Phillips, Carly - Costas-Sisters 01 - Kuess mich Kleiner!
er.
»Warum zum Teufel nicht?«
»Pass auf, was du sagst, Samantha«, zischte er.
»Sag mir, warum nicht. Es ist schließlich nicht so, als würden Felice und Aaron einen Schei... Ich meine, es kümmert sie nicht sonderlich.«
Quinn zog einen Stuhl neben Samantha und setzte sich rittlings darauf. Hinter ihrer trotzigen Haltung versteckte sie nur ihren Kummer, doch ihre großen, feuchten Augen verrieten ihre wahren Gefühle. Deshalb überlegte sich Quinn seine nächsten Worte sehr gründlich. »Sie nehmen ihre Verantwortung sehr ernst«, sagte er langsam. »Und sie wollen eine Empfehlung für dich ausstellen. Ich weiß ja nicht, wie du das siehst. Aber ich möchte nicht, dass du als problematisch für eine neue Unterbringung eingestuft wirst.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Kann ich nicht bei dir leben? Bitte! Ich mache keinen Ärger, das verspreche ich dir. Ich mache sauber, und ich kann auch verschwinden, wenn du eine Freundin mit nach Hause bringst.« Für ihr Alter hatte sie offensichtlich schon viel zu viel miterlebt. »Ich schwöre, dass du nicht mal merkst, dass ich da bin.«
»Das ist genau das Problem, Mädchen.« Quinn wusste, wie sie sich fühlte. Er selbst hatte früher mit fast denselben Worten die Leute angebettelt. Ihm schnürte es die Kehle zu, und er wünschte, er könnte Sam das geben, was sie brauchte. »Ich wohne im Moment nicht einmal zu Hause. Bei mir hättest du keine ordentliche Familie. Ich wünschte, du könntest bei mir bleiben, aber das geht leider nicht.«
»Du willst mich bloß nicht.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Du bist genauso wie Aaron und Felice und all die anderen Pflegeeltern, bei denen ich gewesen bin.«
Ihre Worte trafen ihn wie ein Stich ins Herz. Wann hatte er dieses Mädchen eigentlich so sehr lieb gewonnen?
»Du hast einfach nur die Wohltäter-Nummer besser drauf als die anderen.« Ihr Tonfall und ihr Blick waren gleichzeitig anklagend und verletzt.
Quinn schluckte. »Das glaubst du doch selbst nicht. Du bist mir wichtig.« Er streckte die Hand nach ihr aus und senkte die Stimme. »Gehen wir. Ich bringe dich zu Felice zurück.«
»Für wie lange?« Sie schniefte und wischte sich die Augen mit dem Ärmel ab. Seine ausgestreckte Hand ignorierte sie einfach.
»Bis das Sozialamt ein neues Heim für dich gefunden hat.« Sam hatte mit ihrem Weglaufen Felice und Aaron genau den Vorwand geliefert, den sie brauchten. Sie hatten das Sozialamt angerufen und den Sachbearbeitern mitgeteilt, dass sie als Pflegeeltern nicht mehr infrage kamen.
Quinn war verärgert über diese schnelle Reaktion, aber es war sinnlos, das Sam zu erzählen. Die beiden hatten ihre Entscheidung schon längst gefällt. Sam hatte es ihnen nur einfacher gemacht. Allerdings konnte er nicht begreifen, wie man ein Kind so einfach abschieben konnte.
Zu seiner Überraschung protestierte Samantha nicht einmal. Sie weigerte sich zwar, seine Hand zu nehmen, stand jedoch auf, schob ihren Stuhl unter den Tisch und trat neben ihn.
Als er sie aus der Küche führte, streifte sein Blick die Schminkutensilien auf dem Tisch. Wann hatte sich jemand das letzte Mal die Mühe gemacht, Samantha darin zu unterstützen, das Mädchen zu sein, das sie war? Selbst wenn ihr Spielgefährte nur ein Affe war, hatte Sam eine Stunde lang so etwas wie Normalität erlebt, und das in diesem verrückten Haushalt. Und das Haus, in das sich Sam geflüchtet hatte, war dasselbe Haus, aus dem Ari floh.
Ariana wischte den Tisch mit einem feuchten Lappen ab und stellte ihr Tablett auf den Tresen. Sie musste die ganze Zeit an Sam denken, die sich zu ihr geflüchtet hatte. Auch wenn sie dazu zu einem fragwürdigen Trick hatte greifen müssen. Offenbar betrachtete das Mädchen Ariana als eine Art Retterin und hatte wohl auch einen kurzen Moment geglaubt, sie hätte in Arianas Heim Sicherheit gefunden. Was Ariana ziemlich seltsam fand. Sie wusste schließlich aus erster Hand, dass ihre exzentrische Familie nicht gerade den besten Einfluss auf ein junges Mädchen ausübte.
Und wenn sie nicht an Sam dachte, dann drehten sich ihre Gedanken um Quinn. Er hatte so bestürzt ausgesehen, dass Ariana ihn am liebsten in die Arme geschlossen und ihn all das hätte vergessen lassen. Die Gefühle, die diese Gedanken in ihr auslösten, überwältigten sie beinahe, und Ariana wünschte sich, sie selbst könnte davor in starke Arme flüchten.
»Ich mache eine Pause«, sagte sie zu Connor, als sie in einem ruhigen Moment an der
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