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Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
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und schwenkt seinen Sonnenhut. Und ruft: »Denkpause vorbei, es geht weiter! Übrigens ist mir noch ein Naturgesetz eingefallen! Alle Kinder müssten, wenn sie wollen, immer und immer Pizza kriegen, bis die ihnen zum Hals raushängt! Na, wär das was?«
    Ja, ja, jetzt will er uns zum Lachen bringen oder zum Schmatzen, funktioniert aber nicht, Prof! Noch nicht mal Tim grinst!
    Wir schleichen hinter ihm her, und wenn wir jetzt so weiter schleichen, ist er längst ohne uns auf dem Kletterfelsen. Ich weiß schon, warum er jetzt so losgestürmt ist und nicht auf uns warten mag. Er rennt vor irgendwas davon. Wir sind ’ s nicht, er mag uns doch. Dann können es doch nur seine Gedanken sein, sein Traum vom Naturgesetz, Frieden immerzu auf der Welt.
    Er hat ’ s uns zuerst ja gar nicht erzählen wollen, weil er genau weiß, das wird ’ s nie geben, und beim Erzählen ist er ja auch richtig traurig geworden. Tut ’ s ihm jetzt leid, dass er uns das erzählt hat? Lisa, wie war das damals, als er uns in der Uni erzählt hat, dass unsere Erde irgendwann einmal explodieren wird, wenn sie bei ihrer Umdrehung der Sonne zu nahe kommt?
    Und dann sind doch alle Studenten, die heimlich zugehört haben, du erinnerst dich, die sind doch so unruhig geworden und sind erschrocken, weil man so was Kindern nicht erzählen darf. Lisa, was hat er da noch mal gesagt?
    Aber statt Lisa antwortet Tim ganz ohne Gebrummel: »Die Wahrheit ist Kindern zumutbar! Hab ich mir nämlich gemerkt, hab ich mir in meinem Zimmer an die Wand geschrieben. Mit Fingerfarben. Mein Papa hat ’ s nicht abgewischt!«
    Na, das sind ja endlich mal hundert Punkte für seinen Papa.
    Jetzt aber nix wie los, der Prof da vorne, der muss getröstet werden. Sein Rücken, weit entfernt, der sieht so einsam aus ohne uns. Wir rennen los und brüllen gemeinsam: »Die Wahrheit ist Kindern zumutbar!« Und weil das so schön klingt, beinahe wie ein Naturgesetz, brüllen wir es immer wieder.
    Unser Prof, der ist ja schon beinahe am Felsen, dreht sich um, lässt Tims Rucksack fallen und breitet weit seine Arme aus. Will er uns jetzt umarmen? Ja, er will. Bloß passen in seine Arme nur Lisa und Lucas und ein bisschen ich … Tim umarmt seinen Rucksack und die Knie vom Prof, die sind noch frei.
    Wie gut, jetzt sind wir alle wieder zusammen und, wie hat der Prof so schön gesagt? Der Mensch ist des Menschen Freund! Das kann man gut an uns jetzt sehen. Das schreibe ich mir auf, an meine Zimmerwand. Mit Fingerfarben. Gute Idee, Tim!
    Der Prof drückt uns richtig feste, ich merke gleich, er ist froh, dass wir ihn verstanden haben und er nicht weglaufen muss vor einem Traum, der wahrscheinlich nicht in Erfüllung geht.
    Und weil er froh ist, sind wir auch froh und schnattern fürchterlich durcheinander. Und siehe da, wir schnattern genau das, was ich vorhin schon gedacht habe. Wenn ’ s auch überall böse Kriege gibt, dann können wir doch hier, heute und jetzt sofort versuchen, so was bei uns nicht haben zu wollen.
    Streiten, ohne gleich zu kloppen, zuhören, helfen, wenn wer was braucht, trösten, wenn wer Kummer hat.
    Miteinander teilen, das kann Tim schon gut, hat er ja bewiesen. Sich kümmern um andere, das macht Lisa schon toll mit der kleinen Nervensäge Celia, und wir alle mit Baby …
    Der Prof hört uns gut zu, mit schief gelegtem Kopf, und wenn er den Kopf noch schiefer hält, bläst ihm der Wind gleich wieder den Sonnenhut weg … den fange ich wieder ein, mach ich doch gerne!
    »Spielt ihr jetzt perfekte Kinder?«, fragt er, aber ich merke genau, er freut sich. Sehr sogar. »Denkt ihr aber auch noch morgen dran und übermorgen? Frieden unter Menschen ist nicht einfach, das muss geübt werden, und zwar täglich, das ist richtige Arbeit, ist euch das klar? Neid überwinden, Missgunst überwinden, Zorn überwinden, alles Arbeit, und die findet hier im Kopf statt.« Er klopft sich an die Stirn, und sein Hut, nein, der sitzt noch fest.
    Schon klar, Prof! Wir wollen es versuchen. Stimmt doch, oder? Alle nicken, nur Celia und Baby nicht. Wo sind denn die schon wieder? Aber Sorgen müssen wir uns nicht machen. Baby passt auf Celia auf, Celia passt auf Baby auf, hoffentlich!
    »Frieden ist wie ein Steinchen, was mein Papa übers Wasser hüpfen lässt. Ich kann das nicht«, murmelt Tim und packt sich seinen Rucksack wieder auf den Rücken. »Das Steinchen hüpft und macht Wellen, immer größere. Das Steinchen ist der Frieden, die Wellen sind die Botschaft, die verteilt sich weit

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