Phillips Susan Elizabeth
saßen, wo der verwitterte Pfahlzaun die Grenze zum Gehweg des geschäftigen Robertson Boulevards markierte.
Georgie nahm unter einem weißen Sonnenschirm Platz. Würde sie Wein trinken, könnte man ihr dies als Ertränken ihrer Probleme im Alkohol auslegen, also bestellte sie Eistee. Zwei Frauen blieben auf dem Gehweg jenseits des Zauns stehen und glotzten sie an. Wo war Trevor?
Ihr Plan war einfach. Anstatt die Öffentlichkeit zu meiden, würde sie diese hofieren, aber zu ihren Bedingungen – als alleinstehende Frau, die das Leben in vollen Zügen genoss. Sie würde ein paar Wochen mit einem perfekten Mann, und dann ein paar Wochen mit einem anderen verbringen. Mit keinem davon würde sie sich lang genug zeigen, um eine ernsthafte Liebesaffäre nahezulegen. Nur Spaß, Spaß, Spaß, begleitet von jeder Menge Fotos, auf denen sie lachte und sich amüsierte – Fotos, für deren gezielte Verbreitung ihr Publicity-Manager schon sorgen würde. Sie kannte ein Dutzend großartig aussehender Schauspieler, die ganz versessen auf Publicity waren und die Regeln des Spiels verstanden. Trevor würde ihrer Kampagne den Anstoß geben. Wenn er nur nicht so eine Aversion gegen Pünktlichkeit hätte.
Und wenn die ganze Idee einer absichtlich in Gang gesetzten Publicity nicht so abstoßend wäre.
Fünf Minuten verstrichen. Sie hatte sich für diesen Anlass absolut passend hergerichtet und angezogen, was ihre fähige Stilistin für sie ausgewählt hatte – ein schwarzes leichtes Sonnenkleid aus Baumwolle mit breiter scharlachroter Paspelierung am Mieder und einem abstrakten Blätterregen in verschiedenen Brauntönen, der sich über den kurzen, engen Rock ergoss. Dazu passende Schuhe mit Keilabsatz und Knöchelriemchen und Bernsteinohrringe, die den Eindruck lässiger, ausgefallener Eleganz vervollständigten, die ihr besser stand als Rüschen oder Schlampenklamotten. Außerdem hatte sie dieses Kleid ausgesucht, weil es ihren Gewichtsverlust kaschierte.
Acht Minuten waren vergangen. Rory Keene entdeckte sie endlich und winkte ihr freundlich zu. Georgie winkte zurück. Vor fünfzehn Jahren, während der zweiten Staffel von Skip und Scooter war Rory eine kleine Produktionsassistentin gewesen, inzwischen aber Chefin der Vortex Studios und eine der mächtigsten Frauen in Hollywood. Da die letzten beiden Filme von Georgie Flops an der Kinokasse gewesen waren und ihr neuester keinesfalls besser zu sein versprach, war es ihr unangenehm, dass jemand mit so viel Einfluss sie hier wie eine Verliererin sitzen sah. Aber das war ja schließlich nichts Neues, oder?
Sie war nie defätistisch veranlagt gewesen und musste aufhören, so zu denken. Aber jetzt waren schon zehn Minuten verstrichen …
Georgie tat so, als würde sie die neugierigen Blicke nicht bemerken, die auf sie gerichtet waren, aber sie hatte zu schwitzen begonnen. Allein an einem Tisch von The Ivy zu sitzen, kam einer öffentlichen Ächtung gleich. Sie überlegte, ihr Mobiltelefon aufzuklappen, aber sie wollte nicht den Anschein erwecken, ihrer Verabredung nachzuspüren.
Auf der anderen Seite des Patios hatte sich eine Gruppe dünner, sorgfältig gestylter junger Erbinnen mit schönen leeren Gesichtern zum Mittagessen versammelt. Zu ihnen gehörten die geistlosen Töchter eines verblassenden Rockstars, eines Studiomoguls und eines internationalen Softdrinkmagnaten. Die Mädchen waren dafür berühmt, berühmt zu sein – Ikonen für alles, was trendy und für die Durchschnittsfrauen, die sich auf ihre Fotos stürzten, unerschwinglich war. Keine von ihnen hätte je zugegeben, von Papas Geld zu leben, also gaben sie als ihre Beschäftigung gern »Taschendesignerin« an. Tatsächlich bestand ihr Job aber darin, sich ablichten zu lassen. Ihre Anführerin, die Softdrink-Erbin, erhob sich und glitt wie ein geschmeidiger Ferrari auf Georgie zu.
»Hi, ich bin Madison Merrill. Wir sind uns noch nicht begegnet.« Sie drehte ihre Hüfte so, dass die Paparazzi von jenseits der Straße mit ihren Teleobjektiven einen schmeichelhaften Blick auf ihr Trapezkleid von Stella McCartney bekamen. »Ich fand Sie großartig in Summer in the City . Ich begreife gar nicht, warum das kein Kassenschlager wurde. Ich liebe romantische Komödien.« Eine Falte grub sich in ihre perfekte Stirn, und sie fügte hastig hinzu: »Ich meine, ich mag auch ernsthafte Sachen wie, Sie wissen schon, Scorcese und so.«
»Verstehe.« Georgie stellte ihr übermütiges Lächeln zur Schau und stellte sich vor, wie die
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