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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Vielleicht wollte er sie einfach gegen die Mauer lehnen und sich so an ihr vergreifen. Aber so weit ist er offenbar nicht gekommen. Die Hose sitzt normal und ist unbeschädigt.«
    »Wahrscheinlich hat Veronika geschrien.«
    »Sie könnte es versucht haben. Und das könnte wiederum einer der Gründe sein, warum sie erwürgt worden ist. Da bin ich schon gespannt, was die Ermittler an Spuren finden. Vor allem würde mich interessieren, wo die zwei Knöpfe abgeblieben sind.«
    Leopold begann nun mit einer genaueren Examinierung der Toten. Er griff ungeniert in ihre Handtasche, die Hosensäcke und Jackentaschen. Korber, der das erste Mal bei derlei Hantieren seines Freundes zugegen war, wandte sich mit Schaudern ab. »Sag, musst du da so herumtapsen?«, bemerkte er irritiert. »Ist das nicht ungemein pietätlos?«
    »Du brauchst keine Angst zu haben, dass da nicht bald einige Leute mehr herumtapsen werden«, rechtfertigte Leopold sich. »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Ich will mir ohnedies nur einen kleinen Überblick verschaffen. Viel hat sie gerade nicht bei sich gehabt, wie es aussieht: ein bisschen Geld, Taschentücher, Zigaretten, Schlüssel, Kleinkram … Ah, da ist ja das Handy. Mal sehen.«
    Während sich Leopold mit erstaunlicher Schnelligkeit an den Tasten von Veronikas Mobiltelefon zu schaffen machte, wurde Korber ungeduldig. Es war kalt, und das flaue Gefühl, das sich seiner angesichts der Leiche bemächtigt hatte, wollte und wollte einfach nicht vergehen. »Mach schnell«, forderte er Leopold auf. »Und ruf dann endlich unseren gemeinsamen Freund Richard Juricek an.«
    Leopold, ganz vertieft in das kleine Gerät, ließ sich nicht beirren. Erst als ein Lächeln, das kurz über sein Gesicht huschte, anzeigte, dass er fündig geworden war, meinte er: »Also lassen wir den Herrn Oberinspektor kommen. Vorläufig habe ich alles, was ich brauche.«
     
    *
     
    »Guten Abend, Herr Hofer. Oh, verzeihen Sie, Herr W. Hofer natürlich«, grüßte Inspektor Bollek, der bei seinem Eintreffen seltsam entspannt wirkte, Leopold. »Ich habe sie nicht vergessen, die kleine Initiale. Nun, wieder einmal eine Leiche gefunden? Gratuliere. Also, wie Sie das immer machen, ist mir ein Rätsel.«
    »Es passiert halt viel. Aber diesmal habe ich eigentlich nichts mit der Sache zu tun«, korrigierte Leopold ihn. »Herr Professor Korber hat die Tote entdeckt, zusammen mit einer jungen Dame, die sich gerade bei uns im Kaffeehaus von dem Schock erholt. Ich bin rein zufällig hier.«
    »Wie zufällig?«, erkundigte sich Bollek vorsichtig, ganz gegen seine sonstige Gewohnheit. »Verstehen Sie mich bitte jetzt nicht falsch, aber wir brauchen das fürs Protokoll. Haben die beiden Herrschaften zum Beispiel etwas bei Ihnen im Lokal vergessen, und Sie haben es ihnen nachgetragen? Dann schreibe ich das gleich auf.«
    Leopold nickte überrascht und verunsichert. Was war mit Bollek los? Warum kam ihm dieser Choleriker diesmal auf die sanfte Tour? Er beschloss abzuwarten und verwies den Inspektor zunächst auf Thomas Korber, der kurz alle näheren Umstände seiner furchtbaren Entdeckung schilderte.
    »Natürlich sieht’s mit Fußspuren nicht sehr rosig aus, wenn Sie sich schon auf dem Gelände bewegt haben«, seufzte Bollek nachher. »Wir haben auf jeden Fall Fotos gemacht, vielleicht helfen sie uns weiter. Ist an der Position der Leiche etwas verändert worden?«
    Sein Blick traf Leopold, und kurz sah es so aus, als würden Bolleks Augen diesmal schelmisch glänzen. »Ich denke nicht«, tat Leopold so, als überlege er. »Höchstens jemand ist vielleicht unabsichtlich in der Dunkelheit mit dem Fuß dagegengestoßen.«
    »Kein unsachgemäßes Herumfummeln am Gewand?« Bollek deutete kurz auf die hervorstehende, aufgerissene Bluse. »Nein? Na schön. Das, was Sie mit Ihren Füßen so alles herausgefunden haben, erzählen Sie am besten Ihrem Freund, meinem Chef. Zwischen Ihnen herrscht ja ein gewisses Vertrauensverhältnis. Mich interessiert vor allem, ob die Frau hier umgebracht oder von woanders hierhergeschleift worden ist.«
    »Das hier ist doch ein schönes, abgeschiedenes Plätzchen für einen Mord. Nach Mitternacht kommt um diese Jahreszeit praktisch niemand mehr vorbei«, bemerkte Leopold bescheiden. »Und wieso hätte der Täter die Leiche lange großartig durch die Gegend schleppen sollen?«
    »Grundsätzlich richtige Überlegung, Herr W. Hofer«, erteilte Bollek sachlich Auskunft. »Aber meiner Meinung nach kann die Sache auch da drüben

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