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Phobia: Thriller (German Edition)

Phobia: Thriller (German Edition)

Titel: Phobia: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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ein Teil der Nacht. Dann warst du unsichtbar .
    Er schüttelte den Kopf. Was war das nur? Im Gegensatz zu seinen Bemühungen, sich in den unbekannten Autofahrer hineinzudenken, fiel es ihm mit Sarahs unbekanntem Eindringling sehr viel leichter. Wie er hier stand und über diesen Mann nachdachte, kam es ihm vor, als könne er in dessen Kopf sehen.
    Das muss daran liegen, dass wir etwas gemeinsam haben , dachte er. Denn auch Mark hatte sich einmal wie ein Voyeur verhalten – damals, vor vier Jahren. Zwar hatte es zunächst einen berechtigten Grund für seine Nachstellungen gegeben, aber dann war er dem zwanghaften Reiz erlegen, der mit dem heimlichen Beobachten einherging. Und er hatte feststellen müssen, wie schwer es fiel, wieder damit aufzuhören.
    Also griff er nun auf diese Erfahrung zurück und sah mit den Augen eines Voyeurs zu dem Haus der Bridgewaters. Es gab keine Gardinen, keine Vorhänge oder Rollos – nichts, was die Familie vor heimlichen Blicken geschützt hätte. Wegen der hohen Hecke mussten sie sich sicher gefühlt haben – und das war es, was diesen unwiderstehlichen Reiz auf Voyeure ausübte: das vermeintliche Sicherheitsgefühl ihrer Opfer. Es gab ihnen Macht. Im Fall der Bridgewaters musste der Unbekannte süchtig danach geworden sein. Deshalb war es ihm wichtig gewesen, sich unauffällig zu verhalten und keine Risiken einzugehen. Nur so hatte er sich über die lange Zeit hinweg in ihrer Nähe aufhalten können.
    Aber irgendwann hatte dieser Mann dann doch das Risiko gesucht. Er hatte sich Sarahs Schlüssel beschafft und war ins Haus eingedrungen, und dabei war er von Harvey entdeckt worden.
    Mark fragte sich, warum. Warum hatte es der Mann darauf ankommen lassen?
    Weil er es nicht mehr ausgehalten hat, einfach nur zuzusehen. Er wollte dazugehören. Denn Beobachten weckt Begehren. Und von dem Begehren werden Besitzansprüche abgeleitet.
    So musste es gewesen sein.
    Er hörte Schritte. Sarah kam auf ihn zu. Sie war blass, und ihre Augen waren gerötet, aber ihr Gang wirkte entschlossen. Mit den Händen hielt sie eine dampfende Teetasse umschlossen, und der kalte Wind trug Mark einen Hauch von Kamille entgegen.
    »Und?«, fragte sie, als sie bei ihm stand. Ihre Stimme klang rau und heiser. »Was glaubst du, was das für ein Kerl ist? Warum tut er so was?«
    »Ich denke, dass er euch beobachtet hat, weil er sich dadurch wie ein Teil eures Lebens fühlte.«
    »Ein Teil unseres Lebens«, wiederholte Sarah und betrachtete die Tasse in ihren Händen. »Und warum sucht er sich dazu uns aus? Warum will er ausgerechnet Stephens Platz einnehmen?«
    Mark legte die Stirn in Falten und betrachtete nachdenklich das Haus. »Das ist die große Frage.«
    Sarah umklammerte ihre Tasse, als gäbe sie ihr Halt. »Glaubst du … glaubst du, er hat Stephen etwas angetan? Ich meine …«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    Sie sah zu ihm auf. »Und wieso?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte er und hielt ihrem eindringlichen Blick stand, »aber Voyeure sind in der Regel keine gewalttätigen Menschen. Im Gegenteil, sie sind zumeist schüchtern und unsicher in sozialen Kontakten. Sie wollen nicht auffallen und tendieren eher zur Flucht, als dass sie jemanden angreifen.«
    »Aber wo ist Stephen dann?«
    Mark zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, Sarah, ich habe keine Ahnung.«
    Sie wandte den Kopf ab, presste die Lippen aufeinander und rang sichtlich mit ihrer Selbstbeherrschung. »Dieser Kerl … ist also ein Perverser? Er geilt sich daran auf, uns hinterherzuspionieren?«
    »Nein, nicht direkt. Er will an eurem Alltag teilhaben. Ihn interessiert, was du einkaufst, wohin ihr ausgeht und was ihr tut, wenn ihr zu Hause seid. Das ist nicht sexuell motiviert. Solche Leute findest du eher im Schwimmbad und in der Sauna, oder sie beobachten Schlafzimmerfenster. Nein, ich denke, bei diesem Mann handelt es sich um jemanden mit einem schweren Komplex. Er ist entstellt, wie du sagst. Er hat wahrscheinlich schlimme Erfahrungen mit den Menschen machen müssen. Vielleicht ist er verspottet worden, oder er denkt, dass er keine Chancen bei Frauen hat.«
    »Oh, schlimme Erfahrungen!« Sarah stieß ein verächtliches Lachen aus. »Soll ich etwa Mitleid mit ihm haben?«
    Mark sah kalten Zorn in ihrem Blick, und er verstand nur zu gut, wie sie empfinden musste.
    »Nein, das entschuldigt natürlich nichts von dem, was er euch antut. Aber was wir bis jetzt von ihm wissen, kann uns unter Umständen helfen, ihn aufzuspüren.«
    »Und

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