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Phobia: Thriller (German Edition)

Phobia: Thriller (German Edition)

Titel: Phobia: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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konzentrieren und damit seine Schmerzen auszublenden. Er musste sich ausruhen, ehe er weitermachen konnte.
    Auch seine versengten Fingerkuppen brannten wieder. Kein wirklich schlimmer Schmerz, verglichen mit dem Stechen hinter seinen Schläfen, trotzdem war dieses Ziehen und Brennen unangenehm. Aber es war notwendig gewesen. Nur so hatte er sich seiner bisherigen Identität entledigen können.
    Nun gab es nur noch einen Schritt zu tun, und dann wüsste niemand mehr, wer er einmal gewesen war. Doch dieser letzte Schritt konnte gefährlich für ihn werden. Deshalb war es wichtig, dass er vorher wieder zu Kräften kam.
    Er lauschte weiter den Tropfgeräuschen, bis er schließlich in einen tiefen und traumlosen Schlaf sank.
    Neben dem Bett stand der Karton, in dem sich der augenlose Kopf befand. Auf die Oberseite hatte er in ordentlichen Druckbuchstaben einen Namen geschrieben.
    SARAH BRIDGEWATER
    34.
    »Einen kleinen Moment noch, Sir«, sagte Jamal zu dem Mann in dem Geländewagen. »Mein Kollege mit der Liste ist gleich wieder hier.«
    »Das hoffe ich«, gab der Geländewagenfahrer zurück und zeigte auf seine Rolex. »Ich kann hier nicht ewig warten. Ich habe Termine .«
    »Sicher, Sir, ich verstehe.«
    Ungeduldig sah sich Jamal nach Bernie um. Er runzelte die Stirn. Was, um alles in der Welt, machte der Junge da?
    Er sah, wie Bernie den Kofferraumdeckel des Taxis öffnete und dann mit einem spitzen Schrei zurückwich, als hätte ihn etwas angesprungen. Dann stand der Junge wie versteinert da, würgte und übergab sich.
    »Hey!«, rief Jamal erschrocken aus und lief zu ihm, begleitet von den entnervten Rufen des Geländewagenfahrers.
    Als Jamal bei Bernie angekommen war, schlug ihm der strenge Geruch nach Erbrochenem entgegen. Aber da war noch etwas anderes, ein weitaus üblerer Gestank, der aus dem nun offenen Kofferraum zu strömen schien.
    »Bernie! Was zum …«
    Der Junge kam auf ihn zugewankt.
    »Tut mir leid, Mann«, keuchte er. »Aber das ist mir echt zu heftig … «
    Jamal wich vor ihm zurück. Bernie hatte sich von oben bis unten vollgekotzt. Eine braune Brühe voller halbverdauter Chips troff von seiner Brust. Bis auf die Worte Fürchte dich war von seinem T-Shirt-Aufdruck nichts mehr zu erkennen.
    »Mann, ich wollte doch nur …«, krächzte Bernie. »Der Schlüssel steckte und …«
    Er schüttelte sich und sprach nicht weiter.
    35.
    Mark hatte den Nachmittag mit einem langen Spaziergang durch Hackney verbracht und die Orte seiner Kindheit und Jugend aufgesucht. Dabei hatte er an Somerville gedacht. Der Professor hatte recht gehabt, London hatte sich verändert.
    Viele Ecken in seinem ehemaligen Viertel waren kaum wiederzuerkennen. Der Spielplatz am Ende der Straße war zu einem Anliegerparkplatz geworden. Der Friseurladen musste schon seit einer Ewigkeit leer stehen, wie die verstaubten Schaufenster mit den zu mieten -Aufklebern vermuten ließen.
    Auch die Fleischerei daneben, aus der seine Eltern sich den alljährlichen Weihnachtstruthahn liefern ließen, gab es nicht mehr. Stattdessen hing nun das Schild einer nicht näher definierten Import-Export-Firma über der Tür. Und das Restaurant, in das Heinrich Behrendt seine Familie gelegentlich an Sonntagmittagen ausgeführt hatte, nannte sich jetzt Art Café. Der Aufsteller neben dem Eingang warb für hausgemachtes Soja-Chili statt für den traditionellen English Roast, den Marks Vater so sehr geliebt hatte, weil er angeblich dem westfälischen Rinderbraten ähnlich war.
    Zuletzt hatte Mark noch eine ganze Weile vor seinem ehemaligen Elternhaus gestanden, bis ein fetter Kerl mit Glatze herausgekommen war und ihn argwöhnisch gemustert hatte. Demonstrativ hatte er die Ärmel seines Sweatshirts hochgeschoben und die tätowierten Arme vor der Brust verschränkt.
    »Was gibt’s hier zu glotzen?«, hatte er in breitem Cockney gefragt, und Mark war ohne Antwort weitergegangen. Er hatte ohnehin genug gesehen. Einmal mehr war ihm klar geworden: Das Gestern ist Geschichte, nur das Hier und Jetzt zählt, denn es stellt die Weichen für die Zukunft.
    Während seines Spaziergangs war ihm Sarah nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ihre Bitte um Hilfe und seine Reaktion darauf. Es war das erste Mal gewesen, dass er jemandem eine dringende Bitte abgeschlagen hatte. Aber er hatte nicht anders gekonnt. Er war für niemanden mehr eine Hilfe, auch nicht für Sarah. Der Mark Behrendt von einst war ebenso Geschichte wie all die Relikte ihrer gemeinsamen Jugend. In seinem

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