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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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nachzugehen, sofort wieder matter und wirkten jetzt wie ein Schranken, der jeden Augenblick ohne vorherige Warnung heruntergehen konnte. »Das war wirklich eine gute Idee von dir, Thomas, noch einen Sprung in die City zu machen«, redete er leise in immer gleichmäßigem Tonfall auf Korber ein, ohne ihn dabei anzuschauen. »Wann kommt unsereins denn sonst dazu? Wenn wir als Polizisten einem Lokal einen Besuch abstatten, dann geht es für gewöhnlich um illegal Beschäftigte, Prostitution, Drogen oder Raufhändel. Wir sehen sozusagen immer die Kehrseite der Gastronomie. So richtig gemütlich einen trinken bei lauschiger Musik und in netter Gesellschaft – dazu kommen wir nur selten.«
    »Die Musik war zwar mehr laut als lauschig, aber ab und zu muss man sich einfach etwas gönnen, Norbert«, meinte Korber phlegmatisch. »Vor allem, wenn es einem so mies geht wie uns.«
    Bollek schien an einer Wiederbelebung seines Körpers mehr zu liegen als ihm. Er stürzte den Kaffee mit gierigen Schlucken hinunter. »Diese verflixten Weiber«, seufzte er dann. »Es ist zum Wahnsinnigwerden. Nachdenken muss sie, hat sie gesagt. Über unsere Beziehung. Ob es so weitergehen soll im neuen Jahr.«
    »Wahrscheinlich will sie dich nur heiraten«, sprach Korber ihm Mut zu.
    »Das ist ja das Schlimme«, stöhnte Bollek. »Damit setzt sie mir jetzt das Messer an. Aber warum so schnell eine Bindung fürs Leben eingehen? Es prüfe, wer sich ewig bindet, heißt es doch, glaube ich. Das ist den Frauen, speziell meiner Nora, anscheinend egal. Das kommt davon, wenn man diesen Weibern zeigt, dass man sie gern hat, dass man Gefühle für sie entwickelt. Von der ersten Ejakulation an befindet man sich in ihrer Hand. Warum ist das eigentlich so?«
    »Weil uns die Frauen im sinnlichen Bereich überlegen sind«, konstatierte Korber. »Dabei hätte ich in meinem Fall gar keine Angst vor einer Bindung. Bei mir hat es bloß noch keine Ejakulation gegeben.«
    »Ohne Ejakulation hast du keine Chance, Thomas.«
    »Vielleicht doch«, redete Korber jetzt schon eher zu sich selbst. »Ich muss Geli ja nur davon überzeugen, dass es sich um ein entsetzliches Missverständnis handelt. Dass es vorweihnachtliche Güte und nicht sexuelle Begierde war, die mich dazu bewogen hat, Julia für ein paar Tage Quartier zu geben. Dass es derzeit für mich nur sie, Geli, gibt und keine andere.«
    »Warum machen wir uns eigentlich so von den Weibern abhängig? Weshalb lassen wir uns dauernd von ihnen erpressen?«, brabbelte Bollek mehr oder minder zu sich selbst.
    »Ich werde Geli eine Mail schicken, in der ich ihr alles erkläre«, beschloss Korber. »Und ein schönes Liebeslied schicke ich ihr gleich mit. ›Everything I do, I do it for you‹, von Brian Adams. Jawohl, das ist es, das ist der Hit. Da werden bei ihr gleich wieder Gefühle für mich aufkommen.«
    »Ich habe noch kein Weihnachtsgeschenk für Nora«, verharrte Bollek gleichzeitig in seinen eigenen Gedanken. »Ich könnte ihr keines kaufen, als Exempel sozusagen. Ich bin ja nicht dazu verpflichtet, als Nicht-Ehemann, der ich auch bleiben möchte, verdammt noch einmal. Aber natürlich werde ich ihr ein Geschenk besorgen. Und warum? Weil ich ein weiches Herz habe, darum. Weil ich ein Trottel bin.« Zwei kleine Tränen des Selbstmitleids kullerten seine Wangen hinunter.
    »Ach was, E-Mail«, steigerte sich auch Korber immer mehr in seine Gefühle hinein. »Das kann ich ihr später noch schreiben, als Krönung gewissermaßen. Aber es muss jetzt etwas geschehen, sofort. Ich rufe Geli einfach an und gestehe ihr meine Liebe. Im Gespräch klärt sich ja alles viel leichter auf, und die Sache ist gleich wieder in schönster Ordnung.«
    »Nichts ist in Ordnung«, ließ sich da wieder Leopold vernehmen, der in Lauerstellung geblieben war. »Und gar nichts wirst du tun. Willst du es dir denn komplett mit Geli verderben? Wenn sie deine Stimme und dein melancholisches Gefasel hört und merkt, in welchem Zustand du dich befindest, hat sie für Monate genug von dir, wenn nicht für Jahre.«
    »Du siehst die Sache viel zu eng, Leopold«, tat Korber diesen Einwand ab. »Man muss sich die Möglichkeiten der modernen Telekommunikation zunutze machen, vor allem in Herzensangelegenheiten.«
    »Wo soll ich jetzt bloß ein passendes Geschenk herbekommen?«, jammerte Bollek gleichzeitig.
    »In der Liebe heißt es, stets flexibel zu sein«, redete Korber indessen unbeirrt weiter.
    »Ob ich Nora ein teures Parfum kaufe?«, fragte Bollek

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