Phobia: Thriller (German Edition)
doch lieber wieder setzen.«
Sarah starrte auf das Foto und konnte nicht glauben, was sie sah. »O Gott, nein!« Sie schlug beide Hände vors Gesicht, schüttelte den Kopf und ließ sich auf den Stuhl sinken. »Bitte nicht, bitte nicht!«
Die Aufnahme zeigte Stephen zusammen mit Katherine Parish auf einer Party, irgendwo an einem Sandstrand, und Sarah dachte: Torbay, die englische Riviera, dort hatte Stephen einen Kundentermin im letzten Sommer . Nur dass es augenscheinlich nicht um Geschäftliches gegangen war.
Katherine trug ein Bikinioberteil, das ihre vollen Brüste nur knapp bedeckte. Sie hatte ihren Arm um Stephens Schultern gelegt und küsste ihn auf die Wange, während Stephen in die Kamera lachte. Es war kein flüchtiger Partykuss, nein, die beiden waren ein Paar. Das war nicht zu übersehen.
Als ob er mich auslacht , dachte sie und starrte auf das Hawaiihemd, das Stephen auf dem Foto trug. Sie hatte es noch nie zuvor an ihm gesehen. Auf wie vielen seiner angeblichen Geschäftsreisen mochte er es getragen haben? Und warum war es ihr nie bei seiner Wäsche aufgefallen? Hatte er es etwa bei dieser Katherine aufbewahrt, zusammen mit weiteren Dingen, von denen sie nichts wusste?
Der Gedanke, dass Stephen ein Zweitleben geführt haben sollte, schien ihr immer noch unglaublich. Aber es war ganz offensichtlich so.
Warum hatte sie nie etwas bemerkt? Keine Anzeichen. Nichts.
Weil du viel zu sehr mit dir und deinen Ängsten beschäftigt warst , flüsterte eine Stimme in ihr. Und weil du es nicht hättest wahrhaben wollen, selbst wenn du Anzeichen bemerkt hättest .
Aber nun hatte sie den unwiderlegbaren Beweis vor sich. Hier war sie also, ihre höchsteigene Apokalypse, das Ende ihres scheinbar heilen Familienlebens.
Nun kennst du den wahren Grund, vor dem du dich gefürchtet hast. Jetzt ergibt deine Versagensphobie einen Sinn, deine Angst hat ein Gesicht bekommen. Das Gesicht von Katherine Parish.
»Es gibt noch weitere Aufnahmen«, sagte Blake, »aber ich denke, ich sollte sie Ihnen ersparen.«
Sarah lehnte sich schwer atmend zurück. Sie musste sich erst sammeln, ehe ihr klar wurde, weshalb Blake sie hierhergebeten hatte. Es ging nicht darum, dass Stephen ein Verhältnis gehabt hatte. Es ging darum, was dieser Frau zugestoßen war.
»Was … ist mit ihr geschehen?« Sarah musste schlucken, um ihrer Übelkeit Herr zu werden, und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Auf ihrer Stirn stand kalter Schweiß.
»Wir wissen es nicht genau«, sagte Blake. »Sie ist verschwunden. Offenbar hat in ihrer Wohnung ein Kampf stattgefunden. Wir haben Blut gefunden. Eine große Menge Blut. Es stammt zweifelsfrei von Miss Parish.«
Wieder musste Sarah schlucken, dann fragte sie mit tonloser Stimme: »Und Sie glauben, dass … dass mein Mann etwas damit zu tun hat?«
Blake wiegte den Kopf. »Es wäre durchaus möglich. Wir haben diese Fotos und einige persönliche Gegenstände Ihres Mannes in Miss Parishs Haus gefunden.«
»Persönliche Gegenstände?«
Blake wich ihrem Blick aus. »Nun, eine Zahnbürste, Rasierzeug, Kleidung … Wir müssen natürlich noch die DNS überprüfen. Aber wir haben auch sein Laptop gefunden. Außerdem gab es jede Menge Fingerabdrücke. Unter anderem unmittelbar im Blut des Opfers auf einer Tischplatte.«
Sarah umklammerte die Armlehnen ihres Stuhls. Das Albtraumgefühl war wieder da, und sie hätte alles dafür gegeben, wenn sie jetzt hätte aufwachen können. Noch immer war da die irrige Hoffnung, dass dieser Blake einem schrecklichen Irrtum aufgesessen war. Dass alles nur ein absurdes, ungeheuerliches Missverständnis war.
»Und woher kennen Sie die Fingerabdrücke meines Mannes?«, fragte sie mit matter Stimme, aber sie ahnte die Antwort bereits.
»Ihr Mann war zwei Jahre bei der Armee. Dort werden, wie Sie vielleicht wissen, die Abdrücke standardmäßig registriert.«
»Richtig«, sagte sie und sank in sich zusammen. »Natürlich.«
Blake ließ ihr kurz Zeit, ehe er die nächste Frage stellte. »Hat Ihr Mann irgendwelche Reisepläne erwähnt?«
»Er wollte letzten Freitag zu einem Kunden fahren. Wegen eines neuen Auftrags. Seither habe ich ihn nicht mehr gesehen. In dieser Nacht ist dann der Unbekannte bei mir aufgetaucht.« Sie sah zum Inspector auf. »Er trug Stephens Anzug. Verstehen Sie?«
Blake kratzte sich an der Schläfe. »Tja, das ist eine ziemlich verrückte Geschichte, der wir natürlich nachgehen werden. Nach unseren Informationen hatte ihr Mann gemeinsam mit Miss
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