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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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damit zu tun, dass Bernhard und ich einmal zusammen waren. Bernhard und Bianca, ein Paar wie in dem Mäusefilm, wie es boshafte Leute ausgedrückt haben. Er sollte mir auch für einiges dankbar sein. Das ist lange her und nicht so wichtig. Es war diese Göre, die mich aufgerieben hat«, ließ Bianca Roth ihren Emotionen jetzt freien Lauf.
    »Sie tragen ja heute gar keinen Schal, Frau Bianca«, wechselte Leopold das Thema.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na, gestern haben Sie doch so einen schönen Seidenschal umgehabt. Und heute, wo’s mindestens ebenso kalt ist, lassen Sie das gute, wärmende Stück auf einmal zu Hause? Da muss ich mich doch sehr wundern.«
    »Was sollen diese Anspielungen? Glauben Sie etwa, dass ich …?«
    »Ich glaube einstweilen gar nichts. Ich wundere mich nur, wie gesagt.«
    »Herr Leopold, ich muss doch sehr bitten«, entrüstete Bianca sich. »Ob ich einen Schal trage oder nicht, ist eine Entscheidung, die ich grundsätzlich intuitiv treffe. Wollen Sie vielleicht ausdrücken, Sie verdächtigen mich eines Mordes, nur weil mein Hals heute blank liegt?«
    »Es könnte sein, dass man nicht gern mit etwas herumläuft, was sich durch ein paar kleine Untersuchungen eindeutig als Tatwerkzeug herausstellen könnte.«
    »Das ist doch unerhört. Ich zeige Ihnen meinen Schal, wenn Sie wollen. Aber weshalb rechtfertige ich mich Ihnen gegenüber überhaupt. Ich denke, es ist besser, wenn ich mich jetzt entferne. Nicht einmal auf einem Bahnhof hat man seine Ruhe!« Bianca Roth schüttelte wütend ihren Kopf, drehte sich um und machte alle Anstalten zu gehen, ohne sich von Leopold zu verabschieden. Plötzlich machte sie aber noch einmal kehrt. Ihr schien etwas eingefallen zu sein. »Es gibt da etwas über Bernhard, das ich Ihnen nicht erzählt habe«, sagte sie. »Wofür er mir dankbar sein sollte, ist, dass ich ihm vor 20 Jahren den Job als Automechaniker verschafft habe. Er kam damals gerade aus dem Gefängnis. Er hatte seine Freundin umgebracht. Schwere Körperverletzung mit Todesfolge. So harmlos, wie er beim Philosophieren erscheinen mag, ist er bei Gott nicht.«
    Jetzt lenkte sie ihre Schritte endgültig Richtung Ausgang. Den betrunkenen Sandler, der ihr entgegentaumelte, schubste sie dabei kurzerhand zur Seite.
     
    *
     
    »Ich weiß, dass das furchtbar für dich ist, mein Junge. Deine neue Freundin plötzlich auf so schreckliche Art zu verlieren! Dabei haben wir gestern noch so angenehm von ihr gesprochen. Trotzdem reiß dich jetzt bitte zusammen und erzähl mir genau, was heute früh los war.«
    Aufgewühlt, immer wieder von einem unterdrückten Schluchzen begleitet, kam Franz Jägers Stimme durchs Telefon: »Die Polizei war bei mir im Büro. Sie haben mir zuerst gesagt, dass Veronika tot ist, dann haben sie mich einvernommen.«
    »Und was hast du ihnen gesagt?«, drängte Valerie Jäger am anderen Ende der Leitung.
    »Dass ich sie bis zur Schule begleitet habe und dann mit der Straßenbahn nach Hause gefahren bin.«
    »Stimmt das auch?«
    »Ja, Mutter.«
    »Dein Schal. Wieso bist du gestern ohne ihn nach Hause gekommen?«
    Franz Jäger schluckte kurz. »Weil ich ihn Veronika umgehängt habe. Ihr war so kalt, und da dachte ich …«
    »Und warum hat sie ihn dir nicht zurückgegeben? Das verstehe ich nicht. Sie wohnt doch dort, oder?«
    Jäger schluckte abermals. »Nein, sie wohnt nicht dort, Mutter.«
    »Weshalb ist sie dann mit dir dorthin gegangen?«, blieb Valerie Jäger hartnäckig. »Wolltet ihr etwa noch ein bisschen allein sein?«
    Warum stellte seine Mutter bloß all diese nervtötenden Fragen? Franz Jäger durfte sich dadurch jetzt nicht beeinflussen lassen. Er musste dem Spiel jetzt seine Linie geben, so wie sein Vater das getan hätte. »Ja«, sagte er.
    »Dann ist es ja gut. Trotzdem frage ich mich, warum sie dir den Schal nicht zurückgegeben hat. Wahrscheinlich ist sie damit erwürgt worden. Hast du der Polizei etwas von dem Schal erzählt, mein Kind?«
    »Nein«, antwortete Franz Jäger. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Wieso musste er hier am Telefon Rede und Antwort stehen? »Ich dachte, es ist besser so. Sonst bin ich ja gleich der erste Verdächtige.«
    »Vielleicht hättest du doch etwas sagen sollen. Schließlich kann es, wenn das stimmt, was du sagst, jeder getan haben. Aber reg dich nur nicht auf, Franzilein. Wir besprechen die Sache heute Abend gemütlich und in aller Ruhe.«
    »Das geht nicht«, wehrte er ab. Er musste seiner Stimme einen festeren Klang geben. Er

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