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Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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es tut mir wirklich sehr leid.«
    Â»Ach.« Frau von Helsing machte eine wegwerfende Handbewegung. »Erstens ist der Wagen vollkaskoversichert und zweitens ist ein Lackschaden ohnehin kein Weltuntergang. Hauptsache, Jona ist wohlauf. Mit den Verletzungen sollte er allerdings vorsichtshalber zum Arzt gehen.«
    Â»Sooo schlimm sind sie nicht«, wandte ich ein. »Wir haben seine Hände gewaschen und einen Verband angelegt.«
    Â»Trotzdem«, sagte Frau von Helsing. »Und was die Jeans betrifft: Die werde ich ihm selbstverständlich ersetzen.«
    Ich starrte sie an. »Aber wieso? Ich bin doch gar nicht Ihr Kind!«
    Frau von Helsing guckte mich ganz komisch an, so als ob ich plötzlich Chinesisch geredet hätte, und um ihre Mundwinkel zuckte es. »Nein«, sagte sie schließlich. »Aber es ist mein Wagen, der den Schaden verursacht hat. Oder sehe ich das falsch?«
    Eigentlich wollte ich »ja« erwidern, aber ich spürte, dass das nicht hilfreich sein würde, also antwortete ich: »Nein.«
    Â»Gut.« Sie nickte und sah nun sehr zufrieden aus. »Dann frag Jona bitte, was die Hose gekostet hat. Vielleicht haben seine Eltern ja sogar noch die Rechnung, dann könnte ich sie bei der Versicherung einreichen.«
    Â»Okay«, sagte ich und erhob mich langsam, doch Frau von Helsing bedeutete mir, dass ich mich wieder hinsetzen sollte.
    Â»Möchtest du etwas trinken?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Vielen Dank.«
    Meine Reaktion schien ihr nicht zu gefallen. Sie sagte zwar nichts, aber ich merkte es ihr an, also tat ich so, als machte ich es mir in dem Sessel bequem.
    Â»Jona geht also auf deine Schule?«, erkundigte Frau von Helsing sich nun.
    Â»Ja«, sagte ich, »in meine Klasse.«
    Â»Bist du mit ihm … befreundet?«
    Â»Ja«, antwortete ich zögernd. »Aber nicht so, wie Sie denken«, beeilte ich mich hinzuzufügen.
    Frau von Helsing lächelte abermals. »Na ja, es geht mich im Grunde ja auch nichts an«, erwiderte sie dann. »Eines würde mich allerdings schon noch interessieren …«
    Ich bemühte mich, offen zu wirken, was mir schwerfiel, denn eigentlich verursachte mir jede ihrer Fragen einfach nur ein mulmiges Gefühl. Mittlerweile empfand ich mich gar nicht mehr als mächtig. Im Gegenteil: Ich hatte fast Angst davor, ein Angebot von ihr zu bekommen, das ich nicht annehmen wollte.
    Â»Gehst du gern auf diese Schule?«
    Â»Klar«, sagte ich. »Es ist eine tolle Schule. Wir haben viele coole Lehrer und meine Freunde sind auch alle da.«
    Letzteres entsprach natürlich nicht ganz der Wahrheit. Ich kannte zwar eine Menge Leute dort, so richtig dick befreundet war ich jedoch nur mit Mariel gewesen. Und wie sich die Sache mit Jona entwickelte, blieb abzuwarten. Möglicherweise litt er bereits morgen unter Gedächtnisschwund und beachtete mich überhaupt nicht mehr. Bei Jungs wusste man ja nie so genau.
    Â»Du könntest dir also nicht vorstellen, zum nächsten Schuljahr die Einrichtung zu wechseln?«, bohrte Frau von Helsing nach, und ich zuckte vor Schreck zusammen.
    Was? – »Nein!«
    Â»Keine Angst«, sagte sie schnell. »Das musst du auch nicht. Es war bloß eine Frage.« Jetzt bekam ihr Gesicht einen lauernden Ausdruck. »Du weißt ja, dass ich mich sehr darüber freuen würde, wenn du dich mit Celia anfreunden könntest.«
    Ich zuckte abermals zusammen und verfluchte mich dafür, dass ich meine Reflexe nicht besser unter Kontrolle hatte. Glücklicherweise war Frau von Helsing mir deswegen aber nicht böse.
    Â»Ich weiß, dass Celia schwierig ist«, sagte sie frei heraus. »Ich fürchte, ich habe sie ein wenig verzogen und am Ende viel zu spät gemerkt, in welche Richtung sie sich entwickelt. Selbstverständlich ist mir klar, dass du meinen Fehler nicht ausbügeln kannst … Und ich will dich auch zu nichts zwingen, aber ich würde mir wünschen, dass du hin und wieder herüberkommst, um mit mir und Celia zu plaudern.«
    Da war es also, das Angebot, beziehungsweise die Bitte, die ich nicht abschlagen konnte. Jedenfalls nicht einfach so. Schon verrückt! Gestern noch hatte ich es kaum erwarten können, herauszufinden, ob Papas neue Arbeitgeberin es mehr auf mich abgesehen hatte als auf ihn, und jetzt, da meine komische Ahnung immer konkreter wurde, saß ich plötzlich in der Zwickmühle.
    Â»Okay«,

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