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Phillips Bilder (German Edition)

Phillips Bilder (German Edition)

Titel: Phillips Bilder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Walther
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verschwinden, pinkelt er.
    Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und stehe auf. David kommt aus dem Haus und auch er scheint nicht überrascht, Seth vorzufinden. Wahrscheinlich haben sie uns schon von drinnen beobachtet. David zieht mich mit einem Arm an sich, flüstert „Morgen“ an meinem Ohr und grinst ziemlich unverschämt, als er mich wieder loslässt.
    Seth kommt vom Bach hoch und wir beginnen zu frühstücken. Seth sagt nichts und kümmert sich nicht viel um mich, während ich ihn am liebsten ununterbrochen anstarren möchte. Obwohl er dieselben Sachen wie in der Nacht anhat, sieht er frisch und cool aus. Er hat die Haare lässig verknotet, Spitzen stehen ab, aber das sieht gut aus. Ich strubbele durch meine eigenen Haare, ich weiß, dass sie nicht lässig, sondern nur ungekämmt aussehen.
    Sommer liegt in der Luft, die Sonne glitzert auf dem Frühstückstisch, aber ich habe nur Augen für Seth. Nur ihn würde ich jetzt gern fotografieren. Seine wilden Dreads und sein Gesicht, die Härchen auf seinem Unterarm, blond auf brauner Haut. Die Armbänder aus Holzperlen, seine langen kräftigen Finger, die nach Butter und Kaffee greifen. Mein Rucksack mit der Kamera ist im Haus, aber ich traue mich nicht, sie zu holen. Weiß nicht, ob Seth es mögen würde.
    Er nimmt sich ein weiteres Brötchen, belegt es großzügig. Es gibt immer noch nur Salami. Auf seinen Teller häuft Seth noch Eiersalat und eine der bunten Pasten.
    „Schmeckt wieder gut“, sage ich. Mir ist es ein bisschen unangenehm, wie Seth reinhaut, wie er sich bei David und Benjamin durchfrisst. So unangenehm, als wären wir ein Paar. Aber das sind wir nicht.
    Jurek kommt vom Haus her, spät heute. Vielleicht hat er ‚Schmeckt gut‘ verstanden. Er setzt sich neben den Tisch und sieht uns der Reihe nach erwartungsvoll an.
    Als Seth das letzte Brötchen vertilgt hat, steht er auf: „Ich mach jetzt mal los.“
    Er legt den Arm um meine Schulter und küsst mich. Dann tritt er um den Tisch, küsst Benjamin, dann David. Er nimmt sich noch einen Apfel vom Tisch, hebt grüßend die Hand und geht Richtung Bach, verschwindet auf dem Nachbargrundstück.
    „Wo wohnt Seth eigentlich?“
    „Solltest du das nicht ihn fragen?“, antwortet David.
    „Wir sind noch nicht viel zum Reden gekommen.“ Ich will es frech sagen, anzüglich, aber es klingt nur entschuldigend. David und Benjamin müssen doch einiges über Seth wissen. Ich will es auch wissen. Ich blicke zum Bach. Wo kommt man da hin? Weiter ins Dorf. Zur Villa, nicht zur Fabrik. Mehr weiß ich nicht. Gar nichts weiß ich. Und David und Benjamin sagen nichts.
    Ich stelle das Geschirr übereinander, frage nicht noch einmal. David belädt das Tablett und geht zum Haus. Ich nehme die Kaffeekanne und folge ihm.
    Die Küche hat kleine, tief in der Mauer liegende Fenster, von denen man in den Garten sieht, zwischen Zweigen hindurch ins Grün. Die Küche sieht aus wie die meiner Oma, als ich ein kleiner Junge war: ein blassgelbes Küchenbüffet mit milchigen Glaseinsätzen, ein Tisch aus hellem Holz und passende Stühle mit geflochtenen Sitzen.
    „Kann ich helfen?“
    „Abtrocknen?“
    „Okay.“
    David lässt Wasser ins Becken laufen, das Spülmittel ist natürlich öko. Er bindet seine langen Haare zusammen, dann stellt er einen Stapel Teller und Tassen ins Wasser.
    „Weiß Moritz, dass du ...?“, fragt er mich.
    „Ja klar, hab’s ihm kurz vor der Abiturprüfung gesagt. Na ja, hätte ich eher machen sollen.“ Ich nehme die erste Tasse, trockne sie sorgfältig ab.
    „Wusstest du es denn schon eher?“ David schrubbt die Teller ab, während er mich von der Seite ansieht.
    „Ja, viel eher.“
    „Hast du es ihm nicht eher gesagt“, David hält einen tropfenden Teller über das Becken, „weil du in ihn verliebt warst?“
    „Ich war nicht in ihn verliebt. Eigentlich nicht“, ich nehme David den Teller ab, aber sehe dabei aus dem Fenster. „Obwohl, von der Bettkante hätte ich ihn nicht gestoßen. Weiß nicht, warum ich es ihm nicht eher gesagt habe.“
    „Na ja, so prickelnd fand er es ja auch nicht, einen schwulen Bruder zu haben.“ David wirft das ganze Besteck ins Wasser.
    „Ich weiß. Jetzt ist es aber okay für ihn.“
    „Ich weiß“, sagt David.
    Benjamin kommt herein. Er tritt hinter David, der noch spült, schiebt die Hände um seine Taille und drückt sich an ihn. Legt das Kinn auf Davids Schulter. Einfach so. Während ich danebenstehe. Und neidisch bin, das Geschirrtuch in der Hand.

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