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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Nachtkästchen. Zugegeben, Korber hatte es bisher versäumt, Julia einen entsprechenden Platz in seinem Kleiderschrank zuzuweisen, aber sie hätte sich doch noch ein wenig gedulden und ihre Sachen einstweilen auf schönen Stößen ordnen können.
    Die Küche machte auch keinen sehr sauberen Eindruck. Kaffee in gemahlener und in ehemals flüssiger Form verteilte sich auf der Oberfläche des Tisches, dazwischen als weißer Kontrast ein wenig Zucker. Die angeschnittene Butter hatte nicht den Weg zurück in den Kühlschrank gefunden, dafür war eine angeknabberte Scheibe Toastbrot an sie angelehnt. Apropos Toastbrot: Die Brösel lagen deutlich sichtbar oben, unten, überall.
    Und dann das Badezimmer! Hier hatte Julia es auf eine echte Machtprobe angelegt, denn ihre Kosmetika und Waschsachen waren munter im ganzen Spiegelschrank verteilt, in Korbers heiligem Reich, wo normalerweise alle Dinge mit systematischer Präzision an ihrem fixen Platz standen, damit er sich am Morgen trotz verschlafenem Blick schnell zurechtfand und die Morgentoilette in möglichst kurzer Zeit erledigen konnte. Das war nun, nach allem, was er sah, unmöglich geworden.
    Mit einem Wort: Korber wurde deutlich vor Augen geführt, wohin es führen konnte, wenn man mit jemandem zusammenlebte. Obwohl er ihre körperliche Nähe vor dem Einschlafen als äußerst angenehm empfunden hatte, bereute er bereits zutiefst, Julia Leichtfried für ein paar Tage bei sich aufgenommen zu haben. Sie würde in dieser Zeit sein ganzes Leben durcheinanderbringen, nein, sie hatte es schon.
    Hoffentlich dachte sie, da sie jetzt ja offensichtlich außer Haus war, wenigstens daran, etwas fürs Mittagessen einzukaufen. Der Kühlschrank war so leer wie sein Magen. Während Korber solchen Gedanken nachhing, läutete es an der Tür. Das musste sie sein. Aber er hatte ihr doch am Vortag einen Schlüssel gegeben. Typisch Frau, überlegte er. Wenn sie nur mehr eine Hand frei haben, weil sie eine Tasche tragen, wollen sie schon, dass man ihnen die Tür aufmacht, damit sie nicht umständlich nach dem Schlüssel kramen müssen. Als er öffnete, staunte er allerdings nicht schlecht. Draußen stand nicht Julia Leichtfried, sondern Angela Bauer, genannt Geli, mit der er in letzter Zeit eine lockere Freundschaft begonnen hatte.
    »Hallo«, grüßte er sie überrascht und musste aufpassen, dass sein Gesicht nicht gleich rot anlief.
    »Hallo, Thomas! Darf ich einen Sprung reinkommen?«, fragte Geli.
    »Na ja, es … es ist im Moment so … so unaufgeräumt«, stotterte Korber.
    »Ach, wenn’s weiter nichts ist. Das kenne ich bei dir ja schon. Es beweist nur, dass du ein fleißiger Lehrer bist. Ich würde gern ein bisschen über den Mord an dieser jungen Frau mit dir tratschen. Furchtbar! Ich war ganz entsetzt, als du mich heute Vormittag angerufen hast«, ließ sie gleich einen Wortschwall auf ihn los. Korber lehnte weiter in der Tür, als ob nichts wäre. »Darf ich jetzt reinkommen?«, forderte Geli ihn irritiert auf, einen Schritt zur Seite zu machen.
    »Ich hab auch wirklich nicht viel im Hause, was ich dir anbieten kann«, wand Korber sich.
    »Unsinn, Kaffee hast du immer. Ich mache uns schnell zwei Tassen, ja? Lass mich doch endlich rein. Was hast du denn heute?«, wurde Geli ungeduldig.
    »Nichts …, überhaupt nichts …, komm nur.« Korber tat möglichst gleichgültig und gab den Weg frei. »Geh nur voraus in die Küche. Ich bin gleich bei dir«, sagte er dann, einer plötzlichen Eingebung folgend. Wenn er Geli gleich zur Kaffeemaschine dirigierte, konnte er mit ein paar schnellen Handgriffen das Wohnzimmer sauber machen, bevor sie allzu viel merkte, und die Tür zum Schlafzimmer schließen. Das sollte fürs Erste reichen.
    »Die Butter musst du schon aufs Eis geben«, hörte er sie ihn maßregeln. »Sonst rinnt sie dir ja davon. Uuuäääh! Ist ja eklig, das Toastbrot. Sag, ist das deine Art zu frühstücken?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber ich hatte nicht viel Schlaf, wie du dir denken kannst. Außerdem habe ich das erste Mal jemand Ermordeten so richtig aus der Nähe gesehen. Ich war heute früh noch ziemlich fertig«, log Korber, so gut er konnte. Die Schlafzimmertür war jetzt jedenfalls zu.
    »Entschuldige, das habe ich nicht bedacht«, kam es von Geli. Dann war es einige Augenblicke lang ruhig, man hörte nur das Geschirr scheppern. Plötzlich aber rief sie, halb verwundert, halb entrüstet: »Was ist denn das?«
    »Was denn, Geli?« erkundigte sich Korber, noch nichts

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