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Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
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Planschbecken und ertrinkt und die Eltern haben vorher nicht ausgepasst, prompt gibt ’ s Strafe. Eine grässliche Situation für Richter und Eltern, denn deren Kummer ist riesengroß.« Er kratzt sich am Bart und wedelt eine Stechmücke weg, erschlagen hat er sie nicht.
    »Aber, was ich sagen will, wir Menschen können alle diese Gesetze brechen, wir stehlen, betrügen, prügeln jemanden platt. Die Natur kann ihre Naturgesetze niemals brechen, sie hat auch gar kein Interesse daran. Weil sie, wie ihr gleich sagen werdet, keinen Denk-Verstand hat. Kein Baum fällt um und zerquetscht ein Gänseblümchen unter sich, nur weil er es nicht leiden kann. Ihr versteht, was ich meine? Ich bin immer wieder begeistert davon, wie die Natur lebt und leben lässt. Und ohne es zu wissen, weil Wissen nicht ihr Ding ist, wie ihr sagen würdet, beschenkt sie uns.«
    Er sucht nach seiner Sonnenbrille, die ist ins Gras gefallen, ich reiche sie ihm. Unser Prof ist wieder aufgewacht, toll! Und was er erzählt hat, auch toll. In der Natur gibt ’ s keinen Richter, der bestraft. Weil die Natur auch keinen Richter braucht. Weil sie ihre Gesetze immer befolgt. Sie kann nicht anders. Sie hat bloß so ein »Müssen« in sich drin und ist damit zufrieden. Nee, so kann man das jetzt nicht sagen. Weil, zum Zufriedensein braucht man doch Gedanken oder Gefühle. Die haben aber die Wolken nicht und ein Vulkan auch nicht und auch nicht der Tannenbaum da drüben. Eigentlich bin ich denen ja völlig egal, aber trotzdem sorgen sie irgendwie für mich.
    So habe ich das noch nie gedacht, jetzt aber schon. Ich kann in der Natur herumhüpfen und an Pflanzen schnuppern und im Sprudelbach baden und treffe einen Fisch, der will schwimmen, der will mir nichts Böses, und selbst die ekligen Wespen, die mich stechen können, und das tut weh, die wollen das eigentlich gar nicht, die meinen nicht mich, die sind bloß auf meinem Fuß gelandet, weil sie geglaubt haben, da ist irgendwas zum Fressen für sie drauf.
    Das heißt also, wenn die Natur mir wehtut, macht sie ’ s nicht mit Absicht, sie folgt nur ihren Gesetzen. Ich bin ihr ziemlich wurscht. Das heißt also, und jetzt schlussfolgere ich was, hört her, wenn mir ein dicker Ast auf den Kopf kracht und ich blute dann sogar, bin ich nicht sauer auf den Baum. Wenn aber zum Beispiel Tim mir einen Stein auf den Kopf haut, dann darf ich stocksauer sein, weil, der hat ’ s mit Absicht gemacht und mich gemeint.
    Tim starrt mich an mit offenem Mund.
    Mensch, Tim, entschuldige, es war doch bloß ein Beispiel, es hat grad so gut gepasst, weißt du? Entschuldige, ich weiß doch, das würdest du nie machen, du bist kein Klopper, dazu bist du doch viel zu faul.
    »Bin ich«, nickt Tim und stemmt sich hoch. »Oder zu vernünftig. Wenn mein Papa gute Laune hat, sagt er das auch. Du hättest dich gar nicht zu entschuldigen brauchen, Ida, ich hab doch was ganz anderes sagen wollen. Nämlich, dass du prima denken kannst, beinahe so prima wie der Prof. Der hat uns das alles auch schon mal verklickert, aber nicht so wie du. Gibt ’ s jetzt Kuchen?«
    Von mir aus jede Menge, Tim, und meine Kuchenstücke kannst du alle, alle haben, und ich will dich auch nie mehr nerven mit deinem Papa, versprochen!
    »Dann kriegt der Kandidat jetzt hundert Punkte«, grunzt Tim zufrieden und wühlt im Picknick-Korb herum.
    »Finger weg!«, ruft Lisa streng. »Wir sind von meinem Thema abgekommen. Mal wieder typisch. Was ist denn jetzt mit meinem Punkt drei, was darf ich hoffen! Immanuel Kant habt ihr sicher schon vergessen, ich aber nicht. Und auch nicht, dass diese Frage mich und Baby betrifft, habt ihr sicher auch schon vergessen. Ich aber nicht.«
    Auweia, ich merke genau, das ist nicht bloß so eine Wissensfrage, nee, Lisa will es wissen, und zwar jetzt!
    Sie schaut zum Prof und schnauft, kaut an ihrem Pferdeschwanz. Ein schlechtes Zeichen …
    »Du darfst hoffen, dass deine Eltern einverstanden sind«, lispelt Lucas und zieht ihr richtig nett den Pferdeschwanz aus dem Mund.
    »Ja, und wenn nicht? Was dann?«, ruft Lisa und stopft sich den Pferdeschwanz wieder in den Mund.
    »Dann darfst du hoffen, dass deine Freunde dir und Baby helfen werden«, sagt der Prof. »Im schlimmsten Fall nehme ich Baby mit zur Universität, Zettel an die Pinnwand: Baby, vierbeinig, sucht Heimat. In null Komma nichts rennt man mir die Bude ein!«
    »Ich frage meine Eltern, die haben Hunde gern, ich wünsch ihn mir zum Geburtstag, der ist bald!«, zischelt Lucas.

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