Phönix
Euch gleich hier abzustechen.«
»Dann seid Ihr ein Narr«, blaffte ich.
»Glaubt Ihr wirklich, sie können so rasch zurückkommen?«
»Wahrscheinlich nicht, aber ich kann es nicht wissen. Gerade jetzt streiten sie wahrscheinlich über genau dieses Thema. Jetzt haben sie schon beschlossen, es zu tun, und sehen nach, ob sie sich gut genug an diesen Ort erinnern. Sie stehen nicht nur irgendwo herum; ich kenne sie.«
Er nickte. »Was ist mit diesen – Euren Biestern?«
»Sie werden Euch nichts antun.«
»Meinst du? Boß, ich werde jeden töten, der versucht, dich anzufassen.«
»Wirst du nicht.«
»Wie willst du mich davon abhalten?«
»Loiosh, es ist für Cawti.«
»Ja? Na und?«
Ich räusperte mich. »Entschuldigt mich, Euer Majestät, aber hier ist doch ein geringfügiges Problem aufgetaucht. Gebt mir einen Moment, es zu bereinigen.«
»Mit diesen Biestern?«
»Sie, ähm, sie sind Freunde, Euer Majestät, und sie möchten nicht, daß man mir etwas antut. Laßt mich kurz mit ihnen reden.«
Er schüttelte den Kopf. »Wie erzeugt jemand wie Ihr solche Loyalität?«
»Wenn ich das wüßte«, erwiderte ich. »Einfache Integrität, nehme ich an.«
Er legte den Kopf schief. »Ihr sagt das so leichthin, aber vielleicht stimmt es. Ihr wurdet angeheuert, nicht wahr? Ihr tötet für Gold?« Ich zuckte die Achseln. »Wenn ich Euch genug zahlte, würdet Ihr den Mann töten, der Euch angeheuert hat?«
Ich dachte daran, einen Mordversuch auf Verra auszuführen, und lachte. »Dieser Fall ist leider unwahrscheinlich.«
»Wie schade«, sagte er. »Denn Ihr seid nichts weiter als ein Werkzeug, und ich hätte lieber den, der es benutzt. Ja, ich werde Euch töten, und wenn es nötig ist auch Eure giftigen Freunde, und ich fühle mich an den Handel gebunden, den wir geschlossen haben. Aber viel lieber wüßte ich, wer die Anordnung gegeben hat, damit ich ihn an Eurer Stelle niedermachen kann. Los. Ich biete Euch Euer Leben. Erzählt Ihr es mir?«
Sollte ich ihm etwa sagen, es war ein Gott? Würde er mir glauben? Was würde er tun, wenn er es glaubte? Es war lachhaft. Ich sagte: »Tut mir leid, die Regeln gestatten es nicht. Bringen wir es hinter uns, ja? Hier, reicht mir meinen Beutel.« Niemand regte sich. »Ach, nun kommt schon«, sagte ich, »hätte ich geplant, Euch umzubringen, hätte ich es gemacht, als die Umstände noch für mich sprachen.«
Der König nickte, und sie ließen mich los und gaben mir den Beutel, wobei sie mich genau beobachteten. Ich holte ein paar Pulver heraus und stellte sie auf den Boden.
»Boß, das ist ungerecht.«
»Das Leben auch, Kumpel.«
»Hier«, sagte ich laut. »Mischt diese Pulver zu gleichen Teilen zusammen und löst sie in Wasser auf. Wenn jemand von meinen Freunden gebissen wird, sorgt es dafür, daß sie sich allenfalls ein bißchen krank fühlen. Das habe ich benutzt, als ich sie ausgebildet habe. Ich nehme doch an, Ihr verfügt über Leute, denen ein, zwei Bisse nichts ausmachen?«
Der König wandte sich an Buschbraue. »So laßt es geschehen.«
Mein alter Verhörer nickte und sagte: »Wodurch?«
»Schickt nach einer Axt, und laßt ihm den Kopf abschlagen.«
»Ihr wißt«, sagte ich, »daß Ihr davon überall Blut auf dem Boden habt.«
»Der kann saubergemacht werden«, erwiderte der König. Dann: »Habt Ihr denn gar keine Angst?«
Ich sah in sein junges Gesicht und fragte mich, wie nahe er dem König, seinem Vater, gewesen war, den ich umgebracht hatte. Einmal mehr wunderte ich mich über Verra, die all das in Gang gebracht hatte, und ich bedauerte, daß ich es ihr nie in allen Einzelheiten würde schildern können. »Was macht es für einen Unterschied?« fragte ich. »Natürlich kümmert es mich. Wann hat das je etwas geändert?«
Sie ließen die Axt holen, und während sie auf sie warteten, kamen ungefähr vierzig zusätzliche Inselkrieger an. Dann wurde die Axt gebracht, und wieder ergriffen sie mich an den Armen. Die beiden, die mich festhielten, warfen nervöse Blicke auf die Jheregs und die Ampullen mit dem Pulver auf dem Boden.
»Boß, du kannst doch nicht einfach zulassen, daß sie –«
»Wirst schon sehen.«
Ich schaute auf die Axt. Ein ziemlich häßliches Ding, mit dem man eigentlich Bäume fällte, keine Menschen. Ich hoffte, sie würden nicht allzu viele Versuche brauchen, mir den Kopf abzuschlagen – es ist nämlich nicht so leicht, wie man glaubt. Ich zuckte zusammen. »Hoffentlich ist sie scharf«, sagte ich.
»Sie ist scharf«, sagte der
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