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Phillips Susan Elizabeth

Phillips Susan Elizabeth

Titel: Phillips Susan Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aus Versehen verliebt
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zum Weihnachtsabend zu warten, aber mein Hunger war so groß.« Sie knüllte das Papiertaschentuch in ihrer Hand zusammen. »Eines Abends sah ich dann einen Kerl aus einem Klub kommen. Er war allein und sah wirklich clean aus. Als ich auf ihn zuging und ihn ansprach, fragte er mich, wie alt ich sei. Das fragten viele, und meine Antwort hing immer davon ab, was sie hören wollten, weshalb ich manchmal vierzehn oder sogar zwölf sagte. Aber er schien keiner dieser Widerlinge zu sein, also erzählte ich ihm die Wahrheit. Er zog etwas Geld aus der Tasche, gab es mir und ging dann weiter. Es waren hundert Dollar, ich hätte mich bedanken sollen, aber ich war nicht ganz bei mir, weil ich nichts gegessen hatte, ich schrie ihm hinterher, ich bräuchte seine Almosen nicht. Und als er sich dann umdrehte und mich ansah, warf ich ihm die Scheine mehr oder weniger vor die Füße.«
    Sie entzog sich Bram und warf das Taschentuch in den
Mülleimer. »Er kam zurück, hob das Geld auf und fragte mich, wie lang es her sei, dass ich etwas gegessen hatte. Ich sagte ihm, das wisse ich nicht mehr, er nahm mich mit in die Bar und bestellte Hamburger. Er ließ mich nicht mal zum Händewaschen gehen, weil er sagte, dann würde ich durch den Hinterausgang ausbüchsen, aber das hätte ich nicht getan. Ich war viel zu hungrig. Ich wickelte eine Papierserviette um mein Essen und aß es so, damit meine Hände nicht damit in Berührung kamen.«
    Sie ging zur Spüle und drehte das Wasser auf, um sich die Hände zu waschen. Dabei erzählte sie weiter: »Er wartete, bis ich fertig war, und sagte dann, er werde mich dorthin bringen, wo es Sozialarbeiter gäbe wie in den Obdachlosenheimen, aber ich sagte ihm, ich brauchte keine Sozialarbeiter, ich brauchte nur einen Job in einem Restaurant, denn obwohl ich jetzt keinen Gips mehr hatte, bekam ich keinen Job, weil ich keine Adresse hatte und nicht für meine Sauberkeit sorgen konnte.«
    Georgie senkte die Kamera und fuhr sich mit der Zunge über ihre Lippen. »Dann hat er dir selbst einen Job gegeben. Er hat das Straßenkind, das er nicht kannte, mit in sein Haus genommen und ihm Arbeit gegeben.«
    Chaz wirbelte herum und sah sie an – stolz, trotzig, höhnisch grinsend. »Und er hält sich für so klug. Ich hätte ihm ein Messer in die Rippen stoßen können. Er versteht gar nicht, wie schlecht Menschen sein können. Verstehen Sie jetzt, warum ich so gut auf ihn aufpassen muss?«
    »Ja, ich verstehe es«, sagte Georgie. »Bisher habe ich es nicht verstanden, aber jetzt schon.«
    »Ich bin jedoch sicher, dass ich mich gegen einen Wicht wie dich schon hätte durchsetzen können«, meinte Bram.
    Chaz riss ein Stück Küchenpapier ab und ging auf Georgie zu, als hätte er nichts gesagt. »Da Sie jetzt alles in Ihrer Kamera haben, können Sie mich vielleicht in Ruhe lassen.«
»Möglich«, sagte Georgie. »Aber eher unwahrscheinlich.«
    Chaz fuhr herum und wandte sich an Bram. »Verstehst du jetzt, wie verrückt sie ist? Siehst du das jetzt?«
    Er schob seine Hand in die Hosentasche. »Was soll ich deiner Meinung nach dagegen tun?«
    »Nur – ich weiß nicht. Sag ihr einfach, dass sie ein verdammt verrücktes Huhn ist.«
    »Du bist verrückt«, sagte er zu Georgie. »Chaz hat recht.«
    »Ich weiß. Schön, dass ihr beide euch mit mir abfindet.«
    In dem Gefühl, etwas Gutes getan zu haben, ließ sie die beiden allein.

16

    Georgie schloss sich in Brams Badezimmer ein und setzte sich in seine Badewanne. Sie und Chaz waren beide von Männern betrogen worden – Chaz, was viel schrecklicher war, auf der Straße; Georgie auf einem Boot auf dem Lake Michigan und später von ihrem Ehemann, dem sie ewige Liebe versprochen hatte. Jetzt versuchten sie beide herauszufinden, wie sie weitermachen konnten. Sie fragte sich, ob Chaz ihre herzerschütternde Geschichte auch ohne die Kamera erzählt hätte? Das ist wichtig , hatte Chaz gesagt, als Georgie mit Filmen aufhören wollte. Machen Sie es wichtig .
    Zeichnete die Kamera einfach nur die Realität auf oder veränderte sie diese? Könnte sie die Zukunft verändern? Georgie überlegte, ob die Tatsache, dass ihre Story dokumentiert war, Chaz dabei helfen könnte, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen, damit sie nach vorne blicken konnte. Wäre das nicht erstaunlich? Und wäre es nicht noch erstaunlicher, wenn das Aufzeichnen von Chaz’ Story Georgie dabei half, ihre eigene Vergangenheit nüchtern und sachlich zu sehen.
    Sie tauchte tiefer ins Wasser ein und

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