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Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)

Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)

Titel: Phoenice wechselt die Seiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mattie Phlox
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Grund wies er sie an, die Löcher nur im Bereich hinter den drei Bühnen anzulegen. Dan nahm an, dass die Zeltplätze der Maskierten auf der anderen Seite des Geländes, gegenüber vom Holztor mehr oder weniger verstreut lagen. Hinter der Bühne blieb ihr Vorhaben am längsten unentdeckt.
    Sorgfältig passte er auf, dass sich alle an seine Anweisungen hielten. Obwohl Dahne lieber weitergraben wollte, musste er mit ihr immer wieder an den anderen Löchern nach dem Rechten sehen. Auf die andere Seite der Mauer traute sich ohnehin kaum jemand, weil niemand genau wusste, wo sich die Maskierten aufhielten. Nichts garantierte, dass sie nicht bereits am Ende der Fluchtwege auf sie warteten.
    Mit Festivalbesuchern, die an beliebigen Stellen zu graben begonnen hatten, entwickelten sich mitunter längere Disputs. Dahne half mit, indem sie sich knurrend auf Dans Seite stellte. Er appellierte an die Vernunft der Leute. Immerhin konnte ein zu früh entdeckter Ausgang alle Menschen hier gefährden. Zum Glück gab es nur wenige, denen das Wohl der anderen völlig egal war. Gemeinsam mit seinen neugewonnenen Freunden, besser gesagt, Dahnes Fans, schaffte er es, viele eifrige Helfer an den richtigen Stellen einzusetzen.
    Mühsam, aber doch, erzielten sie Fortschritte. An einigen, wenigen Stellen, ließ er besonders weite Durchgänge ausheben, damit auch diejenigen, die nicht durch die engen Löcher kriechen konnten, eine Chance hatten. 

Solange die Sonne am Himmel stand, blieb die Stimmung am Gelände zwar angespannt, aber friedlich. Mit dem letzten Dämmerlicht schwand auch die Hoffnung der Menschen. Viele klagten über den fehlenden Telefonempfang. Es hatte sich herumgesprochen, dass niemand mehr an den Toren hinausgelassen wurde. Die Angst vor dem Kommenden steigerte sich allmählich zur Panik. Mit seiner vierbeinigen Begleiterin schritt Dan die Stellen ab, an denen sich die Menschen abmühten oder auch ausruhten. Wo immer die beiden auftauchten, vergruben sich Hände im Hundefell. Dahne freute sich über jede Streicheleinheit. I hr dankbarer Blick verlieh den Menschen neuen Mut. Wo gar nichts weitergehen wollte, übernahm sie mit Freuden einen Teil der Arbeit. Vielleicht fanden sich ja noch ein paar Mäuse oder Kekse.
    Das Gelände besaß eine Flutlichtanlage. Trotzdem vermisste Dan das Tageslicht. Lange konnte es nicht mehr dauern. Das bange Warten zerrte an den Nerven der erschöpften Helfer. Viele hielten Dan auch für verrückt und wollten das Festival nicht abbrechen.
     
    Als die Speerspitze das Tor aufbrach, ließen es sich einige nicht nehmen, das Gelände durch den neuen Fluchtweg zu verlassen. Dan tat sein Möglichstes, um Panikreaktionen zu verhindern. Dennoch beeindruckte auch ihn die einheitlich herein marschierende Masse aus weißen Roben mit schwarzen Kapuzen. Wie ein Heer schritten sie durch den Eingang in das Gelände. 
    Die Roben näherte sich der ersten Bühne.
    Dan zog sich in den Backstagebereich zurück. Er sah eine weiße Maske mithilfe der anderen die Bühne erklimmen. Sie trug einen gefesselten Menschen im Arm.
    An der verbundenen Hand erkannte  er Phoenice. Hatten sie es also doch geschafft, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Stolz beobachtete er seine Arbeitskollegin. Eine der rotgoldenen Roben wich nicht von ihrer Seite. Diese wirkte schwerfällig und langsam. Phoenice würde mit ihr fertig werden. Die schlanken und sehnigen Gegner waren es, vor denen man sich in Acht nehmen musste. Weiß gewandete Gestalten stellten in atemberaubender Geschwindigkeit einen Galgen auf. Die anderen Maskierten richteten ihre Aufmerksamkeit auf die zweite Bühne. Der Gefangene nahm von all dem gar nichts wahr.
    Dan kletterte gemeinsam mit der Hündin unbemerkt vom Backstagebereich herunter. So schnell es ihm möglich war, lief er zur Hauptbühne. Die Kapuzen waren zu sehr in ihre Prozession vertieft, um den an der Mauer entlanglaufenden Schatten, der aus sechs Beinen bestand,  wahrzunehmen.
    Wie schon zuvor, legte sich Dan flach auf den hintersten Teil der Bühne. Auf dieser wurde kein Galgen errichtet. Stattdessen legte eine rotgoldene Robe, die dem Anführer offensichtlich assistierte, immer wieder Utensilien in seiner Nähe ab. Sie kam näher, als es Dan lieb war. Hier konnte er nicht unbesorgt beobachten. Früher oder später musste eine Robe in seine Richtung sehen. Er verließ seinen Aussichtsposten, um die Vorgänge auf der letzten Bühne zu erkunden. 
    Als er dort ankam, stand der Galgen bereits.

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