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Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
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Athene, die Göttin der Weisheit. Könnte ich bitte einen Schluck Wasser haben?«
    Lucas flitzt los, und Lisa greift nach Celia, die trommelt uns ja sonst noch unseren Prof kaputt, er seufzt ja schon. Aber vor Erleichterung, das Wasser hat ihm gutgetan, vielleicht sogar die Trommelei.
    Ganz ohne Gekrächze erzählt er weiter: »Athene, die Göttin der Weisheit. Ist das nicht erstaunlich? Weisheit, die hatten doch damals die Männer gepachtet, die waren doch die Denker. Nun ja, erst als sie die Natur genau beobachtet haben, haben sie sich ja von den Göttern entfernt, also auch von Athene. Aber interessant dabei ist doch, dass vorher die Weisheit, das Denken, das Wissen unter dem Schutz einer Göttin standen, Mädels, was haltet ihr davon?«
    Ich schaue zu Lisa. Darf ich jetzt? Lisa nickt gnädig, los, Ida, aber blamier uns nicht.
    Also, ich meine, die Griechen waren schon klug, weil, sie haben schon kapiert, dass Frauen auch gut denken können, bloß hatten die damals keine Zeit dazu, die mussten sich um den Haushalt kümmern. Und darum haben sie die Göttin Athene erfunden, die hat viel Zeit, die sitzt ja im Olymp, da wird nicht gekocht, nehme ich mal an.
    Der Prof schmunzelt, und Lucas prustet los: »Athene rührt im Suppentopf und Zeus säuft ein Bier!«
    »Das mit der Athene, das hätten die sich mal gut überlegen sollen«, kichert jetzt auch noch Tim. »Frauen putzen lieber, Denken ist nicht so ihr Ding. Das hätte mein Papa auch gesagt.«
    So ein blöder Quatsch! Was sind das bloß für Blödmänner! Bestimmt bin ich knallrot, aber vor Wut. Und Lisa sieht aus, als würde sie gleich platzen.
    »So ein dämliches Vorurteil!«, zischt sie richtig giftig. »Würde dein Super-Papa mal deiner Mama beim Putzen helfen, dann hätte sie mal Zeit, in Ruhe darüber nachzudenken, warum ihr Kind so ’ n Fettwanst ist!«
    Auweia, Lisa, das war aber hart. Und grad vorhin noch warst du doch ganz dicke mit Tim … aber verdient hat er den Anschiss, jawohl! Tim sieht aus, als würde er gleich heulen, aber sofort legt Lucas die Hand auf Tims Kappe und zischelt wütend los: »Und dein Papa, Lisa, der könnte mal mehr Geld verdienen! Dann müsste deine Mama nicht dauernd arbeiten gehen und könnte nachdenken und sich um Celia kümmern, weil eine Mama das zu tun hat. Und du hättest den nervigen Zwerg nicht dauernd an der Backe! So, jetzt hast es aber.«
    Celia reißt die Augen weit auf, klammert sich an Lisa fest, den Kopf an ihren Hals gedrückt, und wimmert leise. Baby springt von meinem Schoß sofort hin zu Celia und winselt.
    »Weg ihr zwei!«, schreit Lisa und schubst die beiden ins Gras. Da heult Celia richtig los, schmeißt sich auf Baby, der jault. Aber Lisa ist nicht zu bremsen, sie ist aufgesprungen und steht vor Lucas, zornrot wie ich, und klatsch, die Ohrfeige sitzt!
    Mensch, Lisa … aber die Ohrfeige hat er verdient, jawohl!
    »Ist dir schon mal aufgefallen, du dämlicher Zappler, dass ich auch mit Celia an der Backe nachdenken kann? Bin ich nicht die Klassenbeste und komme bald ins Gymnasium, du aber nicht, du Blödmann? Kriegste das in deinen dämlichen Zappelkopf, dass meine Mama nämlich sehr gerne arbeitet, und ich hab ihr versprochen, ich kümmere mich um Celia?« Klatsch, noch eine Ohrfeige. »Mama und ich und sogar Celia, wir haben zusammen überlegt, wie das gehen kann. Wir Frauen waren es, wir Frauen!«
    Lisa hebt die Hand … aber nein, kein Klatsch. Sie lässt die Hand wieder sinken und kaut am Pferdeschwanz. Und ich hab ’ s geahnt, sie heult … ach, Lisa.
    Mensch, Prof, jetzt mach aber was! Hier sind die Fetzen geflogen, die fliegen immer noch herum!
    Aber der Prof steht nur da und schaut uns an. Er räuspert sich und ruckelt an seiner Brille und sagt: »Ich fürchte, unsere philosophische Diskussion ist ins Private entglitten. Tut mir den Gefallen, gebt euch die Hand und habt euch wieder lieb.«
    Wir schütteln alle die Köpfe. Nee, Prof! So was Kindisches geht jetzt nicht!
    »Na, dann nicht!«, seufzt der Prof. »Nix ist mit meinem Frieden, Freude, Eierkuchen, den kann ich mir offenbar an den Hut stecken. Dann schlagt mir doch mal vor, wie ich mich jetzt verhalten soll. Den erwachsenen Besserwisser spielen? Nee, das liegt mir nicht. Schimpfen, toben, strafen? Liegt mir auch nicht. Ergo …«, er breitet weit die Arme aus. »Was soll ich tun?«
    Ergo?
    »Kommt aus dem Lateinischen, heißt also oder darum , klingt aber viel schöner«, flüstert Lisa und schnupft nur noch ein bisschen, keine Tränen

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