Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)
mehr, da bin ich froh.
Ja, aber was erwarten wir denn jetzt von unserem Prof? Wir schauen uns alle an, immerhin, wir schauen uns wieder an. Und da weiß ich es! Hoffentlich klappt ’ s.
Gar nix soll er machen, es ging ja nicht um ihn, es war ja ein blöder Streit unter uns. Ergo – kann man leicht behalten, das neue Wort –, ergo klären wir das auch unter uns, das ist logisch und gar nicht schwierig. Oder? Tatsächlich, alle nicken, auch der Prof, ziemlich erleichtert, finde ich. Nur Celia und Baby wimmern und winseln noch, aber bloß noch ein bisschen. Sie haben wahrscheinlich gespürt, hier ist jetzt wieder Frieden, aber noch keine Freude. Ich muss kichern, kein Eierkuchen! Und jetzt lache ich los. Wegen der drei Zaubersätze von dem Immanuel Kant. Was kann ich wissen? Der Eierkuchen steckt beim Prof am Hut. Was soll ich tun? Ihn da runterholen! Was darf ich hoffen? Dass man ihn noch essen kann! Vor lauter Lachen kriege ich kaum Luft. Also nee, Ida, so albern darf man aber nicht sein nach so einem wüsten Streit.
Aber, die anderen kichern und prusten und lachen mit, auch der Prof. Und dann ist es gar nicht mehr schwer. Es wird ein wüstes Durcheinander.
Lucas schüttelt Lisa die Hand mit einem »Entschuldigung«, Lisa schüttelt kräftig zurück mit einem »Ergo«. Die Ohrfeigen tun ihr leid, darum das schöne »ergo«! Und weil sie schon beim Händeschütteln ist, macht sie gleich weiter bei Tim mit einem »Entschuldigung, war wohl ein bisschen gemein«.
Tim patscht ihr auf die Schulter: »Ich kann dir mal meinen Papa leihen, der hat so Babys gern.«
Der Prof und ich, wir lächeln uns zu. Er ist wieder da, der Eierkuchen.
»Und wenn jetzt noch jemand mal Celia und Baby trösten könnte, wäre ich absolut glücklich«, sagt er. »Kleine Kinder und Tiere sind noch ganz nah an der Natur, sie empfinden atmosphärische Störungen besonders intensiv, und die von vorhin war, verzeiht, beschissen.«
Ganz kurz denke ich, ja, warum macht er ’ s dann nicht selber? Aber sofort stürzen wir uns alle auf Celia und Baby, und es wird gestreichelt und geschmust, und aus Versehen streicheln uns unsere Hände auch, und Tim beschmust Lisas Pferdeschwanz und ich Babys Wackelschwänzchen.
Wir sind alle wieder Freunde und unser Prof ist froh!
»Na also, geht doch«, murmelt er, ich hab ’ s genau gehört.
»Man muss Kindern nur vertrauen, sie wissen schon, was zu tun ist.«
Zwischenstopp mit einer wichtigen Frage
»Nun denn, Freunde, wieder Frieden, nicht wahr? Ich würde nämlich jetzt gerne endlich unsere geplante Wanderung beginnen, los, los, marsch, marsch.« Der Prof zeigt hin zum felsigen Hügel, auf den wir klettern wollen. »Tüchtig durchatmen, frische Luft in die Lungen und in die Köpfe. Alles startklar?«
Und wie! Ich atme jetzt schon tüchtig durch, weil ich froh bin, dass die blöde Streiterei vorbei ist. Die anderen auch, sie nicken. Nur Tim stöhnt, aber leise.
Lisa nimmt Celia an die Hand, Lucas Baby an die Leine, Tim schultert seinen Rucksack, und ich trage den Sonnenhut vom Prof. Der ist ihm vom Kopf gerutscht, ein Wind hat ihn weggeweht. Der stürmt durch die Bäume.
Wir wandern los, Prof vorneweg. »Herrlich, Freunde!«, ruft er und lacht. »Der Wind, der Wind, das himmlische Kind, herrlich! Und genau das himmlische Kind liefert mir ein prima Stichwort. Nämlich die Luft, auch wieder ein Naturgesetz. Luft gibt ’ s immer, ist immer spürbar. Der Erste, dem das aufgefallen ist, war Anaximenes, übrigens ein Schüler von Thales, ihr erinnert euch, das war doch der …«
»Der wie du vor lauter Denken ins Wasser geplatscht ist. Für ihn war Wasser das Allerwichtigste«, unterbricht ihn Lisa und zerrt Celia weiter. Die will Blümchen pflücken, und Baby will das auch, weil Celia das will, aber er wird von Lucas weitergezerrt.
Jetzt wird nicht gespielt, jetzt wird zugehört!
»Anaximenes also meinte, die Luft sei das Allerwichtigste, denn … haltet doch bitte alle mal die Luft an«, sagt der Prof und tut ’ s als Erster, steht stocksteif, ohne zu atmen. Sofort tun wir ’ s ihm nach. Außer Celia und Baby natürlich. Die sind von Lisa-Hand und Lucas-Leine befreit und weg sind sie …
Aber dann müssen wir wieder ganz schnell nach Luft schnappen, der Prof noch früher als wir!
»Da seht ihr mal, wie lebenswichtig die Luft für uns ist, ohne die geht ’ s nicht, stimmt ’ s?«
Das hat Anaximenes schon ganz richtig gedacht. Luft ist was Elementares, ein Naturgesetz. Ohne Luft kein Leben.
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