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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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sah alt und recht ungepflegt aus. Der andere war der Verhörer mit den buschigen Brauen, den ich so gut kannte. Er hatte nur ein Messer im Gürtel stecken, der Alte war unbewaffnet. Der König, der kaum älter als zwei- oder dreihundert aussah (bei Menschen würde das wohl achtzehn oder neunzehn bedeuten), starrte uns mit einer Mischung aus Furcht und Erstaunen an. Auch ihn erkannte ich wieder; er war neben dem König gegangen, den ich ermordet hatte, das hatte ich damals schon geahnt. Wie lange war es jetzt her? Es kam mir wie Jahre vor.
    Ich führte uns an den Thron und blieb gerade außerhalb der Reichweite dieser Speere stehen und sagte: »Euer Majestät König Corcor’n, wir entbieten Euch einen angenehmen Abend. Ähm, entschuldigt, ist ›Euer Majestät‹ die angemessene Anrede?«
    Er schluckte zweimal und sagte: »Es dürfte reichen.«
    Ich sagte: »Mein Name ist Vladimir Taltos. Meine Freunde heißen Morrolan e’Drien und Aliera e’Kieron. Wir kommen, um über einen Frieden zu sprechen.«
    Die beiden Wachen mit den Speeren sahen sehr unglücklich aus und warfen ständig kurze Blicke auf die beiden Großen Waffen. Na, das überraschte wohl kaum. Ich sagte: »Meine Freunde, vielleicht sollten wir die Waffen wegstecken.« Sie taten es.
    Der König fragte in rauhem Flüsterton: »Wie seid Ihr hier hergekommen?«
    »Zauberkunst, Euer Majestät.«
    »Aber –«
    »Oh, ja, ich weiß. Das Problem haben wir gelöst.«
    »Unmöglich.«
    Ich zuckte die Achseln. »Wenn das so ist, sind wir nicht hier, und Ihr könnt uns getrost ignorieren. Ich sollte Euch aber sagen, Euer Majestät, daß wir hergekommen sind, um Euch und so viele wichtige Berater und Befehlshaber zu töten, wie wir finden können. Wir haben unsere Meinung geändert, als wir erkannten, wie ärmlich Euer Schutz ist.«
    »Es sind Boten unterwegs«, erwiderte er. »Gleich werden Soldaten hiersein.«
    »In dem Fall«, sagte ich, »wäre es gut, wenn wir unsere Angelegenheit abgeschlossen hätten, bevor sie kommen. Andernfalls, nun ja, könnte es häßlich werden.«
    Er verzog vor Zorn und Angst den Mund. Die grauhaarige Frau beugte sich zu ihm und wollte etwas sagen. Schweigend erteilte ich Loiosh und Rocza Anweisungen. Sie hoben von meinen Schultern ab und flogen zu den Wachen. Wie Marionetten an einer einzigen Schnur erschraken die beiden, gerieten in Panik, rissen sich zusammen und hielten still, während die Jheregs auf ihren Schultern landeten. Ich war doch sehr beeindruckt von den Wachen. Zwar zitterten sie, doch behielten sie ihre Haltung bei. Ich grinste.
    Der König sagte: »Ihr seid der Mörder –«
    »Ja«, sagte ich. »Der bin ich. Und den Grund werdet Ihr nie erfahren. Aber Ihr habt mehrere unserer Schiffe versenkt und Hunderte Bürger getötet. Wie viele Leben ist ein König wert, Euer Majestät? Wir würden uns gerne als quitt betrachten, wenn Ihr zustimmt.«
    »Er war mein Vater.«
    »Das tut mir leid.«
    »Leid«, wiederholte er mit Abscheu.
    »Ja, ehrlich. Aus Gründen, die ich ebensowenig erklären kann wie die, die mich dazu geführt haben. Aber was geschehen ist, ist geschehen. Euer Vater hat einen guten Blutzoll gefordert, Euer Majestät; die Besatzungen von – wie viele Schiffe waren es? Euer Majestät, wir wollen es beenden. Könnt Ihr –?«
    In dem Augenblick erklang das Geräusch trampelnder Füße. Ich brach mit meiner Rede ab, sah mich aber nicht um.
    »Wie viele, Loiosh?«
    »An die zwanzig, Boß.«
    »Aliera, Morrolan, haltet sie im Auge.«
    »Das tun wir bereits, Vlad«, sagte Morrolan. Ich glaube, er mochte es nicht, daß es so aussah, als befolge er meine Befehle. Pech. In dem Moment vernahm ich Daymars Stimme im Hinterkopf. Ich ließ die Verbindung zu und sagte: »Alles in Ordnung. Hör später nochmal nach.« Der Kontakt brach ab.
    In der Tat, es waren ziemlich viele, aber wir standen zwischen ihnen und dem König. Zudem hatte jede der beiden Wachen zwischen uns einen giftigen Jhereg auf den Schultern. Ich sagte: »Die Entscheidung liegt bei Euch, Euer Majestät. Es sei denn, Ihr möchtet, daß wir lieber erst Eure Soldaten niedermachen und dann die Verhandlungen fortführen.«
    »Woher wollt Ihr wissen«, fragte er schließlich, »daß ich mich an eine Vereinbarung halte, die unter solchen Umständen zustande kommt?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte ich. »Außerdem dürft Ihr sie gerne brechen. Allerdings, wenn Ihr es tut, kommen wir wieder. Vielleicht mit ein paar Tausend Soldaten.«
    Er wandte sich an die alte

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