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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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festlegen, dass die Sache etwas mit dem Mord zu tun hat.«
    »Habt ihr eigentlich schon eine Spur von dem Glatzkopf?«, erkundigte Leopold sich vorsichtig.
    »Nein«, gab Juricek leicht verärgert zu. »Es ist immer dasselbe. Wahrscheinlich handelt es sich im Grunde um einen eher unauffälligen Typ, dessen krankhafter Trieb erst jetzt voll durchschlägt. Vielleicht hat er schon da und dort einmal eine Frau belästigt, aber jede kommt ja nicht zu uns, und die Beschreibung ist auch nicht immer hilfreich. Auf dem Kerbholz scheint er noch nichts zu haben, in unserer Datei taucht jemand mit dieser Beschreibung nicht auf. Es wird also nicht leicht, ihn zu finden.«
    »Immerhin war er in der Nähe des Tatorts und hat Veronika Plank attackiert, das wissen wir. Entweder ist er der Mörder oder ein wichtiger Zeuge.«
    »Ja, aber wir müssen Geduld haben. Er wird sich nicht so schnell aus seinem Bau herauslocken lassen, auch wenn er nicht der Täter ist. Er muss um seinen Ruf, seinen Job und wahrscheinlich auch um seine Freiheit fürchten. Sonst gibt es nichts Neues. Einen Zeugen, der von seinem Fenster aus etwas beobachtet hat, gibt es offenbar nicht. Ich werde mich morgen also wieder gründlich mit unseren üblichen Verdächtigen beschäftigen. Du könntest dich noch einmal im Kaffeehaus umhören, ob nicht doch jemand zufällig den Glatzkopf kennt.«
    »Von mir darfst du dir nicht zu viel erwarten, Richard«, stapelte Leopold tief. »Du weißt, meine Tante Agnes ist auf Besuch und Weihnachten kommt. Da gehen mir überhaupt ganz andere Dinge im Kopf herum.«
    »Was dir im Kopf herumgeht, weiß ich. Du denkst natürlich schon wieder darüber nach, wie du den Fall lösen kannst. Aber ich sage dir jetzt etwas als dein Freund, Leopold«, wurde Juricek ernst. »Lass deine Finger von allzu gewagten Ermittlungen deinerseits. Du schadest weniger uns, als dass du dich selbst in Gefahr bringst. Immerhin hatten wir in zwei Tagen eine Tote und einen Schwerverletzten. Das genügt doch, oder?«
    Juricek sprach diese letzten Worte möglichst eindringlich zu Leopold, der ihn aus großen Kuhaugen unschuldig anblickte. »Wir haben gestern am Tatort übrigens tatsächlich einen Blusenknopf gefunden«, sagte er dann.
     
    *
     
    »Du kommst spät. Hat es denn wieder so lange gedauert?«
    »Ja, Mutter!« Franz Jäger hatte versucht, sich still und heimlich in die Wohnung zu schleichen, ohne seine Mutter aufzuwecken, aber es war ihm nicht gelungen.
    »Pfui Teufel, du stinkst nach Alkohol«, maßregelte sie ihn sofort. »Du hast dich betrunken.«
    »Ja, Mutter!« Umständlich zog er seine Schuhe aus und beschloss, ihre Predigt einfach über sich ergehen zu lassen. So war vielleicht alles am unkompliziertesten.
    »Du kannst ja nicht einmal mehr gerade stehen. Schämst du dich denn nicht? Dich so gehen zu lassen«, fuhr Valerie Jäger auch schon unerbittlich fort.
    An sich war er zu müde, um ihr zu antworten, und mit ganz anderen Gedanken beschäftigt. Dennoch ließ er sich zu einem Satz hinreißen: »Sie glauben alle, ich habe Veronika umgebracht«, sagte er.
    »Dann lass sie es doch glauben! Haben sie Beweise? Nein!«
    »Sie sagen, weil ich als Letzter mit ihr beisammen war. Dabei stimmt es doch gar nicht. Da war noch dieser Mann …« Franz Jäger brach plötzlich in hemmungsloses Schluchzen aus.
    »Ich weiß, du hast mir davon erzählt. Hast du es der Polizei auch erzählt?«
    »Nein. Der Mann war ja dann weg, und ich war immer noch da. Was hätte ich sagen sollen? Es hätte wieder alles gegen mich gesprochen. Ich war wie gelähmt. Jeder verdächtigt mich. Jeder ist der Ansicht, dass ich …«
    Valerie Jäger schüttelte den Kopf. »So beruhige dich doch, Franzilein«, versuchte sie, auf ihn einzuwirken. »Es wird alles wieder gut. Aber du musst bei der Wahrheit bleiben. Wie oft habe ich dir schon gesagt, ehrlich währt am längsten. Und was machst du? Du baust eine Scheinwelt um dich herum auf, aus der du nicht mehr herausfindest. Das ist nicht gut für dich. Hast du diese Veronika eigentlich wirklich geliebt?«
    »Ja, Mutter!«, antwortete er, seine Brille herunternehmend und die Tränen abtrocknend.
    »Aber das mit der Heirat, das hat doch nicht gestimmt. Da hast du mich angeflunkert, oder?«
    »Ich wollte sie ja heiraten, aber …«, stotterte Jäger, von einem neuen Gefühlsausbruch übermannt.
    »Schon gut, schon gut, ich weiß, wie schlimm ihr Tod für dich ist. Aber fang mir jetzt bloß nicht so an wie dein Vater, hörst du? Da kann ich

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