Phobia: Thriller (German Edition)
werde von einem Verrückten verfolgt! Er ist in unser Haus eingedrungen und hat mich bedroht. Mich und meinen Sohn. Und … und ich glaube, er hat meinen Mann entführt. Entführt oder … Ich darf gar nicht daran denken …«
»Ruhig, ganz ruhig.« Mark fasste sie sanft bei der Schulter und drehte sie zu sich. »Atme tief ein und aus, okay?«
Sie tat ein paar tiefe Atemzüge, und er spürte, dass ihr Zittern nachließ.
»Hast du schon mit der Polizei darüber gesprochen?«
»Natürlich. Aber sie können mir nicht helfen.«
»Und warum nicht?«
»Weil dieser Kerl keine Spuren hinterlassen hat und weil es keinen Anhaltspunkt gibt, dass Stephen etwas zugestoßen ist.«
»Das verstehe ich nicht. Du sagst doch …«
»Sie glauben mir nicht, Mark!«
»Warum sollte die Polizei dir nicht glauben?«
»Stephen ist auf einer Geschäftsreise unterwegs, und man will mir nicht glauben, dass er entführt wurde, weil …« Sie rang um Fassung, ehe sie weitersprechen konnte. »Weil sich dieser verdammte Scheißkerl für Stephen ausgegeben hat. Er hat Stephens Auto, und er hat sein Handy, und er hat die Polizei angerufen und behauptet, es sei alles nur ein Irrtum gewesen. Mark, ich weiß nicht mehr weiter!«
Sie sank gegen seine Brust, und für einen Moment stand Mark wie versteinert da.
Unschlüssig, was er tun sollte, legte er schließlich seine Arme um sie. Er kannte diese tiefe Verzweiflung und Hilflosigkeit nur zu gut. Es war, als ob man von einer höheren Macht von einem Augenblick zum nächsten in einen tiefen Abgrund gestoßen wurde.
»Wenn du willst, begleite ich dich zur Polizei«, bot er an. »Du musst unbedingt noch einmal mit ihnen reden.«
Sie ließ von ihm ab, zog erneut ihr Taschentuch heraus und putzte sich die Nase. »Und was soll ich ihnen sagen?«
»Alles, was du gerade zu mir gesagt hast.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Mark, das hat keinen Sinn. Für sie ist Stephen auf Geschäftsreise, und ich habe verflucht noch mal keine Beweise dafür, dass es anders ist!«
Sie schrie es heraus, und eine kleine Gruppe, die unweit von ihnen an einem Grab stand, sah sich zu ihnen um.
»Tut mir leid, Mark«, schluchzte sie. »Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich weiß nicht mal, wohin Stephen wollte. Und dann hat mich dieser Dreckskerl gestern angerufen und so getan, als sei er mein Mann. Er hat Stephens Handy, also wird er auch wissen, wo Stephen ist.«
»Hat er ein Lösegeld gefordert?«
»Nein, das ist es ja gerade. Er ist überhaupt nicht darauf eingegangen, als ich ihn nach Stephen gefragt habe. Er hat nur immer wieder behauptet, er sei Stephen.«
Mark sah sie ratlos an.
»Sarah, hör zu, ich würde dir wirklich gern helfen, aber wenn nicht einmal die Polizei …«
»Du bist Psychiater«, unterbrach sie ihn. »Du kennst dich mit solchen Spinnern aus. Du weißt, was in so einem kranken Kopf vor sich geht. Du kannst den Leuten in die Seele sehen. Das hast du doch immer schon gekonnt.«
»Nein, jetzt nicht mehr.«
»Was?«
»Ich habe meinen Job an den Nagel gehängt. Schon vor über einem Jahr.«
Sie nahm die Sonnenbrille wieder ab und musterte ihn aus geröteten Augen, die nun nichts mehr mit den Augen des Nachbarmädchens von einst gemeinsam hatten. Jetzt waren es die Augen einer Frau, die mit den Nerven am Ende war.
»Du hast aufgehört? Warum, Mark?«
»Mir ist etwas sehr, sehr Schlimmes passiert«, sagte er und wich ihrem Blick aus. »Das heißt, vielmehr jemandem, der mir sehr nahe stand. Seither habe ich Angst. Angst vor Menschen. Vor dem, wozu sie fähig sind. Früher, als ich noch mit Traumapatienten gearbeitet habe, konnte ich die Distanz wahren, weil es mich nicht unmittelbar betraf. Aber jetzt ist das etwas anderes. Deshalb kann ich dir auch keine Hilfe sein, Sarah. Ich bin ein Wrack. Ich kann ja nicht einmal mir selbst helfen.«
Wieder rannen Tränen über ihr Gesicht. »Bitte nicht, Mark. Lass mich nicht im Stich!«
Mark durchwühlte seine Jackentaschen, fand schließlich das Päckchen Pfefferminzdragees und schob sich zwei davon in den Mund. Er hätte jetzt viel für einen Drink gegeben.
Noch immer spürte er Sarahs flehenden Blick auf sich.
»Sarah, ich kann nicht. Bitte versteh mich doch …«
Sie schlug die Augen nieder und nickte. »Ja, sicher. Entschuldige, dass ich dich überhaupt damit belästigt habe. Das war dumm von mir.«
»Nein, so war das nicht gemeint.« Mark berührte ihren Arm, doch sie wich ihm aus.
»Ist schon okay, Mark.«
Sie durchsuchte ihre
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