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Phillips Susan Elizabeth

Phillips Susan Elizabeth

Titel: Phillips Susan Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aus Versehen verliebt
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befragen wollte. Kellnerinnen und Verkäuferinnen. Politessen und Pflegerinnen. Sie wollte die Geschichten von ganz normalen Frauen aufzeichnen, die in der Glamourmetropole ihrer alltäglichen Arbeit nachgingen.
    Als sie endlich vom Monitor aufblickte, stellte sie fest,
dass Aaron sein Tagwerk schon vollbracht hatte. Laura dürfte inzwischen ihr Treffen abgesagt haben, aber für den Fall, dass sie es noch nicht getan hatte, wollte Georgie lieber bis morgen Früh warten, ehe sie sich bei Rich Greenberg entschuldigte.
    Sie ging nach unten und wurde unangenehm überrascht, als sie ihren Vater aus dem Vorführraum kommen sah. »Ich habe was nachgeholt und mir einen alten Almodóvar-Film angeschaut«, sagte er.
    »Ich dachte, du seist abgereist.«
    »Meine Reinigungsfirma hat im Stadthaus Schimmelbefall festgestellt. Ich lasse das reparieren, aber ich kann währenddessen ein paar Tage nicht dort wohnen. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich noch ein wenig länger bleibe.«
    Sie hatte was dagegen, vor allem da sie ihm jetzt die Nachricht vom abgesagten Termin persönlich mitteilen musste. »Das ist schön.«
    Bram kam aus der Küche. »Bleib, so lange du willst, Dad«, säuselte er. »Du weißt, du bist uns immer willkommen.«
    »Wie die Pest«, entfuhr es ihrem Vater.
    »Nicht, solange du dich an die Regeln hältst.«
    »Und die wären?«
    Bram hatte eindeutig seinen Spaß, schließlich stand ihm auch die ganze Welt offen. »Erstens, lass Georgie in Ruhe. Sie ist jetzt mein Problem, nicht deins.«
    »Hey!«, beschwerte sich Georgie, den Arm auf die Hüfte gestützt.
    »Zweitens … Eigentlich ist es das schon. Sei etwas entspannter im Umgang mit deiner Tochter. Aber ich würde auch gern deine Meinung zu Tree House hören.«
    Ihr Vater machte ein finsteres Gesicht. »Wirst du deines Sarkasmus denn nie überdrüssig, Shepard?«

    Georgie starrte Bram an. »Ich finde nicht, dass er sarkastisch ist, Dad. Er möchte wirklich deine Meinung hören. Und glaub mir, ich bin genauso überrascht wie du.«
    Ihr falscher Ehemann sah sie über seine Nasenspitze hinweg an. »Paul ist zwar ein absoluter Kontrollfreak, der dich verrückt macht, aber trotzdem ein kluger Mann. Er hat gestern Abend derart toll gelesen, ich wüsste gern, was er über das Drehbuch denkt.«
    Ihr Vater, der sonst nicht auf den Mund gefallen war, schien nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte. Schließlich schob er seine Hand in seine Hosentasche und sagte: »Also gut.«
    Ihr Tischgespräch beim Abendessen ließ sich zwar etwas merkwürdig an, aber es kam zu keinen Handgreiflichkeiten, und es dauerte nicht lang, da überlegten sie schon, wie sie ein Glaubwürdigkeitsproblem in Helene und Dannys erster Szene lösen könnten. Später warf Paul ein, Kens Charakter müsse noch stärker herausgearbeitet werden, und er vertrat die Ansicht, dass es ihn noch bedrohlicher machen würde, wenn seine Persönlichkeit als missbrauchender Vater durch weitere Schichten ergänzt würde. Georgie gab ihrem Vater recht, und Bram hörte aufmerksam zu.
    Nach und nach wurde Georgie bewusst, dass das Originalskript nicht so perfekt war, wie Bram ihr das vermittelt hatte, und dass Bram es aufpoliert, manchmal kleinere Änderungen vorgenommen, aber auch ganz neue Szenen eingefügt hatte, immer dem Original verpflichtet. Zu erfahren, dass Bram so gut schreiben konnte, brachte das Fundament ihrer vorgefassten Meinungen über ihn erneut ins Wanken.
    Bram trank seine Kaffeetasse leer. »Ihr habt mir ein paar gute Ideen geliefert. Ich muss mir ein paar Notizen machen.«

    Für Georgie war der Zeitpunkt längst überfällig, sich der grausigen Aufgabe zu stellen, ihrem Vater gegenüber aufrichtig zu sein. Sie entließ Bram mit einer zögernden Handbewegung.
    Während sich, wie vorhersehbar, bedrückendes Schweigen breitmachte, tauchte ein weiterer Erinnungsfetzen auf. Sie war erst vier gewesen, als ihre Mutter starb, und verfügte deshalb nicht über viele Erinnerungen, aber da war diese schäbige Wohnung, die ständig mit Lachen, Sonnenschein und Gratispflanzen erfüllt war, wie ihre Mutter sie nannte. Sie pflegte einen Teil einer Süßkartoffel oder das Grün einer Ananas abzuschneiden und in einen Topf mit Erde zu stecken, oder einen Avocadokern mit Zahnstochern über ein Glas Wasser zu hängen. Ihr Vater sprach so gut wie nie über ihre Mutter, wenn er es tat, beschrieb er sie als gutmütigen, aber chaotischen Schussel. Auf ihren Fotos sahen sie dennoch sehr glücklich

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