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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Zeitdiagramm notiert: »Der allgemeine Aufbruch hat um circa halb zwölf Uhr mit den Gästen vom Frick-Tisch begonnen. Dann sind um etwa dreiviertel die ersten Philosophen gegangen, Gernot Stolz und Bernhard Klein. Veronika hatte da gerade ihren Wickel mit diesem Mario. Sie hat dann das Lokal zusammen mit Franz Jäger knapp vor zwölf verlassen, kurz nach Bianca Roth und Rudolf Caha. Irgendwann dazwischen war auf einmal der Glatzkopf weg. Mario ging etwa eine Viertelstunde nach Mitternacht. Bei Thomas und Julia hat’s noch bis halb eins gedauert. Ein wenig später haben sie die Tote entdeckt.«
    »Das muss so zehn Minuten später gewesen sein«, überlegte Korber.
    »Du bist dann irgendwie – rein zufällig – auf der Bildfläche, das heißt am Tatort, erschienen, Leopold, und hast bei uns angerufen«, ergänzte Juricek. »Schön. Ich möchte dich jetzt nicht um Details diesbezüglich fragen. Es bleibt ohnehin genug zu tun: die Familie Plank verständigen, mit den Befragungen beginnen, die Ergebnisse vom Tatort und von der Leiche auswerten …« Er steckte sein Notizbuch ein. »Vergessen Sie übrigens morgen nicht Ihre Aussage, junges Fräulein«, erinnerte er Julia Leichtfried.
    »Können wir dir vielleicht irgendwie behilflich sein, Richard?«, säuselte Leopold.
    Juricek seufzte: »Natürlich, Leopold. Du weißt ja Bescheid. Hör dich ein wenig um im Kaffeehaus. Vielleicht schauen ein paar der Beteiligten wieder vorbei, vielleicht weiß jemand etwas über sie. Da könnte uns eine entsprechende Information natürlich sehr hilfreich sein. Aber zu mehr möchte ich dich nicht ermutigen, ich kenne deine eigenwilligen Aktionen. Bollek hat sich in letzter Zeit zu einer echten Hilfe entwickelt. Also wenn ich ehrlich bin – trotz deiner Verdienste, du würdest die Abläufe nur stören. Wirklich.«
    »Ach, weißt du, Richard, ich werde diesmal sowieso keine Zeit haben, mich genauer mit dem Fall zu befassen. Meine Tante Agnes kommt morgen in Wien an. Sie besucht mich zu Weihnachten. Du kannst dir ja denken, was da los sein wird.«
    »Da schau her«, brummte Juricek, während er seinen Mantel und sein Erkennungszeichen, den großen Sombrero, vom Kleiderhaken nahm. »Na, da gratuliere ich. Aber du siehst so aus, als ob du noch etwas auf dem Herzen hättest.«
    »Nur eine Kleinigkeit«, sagte Leopold in aller Bescheidenheit. »Dein großartiger Bollek und sein Team werden inzwischen schon festgestellt haben, dass jemand versucht hat, die Bluse des Opfers gewaltsam zu öffnen, und dabei zwei Knöpfe abgerissen hat. Mich würde nur interessieren, ob die beiden Knöpfe am Tatort aufgetaucht sind.«
     
    *
     
    »Ich glaube, ich gehe jetzt schlafen. Das war ein anstrengender, beschissener Tag«, gähnte Julia Leichtfried. »Gute Nacht.« Damit begab sie sich in Korbers Schlafzimmer, das er ihr für die nächsten Tage kampflos überlassen hatte.
    Leopold, der die beiden mit dem Auto nach Hause gebracht hatte, rührte in seinem Kaffee um, Korber holte ein Bier aus dem Eisschrank. Es war ihnen zur Angewohnheit geworden, dass sie zu solchen Anlässen noch ein wenig beisammen saßen und die Ereignisse der letzten Stunden Revue passieren ließen. Dabei ahnten sie, dass der Morgen früher da sein würde, als ihnen lieb war.
    »Das ist ja lächerlich«, grantelte Leopold, dem die neue Entwicklung seines alten Rivalen offenbar überhaupt nicht gefiel. »Hast du gemerkt, wie Bollek auf einmal zum neuen Genie hochgespielt wird? Zum Tatortexperten? Ein paar kleine Schulungen, und schon muss man förmlich zu ihm aufblicken und ihm für seine Weisheit danken.«
    »Typisch«, kommentierte Korber und nahm einen großen Schluck vom Bier. »Da kann man endlich einmal mit diesem Bollek reden wie mit anderen vernünftigen Menschen auch, und dir ist es immer noch nicht recht.«
    »Papperlapapp! Bollek und vernünftig! Statt seines Jähzorns kommt er jetzt eben auf die herablassende Art. Eine neue Masche, sonst nichts! Hast du ihn reden gehört? ›Ihnen als Hobbydetektiv muss das nicht so auffallen.‹ So ein Unfug. Bildet sich ein, dass jemand extra mit dem Auto vorbeigekommen ist, um Veronika Plank umzubringen, denn von unseren Philosophen hat keiner eins.«
    »Doch. Gernot Stolz«, korrigierte Korber.
    »Das ist aber wiederum ziemlich der Einzige, bei dem mir nichts einfällt, das ihn mit der Toten in Verbindung bringt«, gab Leopold zu bedenken.
    »Und dieser Mario? Oder der Glatzkopf? Die könnten ohne Weiteres motorisiert gewesen

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