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Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
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Aber der schlaue Anaximenes hat doch sehr gestaunt, dass Luft sich verändern kann. Denn, wenn er auf einen hohen Berg in Griechenland gekraxelt ist, hat er gespürt, oh je, hier kriege ich ja kaum noch Luft. Die ist ja so dünn geworden. Und als er wieder unten im Tal war, war er froh, da konnte er wieder prima schnaufen. Da war die Luft offenbar dicker. Da hat er wieder gestaunt, weil er außerdem beobachtet hat: Wenn es feucht und warm war, da ist die Luft hochgestiegen und am Himmel zu Wolken geworden. Ja, wie kommt denn so was? Als schlauer Denker war ihm klar, da muss in der Luft was drin sein, das so was bewirkt. Die Luft hat sich ja offenbar verdichtet, sonst würde sie ja nicht da oben am Himmel als Wolken rumhängen. Er konnte aber nicht wissen, was da alles drin ist in der Luft, woher denn auch. Wir wissen es heute, wir haben eben Experimente und Messungen und Untersuchungen machen können. Denkt immer dran, ihr Lieben, das konnten die Griechen noch nicht. Anaximenes hat nicht gewusst, dass der Regen, der aus den Wolken zu uns runterfällt, schon als Wasser eben in der Luft gespeichert ist. Aber noch was Wichtiges hat er beobachtet, der kluge Kopf, dass nämlich Luft auch Geräusche übertragen kann. Da war ihm klar, das muss eine starke Kraft sein, die Luft. Das allerwichtigste Naturgesetz. Kann sich verändern, bleibt sich aber immer gleich. Luft bleibt Luft. Sein Lehrer Thales hat das anders gesehen, wie ihr wisst, für ihn war das Wasser das allerwichtigste Naturgesetz.«
    Da haben sie sich aber mächtig gestritten. Vielleicht haben sie sich so gekloppt wie wir beinahe vorhin? Nee, das waren ja Erwachsene und höfliche Denker, denke ich. Was haben die überhaupt angehabt?
    Ich zupfe den Prof am T-Shirt, aber da lispelt schon Lucas ungeduldig: »So was wie ’ n Bettlaken um sich rum, is doch auch egal!«
    »Toga heißt das, Lucas, Toga!«, und wer das ruft, ist ja wohl klar …
    Der Prof nickt nur, und ich merke gleich, ihm ist Bettlaken und Toga grad ziemlich egal. Er will weitererzählen und weiterwandern.
    »Ich glaube, das wichtigste Naturgesetz, was in der Luft steckt, ist erst einmal die Erkenntnis: Außer dem festen Stoff, aus dem unsere Erde ist – unsere felsenfeste Erde, auf die man sich drauflegen oder hüpfen kann –, gibt es eben Gase. Luft, durch die man durchsehen kann, die man einatmen kann. Aber reinlegen kann man sich nicht, da fällt man runter. Luft ist keine Hängematte für schwerere Materie und jetzt bitte kein Gekicher hin zu Tim. Ihr seid allesamt zu schwer für die Luft!«
    Wir kichern doch gar nicht, na ja, bloß so ein bisschen.
    Der Prof wedelt uns streng das leise Gekicher weg. »Luft also, so hat sich Anaximenes gedacht, scheint ein anderes Material zu sein als die Erde und auch als das Wasser. Ein neues Naturgesetz, was sich immer wiederholt, was immer vorhanden ist. Die Luft ist sozusagen das, was hinter allem steckt. Wir wissen es heute, Anaximenes ahnte es schon damals. Wahrhaftig, ich sage euch, ein Gedanken-Riese, wie sein Lehrer. Ist das nicht enorm?«
    Seine Augen glitzern begeistert hinter seiner Brille, er stürmt vorwärts, wir hinterher, bloß Tim, der schleicht. Wenn der so weiterschleicht, verpasst er nicht nur was Spannendes, sondern auch uns. Der Hügel zum Raufklettern ist noch ziemlich weit entfernt. Ob da oben die Luft wohl dünner ist? Das würde ich gerne ausprobieren. Aber da bleibt der Prof plötzlich stehen und schaut sich um in alle Richtungen.
    »Sagt mal, wo sind denn unsere kleinen Schutzbefohlenen? Die vermisse ich schon eine ganze Weile. Muss ich mir Sorgen machen?« Er runzelt die Stirn.
    Mensch, Prof, die sind bestimmt am Bach und der ist doch bloß ein Bächlein. Lisa schreit natürlich sofort los. »Celia, Windelzwerg, komm her!« Das Bächlein hören wir plätschern, aber keine Celia und auch kein Baby.
    »Nicht schon wieder!«, stöhnt der Prof und rennt schon los in Riesensätzen hin zum Bach. »Ihr habt nicht aufgepasst und ich habe die Verantwortung!«
    Wir rennen hinterher, sogar Tim setzt sich in Bewegung. Wir haben wirklich nicht auf die beiden aufgepasst, er aber auch nicht. Aber da sehen wir schon von Weitem eine friedliche Celia, sie steht im Bach und schmeißt Steinchen ans Ufer, die Baby fangen soll. Was der nicht tut, der pennt, als eingekringeltes Wollhund-Knäuel. Na also, Prof, nix passiert!
    Der Prof atmet auf, ich seh ’ s deutlich, aber er hebt eine strampelnde Celia sofort aus dem Bächlein und trocknet ihre

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