Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)
stinkreichen Mann und einen Haufen Kinder, die haben alle vier Beine und machen wuff wuff. Und dich stopft sie dann ins Altenheim. Mein Naturgesetz, das funktioniert! Fußballspiele und immer wieder Fußballspiele, und wenn mal ’ ne Pause ist, gibt ’ s wieder Fußballspiele!« Er kickt vergnügt nach einem Ball, den er gar nicht hat, sein Fuß trifft Tim auf den Po.
Der merkt aber nichts, er streichelt seinen Bauch und stöhnt: »Das ist mein Naturgesetz, muss ich gar nicht erfinden. Der wird immer dicker. Auch wenn meine Mama die Schokolade versteckt hat, wird er trotzdem immer dicker. Weil ich sie gefunden hab, die Schokolade. Da kann man nix machen, es ist ein Naturgesetz, und das wiederholt sich immer. Er hat ’ s gesagt!«
Er zeigt auf den Prof, und ich merke genau, er würde jetzt am liebsten lachen. Macht er aber nicht. Er ist so einer, der lacht uns nicht aus, auch wenn wir mal Quatsch machen.
Ja, aber was wäre denn für ihn ein Naturgesetz, wenn er sich eins ausdenken würde?
»Ach, Ida, mir genügen eigentlich die tatsächlich vorhandenen Naturgesetze, mit denen bin ich vollauf zufrieden.«
Er schnauft und Celia rutscht von seinem Rücken mit einem Plumps ins Gras. Und siehe da, die Beinchen sind wieder aufgewacht und stolpern sofort hin zu Baby.
Also neee, Prof, das gilt aber nicht! Wir haben uns jetzt alle Naturgesetze ausgedacht, jetzt musst du aber ran! Und sofort brüllen wir alle: »Los, Prof, los, Prof!« Im Brüllen sind wir gut, wenn wir uns einig sind.
»Hier spricht die Stimme des Volkes!«, lacht er und hält sich die Ohren zu. »Lisa, bitte übersetzen in Latein, du bist doch schon im Gymnasium!«
Nee, ist sie nicht, kommt sie erst. Aber natürlich übersetzt Lisa sofort und stolz: »Vox populi heißt das! Vox die Stimme, populi vom Volk, und das sind jetzt wir!« Sie schaut sich um. Kriegt sie jetzt Applaus und Daumen hoch?
Na klar kriegt sie das, geht ja nicht anders, und der Prof schenkt ihr auch noch ein »Bravo, Lisa!«, und wir kriegen ein »Merkt euch das, kann nicht schaden!«. Aber … lenkt er jetzt ab? Er ist plötzlich ziemlich ernst geworden und kratzt sich am Bart.
»Ja, Freunde, tut mir leid, wenn ich euch jetzt die lustige Stimmung verhagele, aber ich wünschte mir tatsächlich ein Naturgesetz, was unabdingbar bestimmt, Frieden soll auf diesem Planeten herrschen. Keine Kriege mehr, keine Klopperei. Der Mensch sei des Menschen Freund und nicht sein Feind. Wäre das ein Naturgesetz, dann wäre viel Kummer und Not ausgeräumt. Wir könnten ja nicht anders, als diesem Naturgesetz zu folgen, und immer und immer wieder würde es sich wiederholen. Wie Blitz und Donner, wie Luft und Wasser, Fauna, Flora … wir lebten friedlich miteinander und teilten uns das, was uns unser wundervoller Planet schenkt. Ohne Neid und fürsorglich. Ja, ihr Guten, dieses Naturgesetz können wir vergessen, das ist nur ein Traum von eurem ollen Prof.«
Jetzt putzt er seine Brille, aber nicht, weil er grad nicht weiter weiß. Ich glaube, wenn wir auch eine Brille hätten, täten wir die auch jetzt putzen.
Wir waren bloß albern und lustig, er aber nicht. Müssen wir uns jetzt schämen? Na ja, vielleicht nicht, aber nachdenken, das schon. So groß nachdenken für die ganze Welt, das kann ich nicht, aber nachdenken für uns hier und jetzt, das geht, oder?
Keine Klopperei mehr, vielleicht nur ein bisschen schubsen, was nicht wehtut? Vielleicht geht das ja? Wenn der Mensch ein Freund sein will, und das wollen wir eigentlich doch. Miteinander teilen, das Pausenbrot zum Beispiel, was meine Mama mir in die Schultasche gesteckt hat und dem Tim so gut schmeckt? Das ist leicht. Tim teilt ja auch immerzu, auch, wenn er sich immer das erste Bonbon nimmt. Fürsorglich sein? Mensch, Prof, da musst du keine Sorge haben! Wir haben alle doch sofort beschlossen, dass wir uns um Baby kümmern, damit er eine gute Heimat kriegt, wir haben uns doch alle sofort um ihn gekümmert.
Ich glaube, Prof, wir kriegen das hin, das alles. Ich glaube, Prof, wir können ja jeden Tag dran üben und der Immanuel Kant hat uns doch einen tollen Tipp gegeben. Für das friedliche Miteinander, meine ich.
Was kann ich wissen, was soll ich tun, was darf ich hoffen.
Weiß ich noch genau und die anderen auch. Vielleicht kriegst du dann mal dein Wunsch-Naturgesetz, Prof? Wenn nicht nur wir, wenn viele so denken und es dann auch tun?
»Ida, biste eingepennt?« Lucas stupst mich an und zeigt auf den Prof. Der rennt schon weit vorne
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