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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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dann schön zu hören, dass das Heller immer noch denselben Reiz ausübte wie früher, dass alles im besten Sinne des Wortes beim Alten geblieben war. Gut gelaunt, aber mit ein ganz klein bisschen Wehmut im Herzen, ging so ein selten gewordener Gast dann wieder, und wenn Leopold Glück hatte, führte diese eigenartige Stimmung zu einer großzügigen Adventkranzspende.
    Es war also nicht ohne Spannung, dass Leopold darauf wartete, wer heute als Erster das Kaffeehaus betreten würde. Der pensionierte Studienrat Klampfer? Oder Frau Fürthaler, die immer zu den ganz zeitigen Gästen gehörte? Oder einer von den alten Bekannten, mit dem man in der gemeinsamen Erinnerung an frühere Zeiten ins Schwärmen geraten konnte?
    Was tatsächlich eintraf, hätte Leopold nicht einmal im Traum erwartet. Ein wenig übernächtig und völlig aufgelöst, stürzte Julia Leichtfried ins Lokal. »Guten Morgen«, säuselte er überrascht. »Was belieben zu wünschen? Kaffee? Tee? Bier? Wein? Cola?«
    »Lassen Sie den Quatsch«, japste Julia einigermaßen außer Atem. »Sagen Sie mir lieber, wo Thomas ist.«
    Schlimme Ahnungen stiegen in Leopold auf. »Ist er denn nicht zu Hause, mein Kind?«, fragte er, obwohl er sich die Antwort darauf selbst geben konnte.
    »Eben nicht! Er ist die ganze Nacht nicht heimgekommen«, berichtete Julia.
    »Er ist ein erwachsener Mensch, der tun und lassen kann, was er will. Außerdem hat er heute keine Schule, soviel ich weiß.«
    »Schön und gut, aber als Gastgeber hat er eine gewisse Verantwortung mir gegenüber übernommen«, mokierte Julia sich. »Wissen Sie, was es heißt, allein in einer Wohnung aufzuwachen, die einem fremd ist? Ohne dass man weiß, was los ist und wo sich der Herr Professor gerade befindet? Er hat ja nicht einmal angerufen, und abheben tut er auch nicht.«
    »Er wird saufen sein, gnädiges Fräulein«, erklärte Leopold.
    »Saufen? Ach, du lieber Himmel«, stellte Julia resignierend fest.
    Leopold kannte seinen Freund. Wenn er von Selbstmitleid geplagt war, wenn er die Welt und die Welt ihn nicht mehr verstand, konnte er alles nur Menschenmögliche unternehmen, um Trost im Alkohol zu finden. Wahrscheinlich hatte er Bollek kaltblütig getäuscht, so getan, als würde er sich in seine vier Wände zurückziehen, dann telefonisch ein Taxi herbeigerufen und sich in den Orkus der Wiener Innenstadt begeben, wo er schließlich in zweifelhaften Lokalen mit noch zweifelhafteren neuen Bekanntschaften, vorzugsweise weiblicher Natur, versumpft war. Leopold musste sich den Vorwurf machen, den Ernst der Lage doch nicht ganz erkannt zu haben.
    »Wahrscheinlich sind dem Thomas die Vorfälle von gestern Mittag sehr zu Herzen gegangen«, schob er jetzt auf jeden Fall einmal Julia die Schuld sachte in die Schuhe. »Er ist eine sensible Natur. Dass es Ihretwegen zum Bruch mit seiner Freundin gekommen ist, war wahrscheinlich zu viel für ihn.«
    »Ja, wollen Sie vielleicht mich dafür verantwortlich machen? So ein Blödsinn! Er hätte mir ruhig etwas von seinem Verhältnis erzählen können.«
    »Hat er aber nicht. Ich habe Ihnen schon gesagt, wie sensibel er ist.«
    »Das ist schließlich sein Problem. Als Lehrer habe ich Thomas immer geschätzt und gemocht, aber schön langsam glaube ich, er ist ein Komplexler. Es ist doch die einfachste Sache der Welt, die Dinge beim Namen zu nennen. Stattdessen hat er sich in was weiß ich für welche Ausreden geflüchtet. Und jetzt betrinkt er sich? Na bravo!«
    »Also, was das Trinken betrifft, das haben Sie vorgestern auch sehr gut gekonnt«, hakte Leopold ein. »War nicht gerade der beste Stil, wie Sie sich den beiden Herren von der Firma Frick an den Hals geworfen haben. Für welchen von ihnen haben Sie sich denn als neuen Lover entschieden?«
    »Für gar keinen natürlich«, antwortete Julia bockig. »Das ist wieder einmal typisch Mann. Ihr glaubt wohl alle, dass es eine Frau ohne euch gar nicht aushält, wie? Dass sie sich gleich den nächsten anlacht, wenn’s mit dem einen aus ist. Dass wir nach einer Trennung manchmal so etwas wie eine Nachdenkpause nötig haben, geht in euer Hirn wohl nicht hinein. Und dass wir uns auch gut mit Männern unterhalten können, ohne dabei gleich ans Bett zu denken, schon gar nicht.«
    »Dann haben Sie sich also nichts mit Mario Schweda angefangen?«
    »Nein, warum? Er war an sich recht nett, bis auf den Zwischenfall mit Veronika, aber das ist auch schon alles.«
    Leopold war die Antwort nicht unangenehm. Jetzt konnte er frisch

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