Phillips Susan Elizabeth
brauchen einen wirklich guten Koch.«
Sie hob ihre Hand. »Hör auf damit. Kein Florist, kein Barkeeper, und Chaz bereitet selbst gemachtes Kebab vor. Hühnchen, Rindfleisch und Jakobsmuscheln.«
»Bist du wahnsinnig? Wir können Rory Keene doch kein Kebab vorsetzen.«
»Du musst mir einfach vertrauen. Denk dran, ich verfolge meine eigenen Interessen dabei, Rory für das Projekt zu gewinnen. Wenn du mir das vermasselst …«
»Georgie, ich habe es dir doch gesagt. Helene braucht eine Besetzung, die …«
»Lass mich in Ruhe. Ich habe zu tun.« In erster Linie musste sie ihm helfen, Rory davon zu überzeugen, dass er der richtige Mann für diesen Film war. Sollte Rory sehen, wie gut er sich in letzter Zeit aufführte, könnte sie womöglich seine Dummheit von früher vergessen.
Anders als Georgie, die nichts vergessen konnte.
Nachdem er gegangen war, beschäftigte sie sich damit, auf der Veranda Kerzen aufzustellen, schließlich konnte sie ihrer Videokamera nicht widerstehen. Ausgerechnet heute sollte sie Chaz natürlich in Ruhe lassen, aber was sie aus einer Laune heraus begonnen hatte, wurde langsam zur Obsession. Zu der allgemeinen Faszination, die sie für Chaz empfand, kam noch die Begeisterung, das Leben anderer Leute aufzunehmen. Sie hatte sich nie vorstellen können, wie fesselnd es war, hinter anstatt vor der Kamera zu stehen.
Sie traf Chaz in der Küche an, wo sie eine Ingwer-Knoblauch-Marinade anrührte. Als sie Georgie sah, knallte sie
ihr Küchenmesser auf ein paar Knoblauchzehen. »Gehen Sie mit Ihrer Kamera weg.«
»Du lässt mich ja nicht helfen. Mir ist langweilig.« Sie machte einen Schwenk durch die Küche und hielt das wohl organisierte Chaos fest.
»Gehen Sie doch die Putzleute filmen. Das scheint Ihnen ja unglaublichen Spaß zu machen.«
Schwang da etwa Eifersucht mit? »Ich unterhalte mich gern mit ihnen. Soledad – das ist die Große, Hübsche – schickt fast ihr ganzes Geld nach Hause zu ihrer Mutter in Mexiko und lebt deshalb bei ihrer Schwester. Sie leben zu sechst in einem Einzimmerapartment. Kannst du dir das vorstellen?«
Chaz ließ das Messer über den Knoblauch tanzen. »Toll. Jedenfalls schläft sie nicht auf der Straße.«
Georgie bekam eine Gänsehaut. »Wie du?«
Chaz senkte ihren Kopf. »Das habe ich Ihnen nicht erzählt.«
»Du hast mir von deinem Unfall erzählt und dass man dich gefeuert hat, nachdem du deine Hand gebrochen hattest.« Georgie zoomte sie heran. »Ich weiß, dass man dir dein Geld geklaut hat. Die Schlussfolgerung liegt wohl auf der Hand.«
»Es gibt jede Menge Jugendliche auf der Straße. Das war nichts Besonderes.«
»Doch … für dich muss das besonders hart gewesen sein. Der ganze Dreck und das Durcheinander und keine Möglichkeit, es in Ordnung zu bringen.«
»Ich kam klar. Jetzt gehen Sie. Es ist mein Ernst, Georgie. Ich muss mich konzentrieren.«
Georgie sollte gehen, aber die aufgewühlten Emotionen, die unter Chaz’ rauer Oberfläche brodelten, hatten sie von Anfang an angezogen, und irgendwie befahl die Kamera ihr, sie aufzunehmen. Sie veränderte ihre Fragestellung.
»Macht es dich nervös, wenn du für mehr als eine Person Essen zubereiten musst?«
»Ich mache praktisch jeden Abend Essen für mehr als eine Person.« Sie warf den gehackten Knoblauch mit dem geschälten Ingwer in eine Schüssel. »Ich sorge dafür, dass Sie was zu essen kriegen, oder nicht?«
»Aber dein Herz ist nicht dabei. Ich schwöre dir, Chaz, selbst deine Nachtische schmecken bitter.«
Chaz’ Kopf schoss in die Höhe. »Das ist doch Quatsch, was Sie da sagen.«
»Nur eine persönliche Beobachtung. Bram schmeckt dein Essen, Meg auch. Aber Meg scheinst du auch zu mögen.«
Chaz presste ihre Lippen zusammen. Ihr Messer bewegte sich schneller.
Georgie stellte sich ans Ende der Theke. »Pass lieber auf dich auf. Große Köche wissen, dass außergewöhnliches Essen mehr ist als das Vermischen von Zutaten. In dem, was du kreierst, zeigt sich, wer du als Person bist – und wie du für andere Menschen empfindest.«
Der Rhythmus von Chaz’ Hacken verlangsamte sich. »Das glaube ich nicht.«
Georgie wusste, dass sie aufhören musste, und nahm sich das auch vor, aber sie konnte nicht, nicht mit einer Kamera in der Hand, nicht, wenn sie das Gefühl hatte, das Richtige zu tun. Mitleid wallte in ihr auf, gepaart mit Verständnis. Sie und Chaz hatten jede ihren Weg gefunden, mit einer Welt klarzukommen, über die sie kaum die Kontrolle zu haben schienen. »Warum
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