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Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
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Beinchen mit seinem T-Shirt. Die ist trocken, er ist nass, jedenfalls am Bauch. Celia kichert ein »Kitzelkitzel« und klammert sich fest an seinen Hals. Ach ja, so klein und niedlich sein, das hat wirklich Vorteile. Und jetzt flüstert er ihr auch noch was ins Ohr, ziemlich laut allerdings.
    »Celia, weißt du was? Heraklit, das ist der Philosoph, der behauptet hat, dass alles fließt, Wasser und auch Feuer, der hat gesagt, niemand steigt zwei Mal in denselben Fluss. Na, was meinst du dazu?«
    »Kitzelkitzel«, kreischt Celia entzückt, und »Celia aber schon!«, murmelt Lisa, ziemlich sauer.
    »Ha, falsch!«, zischelt Lucas und greift nach der Leine vom schlafenden Baby. »Lisa, das haste jetzt aber nicht kapiert. Ich aber schon! Is doch logisch! Das Wasser, wo die Celia vorhin reingeplatscht ist, das ist doch schon längst weitergeschwabbelt. Jetzt ist das doch wieder neues Wasser, kommt wahrscheinlich von irgendwo runtergelaufen, und so geht ’ s immer weiter. Ergo!« Er schwenkt stolz die Hundeleine mit Baby dran. »Musst bloß ein bisschen denken, Lisa!«
    Lisa wird knallrot, ich greife schnell nach ihrer Hand und drücke sie. Nee, so ein Streit wie vorhin, den wollen wir nicht haben. Und Lisa schnauft, aber sie merkt genau, meine Handdrückerei, die heißt: Gönn ’ doch Lucas auch mal ’ ne Besserwisserei, er war doch bloß schneller als du. Aber dass Baby trotz Schubser und Leinenschwenken weiterpennt und Lucas schließlich Baby tragen muss, das freut sie doch. Sie streckt Lucas die Zunge raus, er sieht es nicht, er schleppt.
    Prof mit Celia rennt nicht mehr, er schleppt auch. Celia an seinem Hals spielt Klammeraffe und der wiegt schon was. So stapfen wir schweigend eine ganze Weile dahin, der Weg wird steiler, die Büsche kürzer, die Bäume sind schon hinter uns geblieben, der Kletterfelsen rückt näher.
    Lisa und ich trotten nebeneinander, sie denkt was, ich aber auch! Drei von den alten Griechen-Philosophen kennen wir jetzt schon. Den Thales von Milet, dem war das Wasser wichtig, den Anaximenes, der hatte es mehr mit der lebenswichtigen Luft. Den Heraklit, dem war das Fließen wichtig, das vom Wasser, aber auch das vom Feuer. Aber Feuer fließt doch nicht, das brennt doch bloß, oder? Das muss er aber uns mal erklären, der Prof, und es nicht bloß so ins Ohr von Celia wispern. Macht er bestimmt beim Lagerfeuer heute Abend, das hat er uns ja versprochen!

    Also, ich denke ja, alles ist gleich wichtig! Die feste Felsenerde, das Wasser, die Luft, das Feuer. Gäb ’ s das alles nicht, dann könnten wir ja alle nicht leben. Wie gut, dass es das alles gibt. Aber, da ist plötzlich so ein Gedanke in meinem Kopf, der kribbelt richtig runter bis zu meinem Bauch und macht, dass ich schnell hinrennen muss zum Prof und ihn am nassen T-Shirt zupfe. Wenn ’ s das alles gar nicht gäbe, ja, wo wären wir denn dann? Prof, wo war ich, als ich noch nicht da war? Das hat mir noch keiner gesagt.
    Er bleibt stehen und blinzelt zu mir runter, Schweißtropfen fallen auf seine Brille. Er lächelt mich an.
    »Vorausgesetzt, Ida, die Erde war schon perfekt vorhanden, mit Wasser, Feuer, Luft, mit Fauna und Flora, nur du noch nicht vorhanden?«
    Ich nicke, ja, ich glaube, das will ich eigentlich wissen. Die anderen auch, sie drängen sich näher, sogar Tim, um unseren Prof herum.
    Der Prof lächelt noch immer und schiebt Celia auf seinen anderen Arm. »Diese Frage, Ida, habe ich meinem Papa auch gestellt, als ich klein war. Und was hat er geantwortet? Du warst in Abrahams Wurschtkessel, mein Söhnchen. Hat er gesagt.«
    Was? Meint er das ernst? Wir starren ihn an und er grinst.
    »Genau so hab ich auch geschaut, so wie ihr jetzt, und gedacht, da liegt mein lieber Papa aber ziemlich falsch, so kann das nicht gewesen sein. Heute würde ich sagen, wir alle hier, wir waren im Bereich des Möglichen. Sagt euch das was?« Er kratzt sich am Bart.
    Ich glaub, er hat schon selber gemerkt, das ist aber ein schwieriger Denke-Satz für uns. Mensch, Prof, soll das heißen, ich bin bloß wirklich, weil ich möglich war? Das versteh ich aber nicht.
    »Ich schon, Ida!« Lisa strahlt und kaut aufgeregt auf ihrem Pferdeschwanz herum. »Der Prof meint damit, dass alle Menschen da oben im Universum irgendwie herumgeschwirrt sind, so als Gedanke, meine ich, noch nicht wirklich. Und dann sind wir so nach und nach, na ja, nicht alle zusammen natürlich, runtergekommen auf die Erde. Wir waren vorher vielleicht bloß ein Gedanke im Universum

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