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Philosophenportal

Titel: Philosophenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Zimmer
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konfliktreich, aber häufig auch sehr intensiv: Sie verlangt von dem neu
     Bekehrten eine radikale Veränderung, sowohl in seiner geistigen Einstellung als auch in seiner Lebensführung. Ganz selten
     ist der Fall, dass die Religion selbst in den Händen des Bekehrten sich wandelt und eine neue Gestalt annimmt.
    Die um die Wende zum 4.   Jahrhundert entstandenen
Bekenntnisse
des römischen Bürgers Aurelius Augustinus sind Zeugnis einer solchen schwierigen Annäherung eines Intellektuellen an einen
     religiösen Glauben, bei der beide Seiten sich verändern. Aus einem Karriereakademiker wurde ein berühmter Religionslehrer.
     In Folge seiner Bekehrung wurde der Universitätsdozent Augustinus zu einem der bekanntesten Bischöfe seiner Zeit und ging
     als »Kirchenvater« in die Geistesgeschichte ein. Und die junge Volksreligion des Christentums, die sich auf Offenbarungen
     und Gleichnisse stützte, erhielt |25| durch das Denken und Fragen des Intellektuellen Augustinus prägende philosophische Anstöße.
    Die Begegnung des Augustinus mit dem Christentum markiert eines der wichtigsten Daten in der Entstehung der frühchristlichen
     Theologie. Aber auch die Philosophie nahm von da an einen völlig neuen Weg. Mit Augustinus beginnt das mittelalterliche Denken,
     das ganz neue Schwerpunkte setzt: Die zeitliche und vergängliche Existenz des Menschen, das Verhältnis zwischen Diesseits
     und Jenseits und die Rolle der Geschichte wurden nun in neuen Zusammenhängen gesehen. Mit Augustinus trat die Philosophie
     in den Dienst der Theologie.
    Augustinus hatte sich schon vor seiner Bekehrung viele Jahre mit dem Christentum auseinander gesetzt. Seine Mutter Monnica
     war Christin und hatte die Hoffnung nie aufgegeben, den Sohn einmal für ihren Glauben gewinnen zu können. Auch seinen Vater
     Patricius, einen kleinen römischen Beamten in der nordafrikanischen Stadt Thagaste im heutigen Algerien, brachte sie schließlich
     dazu, sich taufen zu lassen. Doch ihr Hauptinteresse galt ihrem Sohn Aurelius. Während der Vater seine Bemühungen vor allem
     darauf richtete, dem Sohn durch eine gute Ausbildung eine Karriere und den sozialen Aufstieg zu ermöglichen, ging der Ehrgeiz
     der Mutter viel weiter: Sie projizierte ihre gesamten Lebenshoffnungen auf diesen Sohn und setzte alles daran, seine geistige
     und religiöse Entwicklung zu beeinflussen.
    Der Ehrgeiz des Sohnes war ähnlich stark wie der der Mutter, doch er richtete sich zunächst darauf, die Sprossen der Karriereleiter
     zu erklimmen. Klassische Bildung war dafür eines der bevorzugten Mittel, wobei die Rhetorik als akademisches Grundlagenfach
     galt: Seine Sache in mündlicher, freier, argumentativ gegliederter Rede vertreten zu können, war Voraussetzung für einen Erfolg
     in allen gesellschaftlichen Institutionen, sei es in der Politik, im Rechtswesen oder an der Universität. Durch sein Studium
     der Rhetorik im benachbarten Karthago löste sich Augustinus aus dem Milieu seiner Eltern, die diese Ausbildung unter großen
     persönlichen Opfern finanzierten. Nach Beendigung des Studiums und einer Lehrtätigkeit in Karthago nahm |26| er auch Abschied von der nordafrikanischen Provinz und schaffte den Karrieresprung in die Zentren des Reiches: Er ging nach
     Rom und schließlich an die kaiserliche Residenz nach Mailand.
    Augustinus liebte den weltlichen Erfolg, aber er erwarb klassische Bildung nicht nur aus beruflicher Notwendigkeit, sondern
     pflegte sie auch mit Leidenschaft. Er wurde ein großer Kenner der Literatur seiner lateinischen Muttersprache. Sein Stilgefühl
     prägte er an Vergils
Aeneis
aus, einem Werk, in dem er über viele Jahre jeden Tag las. Ciceros Schrift
Hortensius
führte ihn mit neunzehn Jahren in die Fragen der antiken Philosophie ein. In seiner damaligen Sicht standen die christlichen
     Evangelien den Werken der römischen Literatur stilistisch weit nach und enthielten auch philosophisch zu viele Ungereimtheiten:
     Ein Gott, der zugleich auch Mensch geworden ist? Der, obwohl allmächtig und allgütig, auch das Böse zugelassen hat? Eine Welt,
     die »erschaffen« wurde, also irgendwann einmal »begonnen« hat?
    Sehr viel überzeugender erschienen ihm die Antworten der Manichäer, einer Religionsgemeinschaft, die sich auf den persischen
     Propheten Mani berief und im späten Römischen Reich viele einflussreiche Anhänger hatte. Die Manichäer sahen die Welt beherrscht
     von einem Dualismus, das heißt von zwei unterschiedlichen, sich

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