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Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)

Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)

Titel: Phoenice wechselt die Seiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mattie Phlox
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überzeugte  sie.
    “Wer weiß -“, neckte Phoenice, „vielleicht steht dir die neue Farbe sogar.“ Dafür erhielt sie einen spielerischen Stoß in den Oberarm.
     

Zur falschen Zeit am falschen Ort
     
    Carmen nahm wieder ihren Aussichtsposten über dem Tor ein, um die Lage zu erkunden.
    Es  dämmerte bereits. Die beeinträchtigte Sicht wertete sie als gutes Zeichen. Sie wartete den richtigen Moment ab. Sobald sie  meinte, dass  ein unauffälliges Überwechseln in das andere Lager gefahrlos möglich sei, beugte sie sich zur wartenden Phoenice. “Komm, mach dich bereit“, flüsterte sie hinunter. Eilig zog sie ihr Kostüm hervor. Die anderen Torwachen blickten skeptisch, als sie den verhassten Umhang sahen. Zwei Männer verstärkten sogar den Griff um ihre Holzstangen. Carmen erklärte ihnen den Sachverhalt. Ihre freundschaftliche Art entschärfte die Lage. Die Jungs atmeten auf. Einer öffnete die kleine Seitentür, die sich auf der Seite, neben dem Tor befand. Sie ermöglichte es, einzelnen Personen schnell das Gelände zu verlassen, ohne die schwerfällige Holzanlage in Bewegung setzen zu müssen.
    Phoenice dankte im Stillen den Erfindern der Konstruktion dafür.
    Sie schlich sich so leise und schnell wie möglich zum Lazarettzelt. Obwohl es sich etwas abseits befand, lag es dem Festivalgelände von allen anderen Treffpunkten am nächsten. 'Wie ironisch', dachte sie sich. 'Oder grausam'.
    Falls sie jemand fragte, würde sie behaupten, sie sei vor einem Angriff der Gäste geflohen. Ihre rechte Hand und ihre Rippen schmerzte immer noch. Jeder würde ihr glauben. Zumindest hoffte sie das.
    Doch niemand interessierte sich für sie. Die Verletzten schliefen. Das medizinische Personal war mit komplizierten Operationen am anderen Ende des Zeltes beschäftigt.
    Sie überlegte, ob sie nicht einfach jemandem sein Kostüm zu entwenden. Vermutlich wäre das die einfachste Lösung gewesen. Vielleicht aber auch die törichste. Wenn jeder genau eine Gewandung bekommen hatte, wäre ihr Betrug bald aufgedeckt gewesen. Eine herumlaufende Person auf der Suche nach ihrer  Maske, die eventuell noch Wirbel schlug, konnte sie nicht brauchen.
    Sie biss sich auf die Lippen. Hätte sie die freundliche Frau im Lazarettzelt doch nur danach gefragt! Jetzt war es zu spät. Sie musste eine andere Art wählen, um an eine Maske, eine Kapuze und einen weißen Umhang zu kommen.
    In ihrem Kostüm ging sie an dem Lazarettzelt vorbei, hinüber zu  den anderen Lagerplätzen. Niemand behelligte sie. Viele Maskierten saßen in der Wiese und unterhielten sich. Die meisten flüsterten, aber nicht alle. Phoenice kam es so vor, als warteten sie darauf, dass es endlich losginge. Sie gesellte sich zu einer kleineren Gruppe, in der sie passende Kostüme ausmachte, eines klein genug für Trix, größeres für Carmen. Eine Hand hob sich, um sie heran zuwinken. Ein paar Maskierte lachten sie an, andere nickten zur Begrüßung. 
    'Wenn sie doch nicht so freundlich wären!', dachte sie sich. Sie fühlte sich schrecklich. Die Gestalten begrüßten sie nur deshalb so zuvorkommend, weil sie nicht wussten, wer sie war. Noch konnten sie nicht erkennen, dass sie nur gekommen war, um ihnen weh zu tun. Jemand bot ihr einen Krug Bier an, eine andere Hand hielt ihr eine Wurstsemmel hin.
    Phoenice lehnte beide Male dankbar ab. Wenn diese Menschen  hier ahnen könnten, was sie vorhatte, wären sie bestimmt nicht so freundlich zu ihr.    
    Zum Glück verbarg die Maske einen Großteil ihres Gesichts. Zwei aus der Gruppe unterhielten den Rest. Sie beschwerten sich darüber, dass es nichts zu tun gab. Einer der beiden stand auf und fragte, ob ihm jemand helfen würde, die seelenlosen Bestien zu verprügeln. Der andere sprang ebenfalls auf und meinte, klar, sie würden zu zweit das gesamte Lager stürmen. Alle lachten.
    Phoenice räusperte sich. Sie hätte nicht gedacht, dass es so einfach werden würde. Leid taten sie ihr auch nicht mehr.
    Sofort drehten sich alle Köpfe zu ihr um. Sie erzählte von Baal, der ihr aufgetragen hatte, die Tore freizumachen. Erstaunt merkte sie, dass sie nicht einmal lügen musste. Diese Aufgabe war nach wie vor unerledigt.
    Eine der Gestalten stahl sich demonstrativ leise etwas weiter weg. Als sie zurückkam, bestätigte sie Phoenices Bericht. Die Tore wurden nach wie vor von den Festivalbesuchern  kontrolliert. Nach einer kurzen Diskussion, beschloss die Gruppe, den offenen Auftrag in Angriff zu nehmen. Endlich gab es etwas zu

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