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Phobia: Thriller (German Edition)

Phobia: Thriller (German Edition)

Titel: Phobia: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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Lebenserwartung, selbstverständlich unter Einbezug deiner persönlichen Angaben. Deshalb brauchte ich auch die vielen Daten und Informationen über dein Leben.«
    Der Professor räusperte sich und trank einen Schluck Wasser, ehe er weitersprach. »Es ist dir, wie allen anderen auch, freigestellt, ob du erfahren willst oder nicht, wie viel Zeit dir noch verbleibt. Du bist noch jung, und die Versuchung wird wahrscheinlich groß sein, die Abdeckung zu lösen. Aber glaub mir, selbst wenn die Ziffern noch weit in die Zukunft reichen sollten, kann es dennoch recht ernüchternd sein, die etwaige Restzeit seines Lebens zu kennen. Ich spreche bewusst von einer etwaigen Angabe, denn du kannst deine Lebenszeit natürlich beeinflussen, mit mehr oder weniger Erfolg. Hör mit dem Rauchen auf, trink weniger Alkohol, ernähre dich gesünder, und gib acht, dass dir der Himmel nicht auf den Kopf fällt.« Er stieß ein heißeres Lachen aus. »Vielleicht kannst du damit ein paar Stunden, Tage, Wochen oder Monate herausholen. Aber du wirst erkennen, dass es im Grunde genommen bei dieser Uhr nicht so sehr um die Zahlen geht. Du kannst sie dir ansehen, ja, du kannst beobachten, wie die Ziffern rückwärts laufen, aber viel entscheidender ist, was du letztlich mit diesem Wissen anfängst, denkst du nicht?«
    Mark musste schlucken und hatte das irrationale Gefühl, sein Doktorvater sei in diesem Moment tatsächlich hier mit ihm im Raum.
    »Das soll mein Abschiedsgeschenk an dich sein, Mark«, sagte Otis und beugte sich nach vorn, sodass sein bleiches Gesicht beinahe den ganzen Monitor ausfüllte. »Werde dir wieder bewusst, dass du lebst . Hör auf, ein wandelnder Toter zu sein. Denn das bist du geworden. Ich weiß, Angst ist eine tiefschichtige, radikale Emotion. Sie ist heimtückisch, und jeder von uns hat seinen eigenen Dämon, der ihn quält. Ich fürchte mich davor, bald nur noch eine seelenlose Hülle zu sein, und bei dir nehme ich an, dass du dich davor fürchtest, dein Trauma nie wieder zu überwinden. Aber ich will dir etwas verraten, Mark, etwas, das du im Grunde längst wissen dürftest. Angst hat ein Zuhause.« Er tippte sich gegen die Schläfe. »Hier oben. Und es ist zugleich der einzige Ort, an dem wir uns ihr stellen können. Unsere Zeit ist begrenzt, Mark, und es wäre eine Verschwendung, wenn wir sie mit Angst verbrächten.«
    Er lehnte sich wieder zurück und seufzte. »Ich hätte dir das alles lieber persönlich gesagt, aber wahrscheinlich wäre ich inzwischen gar nicht mehr in der Lage dazu. Dafür vergesse ich jetzt schon viel zu viele Dinge. Ich habe mir noch zwei Monate gegeben, ehe ich gehen werde, aber diese Zeit will ich meinem treuen alten Weggefährten schenken. Lionel hat es auch nicht gerade leicht, wie du dir denken kannst. Deshalb verabschiede ich mich nun auf diesem Weg von dir. Leb wohl, Mark. Stell dich deiner Angst. Vergiss nie, dass deine Zeit läuft. Dann musst du die Schrauben nie lösen.«
    Otis nickte ihm noch einmal zu, dann wurde der Bildschirm dunkel, und Mark blieb nachdenklich im Zwielicht des Zimmers zurück.
    Als Mark das Haus eine Weile später verließ und zur U-Bahn schlenderte, trug er die Uhr um sein Handgelenk.
    Den Schraubenzieher hatte er auf dem Couchtisch zurückgelassen.
    31.
    Am nächsten Vormittag wurde George Otis auf dem Friedhof von East Finchley beigesetzt.
    Mark hatte die Northern Line genommen und den Fehler gemacht, eine Station zu früh, in Finchley Central, auszusteigen. Also ging er den restlichen Weg zu Fuß und musste mehrmals nach dem Weg fragen, ehe er endlich – eine gefühlte halbe Stunde später und mit klamm gefrorenen Fingern – den spitzen Turm der Hauptkapelle ausmachte.
    Vor dem Eingang zum Friedhof drängte sich die Presse. Beide Seiten der schmalen Zufahrt waren mit Autos und den Kombiwagen mehrerer privater TV-Sender zugeparkt. Neben den eigentlichen Trauergästen waren auch viele Schaulustige gekommen, um dem Begräbnis des Mannes beizuwohnen, der sich auf so spektakuläre Weise das Leben genommen hatte.
    Mark schlug den Kragen seiner Jacke hoch und zog die Strickmütze noch etwas tiefer ins Gesicht, bevor er sich durch das Gedränge schob.
    Irgendwo in dem Durcheinander aus Stimmen und Husten glaubte er, eine Frau zu hören, die seinen Vornamen rief, aber er sah sich nicht nach ihr um. Er kannte hier niemanden. Bestimmt hatte er sich verhört, oder es war ein anderer Mark gemeint, der Name war schließlich keine Seltenheit.
    Als er am Grab der

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