Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)
übern See.«
Das hat er jetzt aber richtig schön gesagt, der Tim. Woher hat er das bloß? Von seinem Papa nämlich nicht. Mir ist das nicht eingefallen, leider. Jetzt muss ich aber aufpassen, dass ich nicht neidisch werde. Weil der Prof Tim über die dicken Backen streichelt, weil Tim so was Richtiges gesagt hat. Über meine Backen gestreichelt hat der Prof doch nie, oder? Auweia, Ida, was hast du da grad versprochen? Nicht mehr neidisch sein! Wie geht denn das? Einfach schlucken oder Nase hochziehen oder woanders hingucken? Da zischelt mir plötzlich jemand ganz nah ins Ohr und legt seine Arme um mich, das hat er noch nie gemacht. Lucas!
»Ida, unser Prof war doch damals dein Geburtstagsgeschenk, weiß du noch? Und wir durften auch was davon abhaben. Weißt du noch? Es war so toll, wie er uns alles erklärt hat vom Himmel und der Erde. Der Prof war wie eine Geburtstagstorte, meine ich mal, und jetzt kriegt Tim mal wieder ein dickes Stück davon ab.«
Er kichert und spuckt in mein Ohr. »Du weißt doch, mein Kumpel hat Süßes so gern!«
Ich muss kichern und putze mein Ohr, und siehe da, mein Neid ist weg. Weggezischelt von Lucas!
Mein Prof eine Torte, die wir uns teilen! Das ist lustig. Und es macht mir überhaupt nichts mehr aus, dass der Prof sagt: »Ein hübsches Bild, Tim, der Frieden als Steinchen im Teich, das immer weitere Wellen macht, eine Friedensbotschaft verkündet, das will ich mir merken. Erzähle das deinem Papa, der wird staunen über sein Kind!«
Und es macht mir auch überhaupt nichts mehr aus, dass Tim stolz die Hand vom Prof schüttelt und der kräftig zurückschüttelt. Und dass Tim dem Prof schon wieder ein Bonbon schenkt aus seinem Rucksack und der Prof sich bedankt und fröhlich lutscht und Tim richtig liebevoll die Mütze zur Nase zieht.
»Aber ehe wir jetzt endlich unsere Kletterei beginnen, hoch auf den Felsen, auf den Gipfel, fällt mir noch ein interessantes Bild ein, nämlich, Philosophie als Höhentraining, ihr werdet schon sehen.« Der Prof zeigt nach oben, aber verstehen kann man ihn jetzt nicht so gut, er knirscht mit seinem Bonbon herum.
»Sich in dünnerer Luft den Problemen zu stellen, wie zum Beispiel: Was ist die Welt?, da kommt man ganz schnell an komische Fragen, an grundlegende Fragen. Obwohl wir da so weit oben sind, sind wir doch unten tief verwurzelt. Da stellt man sich plötzlich die Frage: Was sind die ewigen Elemente der Welt, aus denen heraus sich alles Neue entwickelt? Zu hoch für euch?«
Nee, Prof, zu hoch ist der Kletterfelsen bestimmt nicht, aber was du grad gesagt hast, schon. Aber wenn wir erst mal hochgekraxelt sind in die dünnere Luft, vielleicht fallen uns da diese komischen Fragen ein? Hier unten habe ich jetzt aber eine ganz andere Frage, eine fürsorgliche. Wir Großen sind alle da, aber wo sind die Kleinen? Lisa, das geht auch an dich!
»Celia, komm her, aber sofort!«, schreit Lisa gleich, und Tim schwenkt seinen Rucksack: »Baby, Baby, Happi Happi!«
Lucas ruft nicht, er ist schon dabei, den Felsen hochzukraxeln. Er klammert sich fest an Grasbüschel, der Felsen ist furchtbar steil. Der Prof schaut besorgt nach oben zu Lucas und auch nach unten. Von Celia und Baby ist nichts zu sehen. Aber zu hören! Da kichert was, da fiept was, ganz nah.
»Kuckuck!«, kreischt Celia vergnügt und kriecht unter einem Stachelbusch hervor, Gesicht voller Schrammen, Hose verdreckt, und mit ihr Baby, das Fell voller Dornen und Blätter. Beide sehen aus, wie Kind und Hund nicht aussehen sollen.
»Ich und Baby haben Wichtel getroffen!«, teilt uns Celia eifrig mit. »Haben Kämpfchen gehabt, Wichtel haben gebissen.«
»Und ich wichtel dir gleich eins auf den Po!«, schreit Lisa. »Weißt du, wie du aussiehst?«
»Ja!«, nickt Celia. »Schön! Hab alle Wichtel totgemacht, waren klitzeklein. Baby hat tote Wichtel aufgeschleckt.«
»So viel zum Frieden auf der Welt, wo keiner den anderen bekämpft«, grinst der Prof und zupft Ameisen aus Celias Löckchen. »Da hoffe ich doch, dass die meisten Wichtel entkommen konnten und du verzichtest in Zukunft auf Ameisenjagd.«
»Neee!«, strahlt Celia.
Der Prof seufzt und zwinkert Lisa zu.
Die seufzt auch. »Aufklärungsarbeit, ich weiß schon. Der Mensch sei des Menschen Freund und auch vom kleinsten Tier.«
»So ist es, Lisa«, nickt der Prof und zeigt nach oben. »Seid ihr bereit für unser philosophisches Höhentraining? Alle Mann unserem Sportler Lucas hinterher?«
Natürlich nicht alle Mann, Prof, das
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