Phobia: Thriller (German Edition)
ihm hoch und begann zu grinsen. »Wow, John, das Zeug geht ja richtig ab.« Er kicherte wie von Sinnen und schüttelte sich. »Du musst einen Notarzt rufen, Mann. Mein Herz … Ich … krepiere.«
»Das kann ich nicht, Simon. Dafür ist es schon zu spät.«
»Echt?« Simon begann zu lachen. »Zu spät, zu spät, zu spät«, sang er, dann würgte er und rülpste. Weißer Schaum quoll aus seinem Mund. Er begann spastisch zu zucken, und sein Darm entleerte sich. Dann verdrehte er die Augen, und ein weiterer Schwall weißen Schaums ergoss sich über sein Kinn und auf sein T-Shirt. Er krampfte ein letztes Mal, dann war es vorbei.
Es war schneller gegangen als bei Jay. Das war gut so.
Er betrachtete seinen toten Krankenpfleger noch eine Weile, dann bückte er sich, hob die Akte auf und steckte sie in seine Jacke.
Die leere Spritze verstaute er wieder in dem Etui, das er schon seit Wochen mit sich herumtrug. Sie war eigentlich für ihn selbst bestimmt gewesen. Sein Rettungsanker, wenn die Schmerzen zu schlimm werden würden. Nun würde er umdisponieren müssen.
Bevor er die Wohnung verließ, legte er den Umschlag mit dem Geld auf Bethanys Bett.
60.
»Er hat alles gelesen.«
Sarah saß auf dem Bett, hielt Stephens Kopfkissen an die Brust gepresst und starrte vor sich hin.
»Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie nackt ich mich fühle«, sagte sie und klammerte sich an das Kissen, als wollte sie sich dahinter verstecken. »Ich habe meine geheimsten Gedanken in diesen Tagebüchern festgehalten. Alles, was mich je beschäftigt hat. Alles! Und dieser verfluchte Mistkerl hat es nicht nur gelesen, er hat auch noch die wichtigen Stellen markiert .« Sie wischte sich die Tränen aus den Augen – Tränen des Zorns und der Ohnmacht. »Dieser Bastard ist nicht nur in mein Haus eingedrungen, sondern auch in meinen Kopf!«
Mark betrachtete die Schublade, in der die Tagebücher nun wild durcheinanderlagen. Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Irgendetwas irritierte ihn an dieser Sache – etwas in seinem Unterbewusstsein, an das er noch nicht herankam, weil auch er noch zu aufgewühlt war. Es war wie bei dem Wort, das einem auf der Zunge lag und das dennoch nicht herauswollte.
»Er muss hier Stunden zugebracht haben«, flüsterte Sarah, als wagte sie nicht, diese Erkenntnis laut auszusprechen. »Hier in unserem Schlafzimmer. Vielleicht hat er sogar auf unserem Bett gesessen, während er die Bücher gelesen hat. Auf demselben Bett, in dem Stephen und ich danach wieder geschlafen haben, ohne auch nur das Geringste von ihm zu ahnen. Er ist hier einfach ein und aus gegangen, wie er wollte.«
Mark fuhr zusammen. Ja, das war es! Nun wusste er, was ihm keine Ruhe gelassen hatte. Er musste an vorhin denken, als sie das Haus betreten hatten.
»Die Alarmanlage!«
Sarah hob verblüfft den Kopf. »Was ist damit?«
»Wie lange habt ihr sie schon?«
Sie überlegte kurz. »Ungefähr drei Jahre. Kurz nachdem wir eingezogen waren gab es in der Gegend eine Einbruchserie und …«
»Und wann ist sie eingeschaltet?«
»Jedes Mal, wenn wir das Haus verlassen. Sie überwacht alle Räume mit Bewegungsmeldern.«
Mark nickte. »Ihr schaltet sie also immer ein, wenn ihr nicht zu Hause seid?«
»Ja.«
»Wirklich immer?«
»Ja, das ist ein Routinehandgriff.«
»Und wenn man wieder ins Haus will, muss man sie mit einem Code deaktivieren. Es genügt nicht, sie einfach nur abzuschalten, richtig?«
»Richtig. Man hat genau dreißig Sekunden Zeit, um den Code einzugeben, und nur drei Versuche, ehe der Alarm …« Sarah hielt mitten im Satz inne, als sie verstand, worauf er hinauswollte. »Aber das kann nicht sein, Mark. Das ist völlig unmöglich! Er konnte den Code nicht kennen.«
»Habt ihr den Code in letzter Zeit mal geändert?«
»Nein, es ist immer noch derselbe. Ich weiß, man sollte die Kombination von Zeit zu Zeit ändern, aber …«
»Was für ein Code ist es?«, unterbrach er sie. »Ich meine, ist es ein Geburtsdatum oder euer Hochzeitstag? Kann er die Kombination vielleicht auf diese Weise herausgefunden haben?«
»Es ist das Datum unseres Kennenlernens. Das mussten wir uns nirgends notieren. Nur Stephen und ich kennen es, und wir haben den Code auch an niemanden weitergegeben.«
»Irgendetwas stimmt da nicht.« Mark ließ sich auf einen Stuhl nieder, neben dem ein Haufen mit Kleidungsstücken lag, vermutlich von Stephen. »Als dieser Mann in jener Nacht bei euch eingedrungen ist, in der Harvey den Hund gesehen hat, brauchte
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