Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)
erholt hatten, griff er erneut in den Umhang.
Wenn sie diese Verrückten je hinter Gitter bringen sollten würde sie sich mit einer Untersuchung dieses Kleidungsstückes belohnen, versprach sie sich selbst. Der Priester zog ein Feuerzeug aus der Robe hervor. Sie überlegte rasend schnell, ob der entscheidende Moment vor oder nach dem Anzünden der Fackel lag.
In einer wahnwitzigen Eingebung entschied sie sich für danach und betete, dass sie sich nicht täuschte. Im Licht des flackernden Feuers konnte sie das Grinsen des Priesters unter der Maske erkennen.
“ Mach sie zu Asche!“ befahl er ihr. Sie nickte.
Das Stichwort war gefallen.
Sie nahm sich den Bruchteil einer Sekunde Zeit, um Kräfte und Entschlossenheit zu sammeln. Der Priester neben ihr faltete die Hände zusammen, um ihr zu deuten, dass sie gerade dabei war, das Richtige zu tun. 'Ich weiß', dachte sie und ließ die Fackel nicht auf den Scheiterhaufen neben ihr fallen, sondern schleuderte sie zur Bühne hinauf, mitten in Baals Brust.
Nach einer Schrecksekunde, in der sich die Köpfe aller rotgoldenen Roben nach dem Geschoß umdrehten, stürzte sich der Priester auf sie. Damit hatte sie gerechnet und ließ ihn in ihr gezogenes Messer laufen. Bevor er sie richtig attackieren konnte, lag er auch schon auf dem Boden. Sie verfluchte ihre trainierten Reflexe. Sie hatte ihn nicht so schnell töten wollen. Schnell holte ihre Shuriken hervor. Baals Assistent hatte die Fackel in der Zwischenzeit weggebracht.
Auf ihn und auf jene Robe, die am schnellsten in ihre Richtung lief, zielte sie zuerst. Lautlos sanken beide zu Boden. Sie würden nach dem Eisen in ihrem Hals greifen, es vielleicht sogar herausziehen, aber kämpfen würden heute nicht mehr.
Zwei weitere Priester liefen auf sie zu. Diese hatten noch gar nicht bemerkt, was mit ihren Kameraden geschehen war. Für Mitleid fehlte Trix die Zeit. Kraftvoll stieß sie ihre Arme nach vorne. Die Shuriken verließen ihre Hände und trafen ihre beiden Ziele.
Das Murmeln verstummte. Wie gebannt starrten hunderte schwarze Kapuzen auf die Bühne, wo Baal inmitten der Flammen predigte. Immer wieder schossen Stichflammen aus der Tunika hervor. Ihm selbst schien das Feuer nichts auszumachen. „Der Phoenix!“ schrie jemand, „der Engel Gabriel“, ein anderer, „der Bote Gottes“, eine dritte. „Geheiligter Brandpfeil!“, ertönte es aus der Menge. Verzückte Stimmen, die völlig auf das Flüstern vergessen hatten, gaben ihm viele verschiedene Namen.
„ Das Feuer kommt auf die Erde herab, um die Menschen zu reinigen!“ Baal öffnete seine Arme. Wusste er überhaupt, was mit ihm geschah? Die Masse hinter ihr hielten seine Gebaren bestimmt für göttliche Eingebungen. Warum er in dem Feuer nicht verbrannte, konnte sich Trix nicht erklären. Vielleicht glaubten seine Anhänger, dass dies Teil der Show war?
Trix musste ihre Aufmerksamkeit mit Gewalt von dem Schauspiel abziehen. Vor ihr lagen zwei Menschen in Ketten. Sie weckte ihre Schützlinge unsanft und machte sich ungeduldig an den Fesseln zu schaffen.
Schließlich gelang es ihnen gemeinsam, sie abzustreifen. Die Handschellen konnte sie jedoch nicht öffnen. Egal, sie mussten weg von hier.
Durch das Tor konnten sie nicht mehr. Zu viele Maskierte knieten, standen und beteten zwischen ihr und dem Ausgang. Die ersten weißgekleideten Gestalten lösten sich langsam von der Faszination des brennenden Wunders. Bald würden sie die Verfolgung aufnehmen. Ihnen blieb nur der Weg hinter die Bühne. So schnell sie ihre Füße tragen konnten, flüchteten sie; fort von der verblendeten, benebelten Masse.
Mehrere, allzu aufdringliche, Verfolger stoppte sie mit ihren Wurfeisen. Als ihr diese langsam ausgingen, musste sie einen von Phoenices Lieblingstritten anwenden. So furchterregend die wütenden Gestalten in ihren weißen Masken und ihren schwarzen Kapuzen aussahen, nach einem gezielten Tritt dorthin, wo ihr Schritt sein musste, taumelten sie alle. Eine Nachfolgetechnik gegen die Nase beendete den Kampf stets. Sie kam auf die Idee, die kampfunfähigen Verfolger übereinander zu legen, sodass Nachkommende darüber steigen mussten. Das verschaffte ihr einen Zeitvorsprung. Hinter der Bühne wurde sie von einem Strom unverkleideter Menschen überrascht. Die drei freuten sich sehr, all die Festivalgäste mit ihren roten Armbänder zu sehen.
Schnell zog sich Trix Umhang, Maske und Kapuze aus. Endlich konnte sie wieder frei atmen. Das belastende Kostüm warf sie weit
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