Phillips Susan Elizabeth
Putenwrap auf den Tisch. Diesen hatte sie aus fettfreier Tortilla, magerem Fleisch, Tomatenscheiben, ein paar Spinatblättern sowie einem Streifen Avocado zubereitet und ein paar Karottenstreifen daneben gelegt. Dem Kerl musste man auf die Sprünge helfen.
Als er sein Gespräch beendet hatte, fiel sein Blick auf den Wrap. Nachdem er aufgelegt hatte, sagte sie: »Rechne nicht damit, dass ich das jeden Tag mache.« Sie nahm sich die neueste Ausgabe von Flash mit Bram und Georgie auf dem Titelbild, setzte sich in eine Ecke und blätterte das Heft durch. »Nun mach schon, iss endlich.«
Er nahm den Putenwrap und biss hinein. »Gibt es Majo dazu?«
»Nein.« Sie hielt sich einen Parfümtester an ihre Nase und schnüffelte daran. »Wie alt bist du?«
Er hatte gute Manieren und schluckte erst, ehe er antwortete. »Sechsundzwanzig.«
Sechs Jahre älter als sie, er wirkte jünger. »Warst du auf dem College?«
»University of Kansas.«
»Viele Leute, die aufs College gehen, wissen einen Scheiß.« Sie musterte sein Gesicht und befand, dass einer es ihm schließlich sagen musste. »Deine Brille überzeugt nicht. Soll aber keine Beleidigung sein.«
»Was ist damit?«
»Sie ist hässlich. Du solltest Kontaktlinsen oder so tragen.«
»Kontaktlinsen machen ständig Ärger.«
»Du hast hübsche Augen. Die solltest du zeigen. Hol dir wenigstens ein anständiges Gestell.« Seine Augen waren strahlend blau und von einem dichten Wimpernkranz umgeben, das Einzige, was wirklich gut an ihm war.
Er runzelte die Stirn, wobei seine Wangen aussahen, als würden sie den Rest des Gesichts verschlucken. »Ich denke nicht, dass jemand, der Löcher in seinen Augenbrauen hat, das Recht hat, andere zu kritisieren.«
Sie liebte ihre gepiercten Augenbrauen. Sie gaben ihr das Gefühl, stark zu sein, wie eine Rebellin, der die Gesellschaft piepegal war. »Als ob mir deine Meinung wichtig wäre.«
Er kehrte an seinen Computer zurück und holte irgendein Grafikprogramm auf den Bildschirm. Sie erhob sich, aber auf ihrem Weg hinaus entdeckte sie seine große hässliche Aktenmappe, die offen auf dem Boden lag, so dass man die Chipstüte darin sehen konnte. Sie ging darauf zu und zog sie heraus.
»Hey! Was machst du da?«
»Die brauchst du nicht. Ich werde dir später etwas Obst bringen.«
Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Gib die zurück. Ich will dein Obst nicht.«
»Willst wohl lieber Junkfood?«
»Ja, ganz genau.«
»Schade.« Sie ließ die Chipstüte auf den Boden fallen und trat mit dem Fuß fest darauf. Mit einem lauten Knall platzte sie. »So, da hast du sie.«
Er starrte sie an. »Was hast du denn für ein Problem?«
»Ich bin ein Miststück.« Als sie das Büro verließ und die Treppe hinunterging, sah sie vor ihrem geistigen Auge, wie er sich nach den zerstoßenen Chips bückte.
Immer wieder verschwand Bram in seinem Büro, als ginge er einer wirklichen Arbeit nach, und gab Georgie keine Gelegenheit, ihre Frustration abzureagieren. Schließlich ging sie hoch in seinen Fitnessraum und begann mit ihren täglichen Aufwärmübungen aus dem Ballett. Ihre Muskeln waren steif und spielten nicht richtig mit, aber sie blieb eisern. Vielleicht sollte sie sich eine Stange einbauen lassen. Getanzt hatte sie immer gern, und sie wusste, dass sie es nicht so einfach hätte drangeben dürfen. Dasselbe galt fürs Singen. Sie war keine große Sängerin. Die kräftige, durchschlagende Broadway-Stimme, die sie als Kind so gewinnend eingesetzt hatte, war mit dem Alter nicht reifer geworden, aber sie konnte einen Ton halten und ihre Energie machte wett, was ihr an Stimmvolumen fehlte.
Nach ihren Übungen unterhielt sie sich mit Sasha und April am Telefon und erledigte ein paar Online-Einkäufe. Ihr Alltag hatte sich darauf reduziert, ihre viel beschäftigten Freundinnen zu belästigen und dafür zu sorgen, dass ihr Äußeres kameratauglich war. Um bessere Laune zu bekommen,
verfolgte sie Chaz mit der Videokamera und stellte aufdringliche Fragen.
Chaz beklagte sich verbittert, aber das hielt sie nicht vom Erzählen ab, Georgie erfuhr immer mehr. Ihre wachsende Faszination für Brams Haushälterin war der einzige Grund, der sie davon abhielt, einen eigenen Koch einzustellen.
Am Freitagmorgen, Tag sechs ihrer Ehe, trafen sie und Bram sich mit einer Partyplanerin, einer sich vor Dienstbeflissenheit überschlagenden, sehr teuren und allseits empfohlenen Poppy Patterson. Diese Frau ging einem schnell auf die Nerven, aber ihr gefiel
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