt waren, saß Frau von Helsing auf dem Sofa einer weißen Rattangarnitur und blätterte in einer Zeitschrift, die sie sofort zur Seite legte, als sie mich bemerkte. »Hallo, Philippa!«, begrüßte sie mich. »Wie schön, dass du mich besuchst. Bitte setz dich doch!«
    Sie wies auf einen der vier Sessel, die um den Tisch gruppiert waren, und ich ließ mich langsam auf das orangefarbene Sitzkissen sinken.
    Â»Ã„hm … Ich wollte Sie eigentlich gar nicht besuchen«, stammelte ich. Ich hatte es mir so leicht vorgestellt, aber jetzt, zwischen all den riesigen Pflanzen und dem ganzen offensichtlichen Reichtum kam ich mir mit einem Mal klein und unwichtig vor.
    Auf Frau von Helsings Stirn bildete sich eine Falte.
    Â»Ich muss Ihnen etwas beichten«, sagte ich hastig, bevor ich es mir womöglich noch anders überlegte und diese Angelegenheit entgegen meinem Versprechen doch lieber meinem Vater überließ.
    Die Falte auf Frau von Helsings Stirn wurde noch ein wenig tiefer. »So?«
    Â»Ja … ähm, ich bin heute Morgen etwas zu schwungvoll aus dem Auto gestiegen«, ratterte ich nach anfänglichem Stocken herunter. »Ein Junge ist gegen die Wagentür geknallt und hat einen Lackschaden verursacht.«
    Â»Oh, mein Gott!« Frau von Helsing wurde blass und mir sank das Herz in die Hose. Ich erwartete eine Schimpfkanonade, die in der Ankündigung gipfelte, dass mein Vater auf der Stelle entlassen sei und wir das Gästehaus noch heute wieder verlassen müssten, aber stattdessen fragte sie: »Ihm ist hoffentlich nichts passiert?«
    Ich sah sie verständnislos an.
    Â»Nee, nur der Lackschaden«, sagte ich dann.
    Frau von Helsing lächelte milde. »Ich meinte eigentlich den Jungen.«
    Â»Jona?«
    Wieder runzelte sie die Stirn. »Wenn er so heißt …?«
    Â»Ja, ähm … nein, ähm …«
    Plötzlich war ich völlig von der Rolle und wusste gar nicht mehr, was ich antworten sollte. Frau von Helsing zog dennoch die richtigen Schlüsse.
    Â»Der Junge heißt also Jona und ihm ist nichts passiert, richtig?«, vergewisserte sie sich.
    Ich nickte. »Genau. Das heißt, er hat sich die Hände aufgeschürft und seine Jeans ist über dem Knie zerrissen. Der Lackschaden befindet sich an der Autotür«, erklärte ich, heilfroh darüber, dass ich wieder in vollständigen Sätzen sprechen konnte. »Es ist alles meine Schuld und

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