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Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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unverwandt von der Seite an. Also begann ich zu rennen.
    Meine Schritte hallten durch den Flur und die von Jona hallten neben meinen. Schließlich zog er an mir vorbei, war als Erster an der Klassenzimmertür und riss sie auf, ohne anzuklopfen.
    Natürlich war Frau Frönicke schon da, und sie sah nicht gerade erfreut aus, als sie uns erblickte.
    Â»Es ist nicht Philippas Schuld!« Jonas Stimme überschlug sich fast. »Ich bin gestürzt, und sie hat mir geholfen, die Wunden zu säubern.«
    Er hechtete auf unsere Englischlehrerin zu und hielt ihr seine Hände unter die Nase.
    Frau Frönicke wich einen Schritt zurück.
    Â»Nicht so stürmisch, junger Mann, nicht so stürmisch«, sagte sie lächelnd, und die Hälfte der Klasse grölte los.
    Diese Hälfte waren die Jungs. Die Mädchen saßen wie versteinert da und starrten Jona an, als wäre er ein Alien.
    Â»Schsch!« Frau Frönicke hob mahnend ihre Hand. »Öffnet eure Hausaufgabenhefte. Und ihr …«, sie drehte sich wieder zu Jona und mir um, »… seid entschuldigt.«

    Die ganze Doppelstunde über saßen Mariel und ich nebeneinander wie zwei fest im Boden verankerte Stahlpfosten. Mein Herz klopfte mir bis in die Ohren hinauf, und ich atmete so hektisch und so unregelmäßig, dass mir schwindelig wurde. Garantiert würde ich jeden Augenblick ohnmächtig vom Stuhl kippen, aber das war mir gleichgültig. Mariel sollte ruhig sehen, was sie mit ihrer Unbarmherzigkeit anrichtete.
    Weder sie noch ich beteiligten uns am Unterricht, und noch nie hatte es mich eine solche Mühe gekostet, die schriftliche Aufgabe zu erledigen, die uns Frau Frönicke wie immer zu Beginn der zweiten Stunde erteilte. Als dann nach einer Ewigkeit endlich der Pausengong ertönte, sprang Mariel wie von der Tarantel gestochen auf und sprintete aus dem Klassenraum –und ich blieb wie ein begossener Pudel auf meinem Platz zurück.
    Â»Was ist los mit euch?«, hörte ich Jona fragen.
    Ich hatte nicht bemerkt, wie er neben mich auf Mariels Stuhl gesunken war, ja ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass meine Klassenkameraden inzwischen alle auf den Gang hinausgeströmt waren. Nur Frau Frönicke stand noch vorne an der Tafel und sah mit gespitzten Lippen zu uns herüber.
    Â»Braucht ihr eine Extraeinladung?«, fragte sie. »Oder wollt ihr etwa die versäumten Minuten von vorhin nachholen?«
    Jona zuckte mit den Schultern. »Wenn wir das dürfen …?«
    Â»Ihr wisst, dass das nicht geht«, sagte Frau Frönicke seufzend. »Ich möchte gerne in die Pause und ich muss den Raum abschließen.«
    Jona berührte meine Schulter. »Na komm schon«, sagte er leise.
    Ich zuckte zusammen, als ob ich vom Blitz getroffen worden wäre, schoss in die Höhe und steuerte auf die Tür zu.
    Diesmal hielt Jona von Anfang an Schritt mit mir. Ich achtete nicht darauf, wohin ich lief, ich wollte nur nicht stehen bleiben. Denn ich wusste, wenn ich stehen blieb, war das das Ende.
    Â»Verdammt noch mal, Philippa!« Jona packte mich am Arm. Ich geriet ins Stolpern, versuchte mich zu fangen und stand plötzlich im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Rücken an der Wand. »Sag doch endlich mal, was los ist.«
    Â»D-das geht dich … nichts an«, stammelte ich.
    Jona bohrte seinen Blick in meine Augen.
    Â»Stimmt«, sagte er schließlich, biss sich auf die Lippe und machte einen Schritt rückwärts, damit ich weiterlaufen konnte. Aber ich lief nicht weiter. Stattdessen fing ich an zu heulen.
    Â»Philippa!«, rief Jona bestürzt.
    Â»Mariel hat mir die Freundschaft gekündigt«, presste ich unter Tränen hervor. »I-ich bin ihr ni-nicht mehr gut g-genug.«
    Jona schüttelte den Kopf. »Was soll das denn heißen?«
    Tja, wie sollte ich ihm das erklären? Noch dazu, da ich vor lauter Schluchzen kaum ein verständliches Wort herausbrachte!
    Ich drehte mich zur Seite, damit Jona mir nicht mehr ins Gesicht schauen konnte, und wischte mir unablässig mit dem Handrücken über die Augen. Doch dummerweise strömten immer neue Tränen nach. Ach herrje, hatte ich nicht geahnt, dass genau das passieren würde? Warum musste dieser Blödmann mir auch so auf die Pelle rücken! Hatte er nichts Besseres zu tun?
    Â»Wenn du hier wartest, hole ich dir ein Taschentuch«, sagte er jetzt. »Aber nur, wenn du wartest.«
    Ich antwortete

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