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Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
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Arme und wir marschieren alle Mann wieder los. Celia brav an der Hand von Lisa, Baby am Strick mit Lucas, Tim stöhnt mit dem Gummimonster hinterher, und ich bleibe eng beim Prof. Es ist schön, ein vernünftiger Mensch zu sein …
    Am Bach reißt sich Celia sofort los von Lisas Hand und will ihr Krokodil. Na klar, das soll da schwimmen, mit Celia drauf auf seinem Rücken. So wird ’ s gemacht.
    Und wer hält jetzt die Krokodilsschnauze fest und sieht zu, dass der Bach die Celia nicht zu schnell weiterschwabbelt, und läuft gebückt am Ufer nebenher? Denn anders geht ’ s ja nicht. Unser Prof! Gebückt, sein Rücken rund wie bei der Schildkröte trabt er los, Krokodilsschnauze fest in der Hand und Blick fest auf die begeistert quietschende Celia. Ich glaube, ihm steckt noch der Schreck in den Knochen, ein Lebensretter gewesen zu sein.
    Er hat ja die Verantwortung für uns, das haben die Erwachsenen doch immer. Ist das auch ein Naturgesetz? Also, ich glaube, irgendwie schon. Wenn wer klein ist und nix weiß, dann muss der Große, der was weiß, aufpassen. Ja, so ist das. Aber ich muss jetzt aufpassen, was der Prof erzählt. Das kann er auch als Schildkröte.
    »Thales von Milet in Griechenland war der Beginn der Philosophie. Für ihn war das Wasser das Element. Das war für ihn das Allerwichtigste. Für ihn war klar, Wasser verändert sich, also, da könnte irgendwas drin sein, ein Gesetz, was sich immer und immer wiederholt. Für Naturgesetze ist es nämlich ganz wichtig, das sie sich immer und immer wiederholen.«
    Er streckt sich kurz, reibt stöhnend seinen Rücken und wird gleich wieder zur Schildkröte, weil ihm das Krokodil samt Celia schon davongeschwabbelt ist.

    »Thales hat sich also gedacht, das Wasser muss ja ’ ne ganz wichtige Sache sein, weil es sich dauernd verändert, aber immer bleibt es trotzdem Wasser, nix sonst. Fällt euch ein, wie sich Wasser immer wieder verändern kann? Ihr erinnert euch?«
    »Wasser kann gefrieren, dann wird es zu Eis. Wasser kann verdunsten, steigt hoch, wird eine Wolke, dann fällt ’ s runter auf die Erde, dann ist es Regen, hab ich alles aufgeschrieben, weiß ich auswendig.« Hätte Lisa jetzt ihr Heft dabei, sie würde es schwenken.
    »So ist es«, schnauft der Prof, »egal was passiert, es bleibt Wasser, verändert sich, bleibt aber immer dasselbe. Und das war für Thales das Allerwichtigste. Für ihn war das Wasser der Ursprung und der Erklärungsgrund der Welt. Ohne Wasser keine bewohnbare Erde. Das nennt man ein rationales Weltverständnis. Kann hier mal einer kurz das Krokodil übernehmen? Könnte sein, mein Rücken macht schlapp, es knirscht.«
    Hab ich mir doch gedacht. Endlos Schildkröte sein und dabei kluge Sachen erzählen, das geht nicht gut. Lisa und ich springen sofort los, aber Lucas ist schneller. Auch gut. Er kriegt sofort vom Prof ein richtig dankbares Grinsen. Nur hat Lucas vergessen, dass er ja auch noch Baby an der Strickleine hat, der wedelt begeistert hin zum Bach und Celia, und jetzt hat Lucas gleich auf zwei aufzupassen. Baby soll nicht in den Bach fallen und Celia nicht vom Krokodil platschen. Das schafft er schon.
    Der Prof dehnt und streckt sich ausführlich und wird wieder zum Prof, der so viel weiß.
    »Ratio heißt übrigens Vernunft.« So was! Tim hat das gebrummelt. Woher weiß er denn sowas? Dumme Frage, von seinem Papa natürlich, und da kommt ’ s auch schon!
    »Mein Papa sagt das oft, wenn ich mal wieder zu viel gemampft hab. Dann klopft er mir auf meinen Kopf und sagt, da wäre Ratio drin, Vernunft. Die soll ich bitteschön benutzen. Dann boxt er mir auf meinen dicken Po. Aber nicht schlimm.«
    »Da bin ich aber froh, Tim!«, grinst der Prof und klopft sich auch auf den Kopf. »Der eine benutzt seinen Verstand, um sich nicht die Hucke vollzufressen, und der andere, Thales, benutzt ihn, um die Welt zu verstehen. Wie schon gesagt, er war davon überzeugt, Wasser ist das wichtigste Element, und er hat sogar behauptet, die Erdbeben kämen nur zustande, weil die Erde auf dem Meer schwämme. Wenn so Erdteile zusammenstoßen auf dem Geschwabbel, dann gäb ’ s eben ein Erdbeben. Ja, das hat er gedacht. Was sagt ihr dazu?«
    Fragt er uns jetzt wirklich oder will er es selber sagen?
    Da kommt ’ s auch schon, er wirft die Arme hoch.
    »Armer Thales, das war Blödsinn, absolut falsch gedacht, Pech gehabt. Wir wissen es heute besser, nicht wahr? Unsere Erde dreht sich als Planet im Kosmos, nix Wasser drumherum, sondern Wasser, oh wie

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