Phobia: Thriller (German Edition)
überall herausgehört. Augenblicklich verstand er, wer Jays Leiche gefunden hatte, und er lächelte anerkennend. Wie auch immer Sarah es geschafft hatte, sie verdiente seinen Respekt.
Sarah verließ das Haus mit zwei Männern. Der ältere der beiden trug einen Anzug, und es war nicht schwer zu erraten, dass es sich um einen Polizisten handelte. Der zweite Mann mit den dunklen Haaren musste etwa in Sarahs Alter sein. Er ging dicht neben ihr, und ihre Haltung zueinander verriet große Vertrautheit, als ob sie sich schon sehr lange kannten.
»Mr. Behrendt, Sie beide fahren mit mir«, rief der Polizist den beiden durch das Stimmengewirr zu, und nun war ihm klar, wer dieser zweite Mann war.
Mark Behrendt.
Er hatte von ihm in Sarahs Tagebüchern gelesen. Ihr Jugendfreund Mark, der für sie einst wie ein Bruder gewesen war.
Die Vergangenheit hilft der Zukunft , dachte er, während die beiden in den Wagen des Polizisten stiegen.
Er sah ihnen hinterher, bis der Wagen im Straßenverkehr verschwunden war, dann ging er in die entgegengesetzte Richtung zur U-Bahn-Station. Er war noch keine zehn Meter weit gekommen, als ein brennender Schmerz seinen ganzen Körper durchzuckte. Er krümmte sich und musste sich gegen die Hauswand stützen.
Die Schmerzattacken kamen nun in immer kürzeren Abständen, und ihm war klar, was das bedeutete. Es war an der Zeit, es zu Ende zu bringen.
Sarah musste die Wahrheit erfahren.
Lange konnte er nicht mehr warten.
66.
Der Geräuschpegel auf dem Brixtoner Polizeirevier war trotz der frühen Abendstunde beachtlich. Beamte liefen über den Korridor und unterhielten sich laut wie im Pub, Telefone klingelten in Büros, deren Türen sperrangelweit offen standen, doch als Blake sie in den kleinen quadratischen Raum führte und die Tür hinter sich schloss, war es augenblicklich totenstill.
Es war, als würden die kahlen weißen Wände jeden Laut schlucken, und Sarah fühlte Beklommenheit in sich aufsteigen, die sich wie ein Kloß in ihrer Kehle festsetzte. Aus zwei der Zimmerecken sahen kleine schwarze Kameras auf sie herab. Sie zweifelte nicht daran, dass sie eingeschaltet waren.
Mark wartete auf einem der Besucherstühle vor der Tür. Sie wünschte, er wäre jetzt bei ihr, doch der Detective Inspector hatte darauf bestanden, sie beide getrennt zu befragen.
»Hier, bitte«, sagte Blake und stellte einen Becher Tee vor ihr auf dem Tisch ab. »Ist zwar nur aus dem Automaten, aber wenigstens ist er heiß. Wie geht es Ihnen jetzt?«
»Was glauben Sie denn?«
Sie starrte auf den Teebecher und kämpfte gegen einen erneuten Schub von Übelkeit an, der sich mit einem säuerlichen Geschmack in ihrem Mund ankündigte. Ihr war kalt. Es war eine tiefe innere Kälte der Erschöpfung und der Angst. Dass dieser Inspector Blake sie hier allein sprechen wollte, war kein gutes Zeichen. Alles in ihr verkrampfte sich, während sie sich auf das Schlimmste gefasst machte.
Blake setzte sich und legte eine braune Aktenmappe und ein Diktiergerät vor sich auf den Tisch.
»Sind Sie damit einverstanden, dass ich unser Gespräch aufzeichne?«
Sarah nickte und umschloss den Becher mit beiden Hän den. Für einen Augenblick spürte sie seine wohltuende Wärme, ehe sie schließlich die Frage stellte, vor deren Antwort sie sich am meisten fürchtete.
»Ist … ist mein Mann tot?«
Blake sah sie an, als müsse er sich die Antwort zuerst überlegen, oder als wollte er abschätzen, wie sie darauf reagieren würde. Er wirkte auf seltsame Weise misstrauisch, und das irritierte sie.
Er räusperte sich. »Ich weiß es nicht. Aber ehrlich gesagt, Mrs. Bridgewater, gehen wir zurzeit einer ganz anderen Frage nach. Nicht zuletzt nach dem, was Sie mir über diesen Unbekannten in Ihrem Haus erzählt haben.«
»Was soll das heißen?«
»Das soll heißen, dass damit ein neuer Sachverhalt hinzugekommen ist, der mich ehrlich gesagt ziemlich verwirrt.«
»Neuer Sachverhalt? Was wissen Sie denn bisher?«
Blake schaltete das Diktiergerät ein und schob es in die Mitte der Tischplatte.
»Ich möchte Ihnen gern ein paar Fragen stellen, Mrs. Bridgewater. Sagt Ihnen der Name Katherine Parish etwas?«
»Nein, wer soll das sein?«
Er öffnete die Mappe, nahm ein Foto heraus und legte es vor sie. »Haben Sie diese Frau vielleicht schon einmal gesehen?«
Sarah zog das Bild näher zu sich heran. Es war das Porträt einer attraktiven Frau um die dreißig mit einer auffallenden rotblonden Lockenmähne und strahlend grünen Augen. Die
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