Phillips, Carly - Costas-Sisters 01 - Kuess mich Kleiner!
nur erlebt, dass Leute ihn zurückließen, und infolgedessen hatte er nie jemanden nah an sich herangelassen. Ariana würde ebenfalls verschwinden, sobald ihre Schwester wieder da war, und er durfte nicht zu viel Gefühl in sie investieren.
»Ich weiß noch nicht, was ich von uns halten soll«, erklärte sie jetzt.
Quinn nickte. Ihre Offenheit gefiel ihm. Außerdem wusste er genauso wenig, was er von ihrer Beziehung halten sollte. Er wusste nur, dass die Welt heller schien, wenn Ari da war, und ihm auch alles andere besser gefiel. Er hatte mehr bekommen, als er erwartet hatte, und er wollte nicht riskieren, sie etwa zu früh zu verschrecken.
»Warum hörst du nicht einfach auf zu denken und vertraust deinen Gefühlen?«, fragte er. Jetzt liebkoste er ihre Knospe nicht mehr nur, sondern reizte sie, indem er sie zwischen Daumen und Zeigefinger rollte. Gleichzeitig beugte er sich vor und küsste Ari.
Er glitt mit seiner Zunge zwischen ihre Lippen und schmiegte sich dicht an sie. Das Bedürfnis, mit ihr zu schlafen, tief in sie einzudringen und sich in ihr zu verlieren, war überwältigend. Doch plötzlich schrillte ohne Vorwarnung die Türglocke und unterbrach sie.
»Das ist nicht wahr!« Arianas Worte spiegelten exakt Quinns Gedanken wider.
Er stand auf und zog sie mit sich hoch. »Leider doch. Ich habe Wolf völlig vergessen. Ich hatte ihn gebeten, Dozer herzubringen, wenn er einen ruhigen Moment im Waisenhaus hat.«
Ariana zog sich hastig die Bluse über den Kopf.
»Das Schlafzimmer liegt da hinten, das Bad ebenfalls«, erklärte Quinn. »Geh nur, ich kümmere mich um Wolf.«
»Danke.« Sie lächelte ihm auf eine Art zu, die ihn noch mehr erregte, und außerdem wärmte ihr Blick sein Herz. Sein Vorsatz, sich nicht zu sehr auf Ariana einzulassen, war vollkommen verflogen.
Ariana stand in Quinns Bad vor dem Spiegel und knöpfte sich die Bluse zu. Mit den spärlichen Utensilien aus ihrer Handtasche frischte sie ihr Make-up auf, und nahm nach kurzem Zögern einen Kamm, den sie auf der Ablage fand und kämmte sich. Sie riss sich äußerlich zwar zusammen, aber innerlich war sie aufgewühlt und sehr erregt.
Warum sie erregt war, lag auf der Hand. Doch die Unterhaltung mit Quinn hatte sie auch sehr aufgewühlt. Sie war emotional vollkommen durcheinander und fühlte sich verletzlicher als gewöhnlich. Sie war bis ins Mark verunsichert.
Sie wusste einfach nicht, wer sie wirklich war. Sie konnte nicht behaupten, dass sie Ariana Costas vermisste, die korrekte und langweilige Professorin mit ihrem ebenso langweiligen Leben.
Andererseits konnte sie den Wahnsinn, der ihre Familie umgab, einfach noch nicht ertragen. Ihre Einstellung dazu hatte sich nicht geändert. Dafür jedoch gefiel ihr die Frau, die Quinns Gegenwart in ihr zum Vorschein brachte. Die offenere und weniger zurückhaltende - und leider auch weniger kritische Ari.
Seit sie nach Hause gekommen war, hatte sie angefangen, ihre Familie aus der Erwachsenenperspektive zu betrachten, und musste zugeben, dass ihr die Eigenarten ihrer Eltern allmählich besser gefielen, als ihr lieb war. So sehr, dass es ihr jetzt fast nichts mehr ausmachte, sich so zu sehen, wie ihre Familie das tat: Ari, das Kind, das nur zu gern bei ihren Streichen und Spielen mitgemacht hatte.
Es war also kein Zufall, dass sie sich nicht mehr länger mit ihrer Rolle als Ariana identifizieren konnte. Doch jetzt war sie zwischen zwei Persönlichkeiten und zwei Welten gefangen. Und das warf eine beunruhigende Frage auf: Wer war sie wirklich?
Dreizehntes Kapitel
Quinn stand in seinem Büro und betrachtete die beiden Reihen Bildschirme. Er unterdrückte seinen Ärger und wippte nur unruhig auf den Fußballen vor und zurück, während er auf Damon wartete. Als sein Boss endlich hereinkam, war es fast schon Mitternacht.
»An den Tischen tobt das Leben, und die Bar ist ebenfalls gut besetzt.« Damon schob seine Hand in die Hosentasche. Offenbar war er sehr zufrieden mit sich. »Alles in allem ist das eine ausgezeichnete Nacht.«
Die Selbstgefälligkeit dieses Mannes war wirklich grenzenlos, und allmählich ging er Quinn damit höllisch auf die Nerven. »Das kommt auf den Standpunkt an. Ich zum Beispiel schätze es gar nicht, wenn man mich bis zu meinem eigenen Haus verfolgt.« Er hatte Ari zwar gesagt, er wäre einfach nur vorsichtig, aber er hatte gelogen. Er wollte sie nur nicht in Panik versetzen.
»Ein kluger Mensch traut niemandem, Quinn.«
Quinn biss die Zähne zusammen.
Weitere Kostenlose Bücher