Phönix
nicht mehr viel Zeit.«
»Beeil du dich lieber«, entgegnete ich. »Pack ein paar Sachen zusammen. Du kommst mit.«
Sie richtete sich entgeistert auf. »Brad, sei nicht albern. Das kannst du nicht machen.«
Ich packte schon meine Sachen zusammen. »Mein Engel«, sagte ich, »du kennst mich nicht. Ich kann alles machen. Du bist mein Talismann. Ich laß dich jetzt nicht mehr aus den Augen, bis der Vertrag unterzeichnet, versiegelt und übergeben ist.«
Während Elaine ihren Koffer packte, rief ich noch mal zu Hause an.
»Ich nehme die Elfuhrmaschine nach Pittsburgh«, erklärte ich.
»Ich hab' mich schon gewundert, warum du nicht sofort wieder zurückgerufen hast«, erwiderte Marge.
»Ich konnte nicht«, antwortete ich eilig, »Chris' Leitung war besetzt. Gerade eben habe ich ihn erst erwischt. Brady will mich sprechen.«
»Herrlich«, lachte sie ins Telefon. »Ich bin so stolz auf dich, Brad
- ich wußte ja, du würdest es schaffen.«
Chris hatte wirklich an alles gedacht. An meinem Koffer hing ein Zettel, daß im Brook-Hotel ein Appartement auf meinen Namen reserviert wäre. Ich füllte das Anmeldeformular aus, und um zwei Uhr früh gingen wir auf unser Zimmer.
Sie stand mitten im Wohnraum, während der Hotelpage nochmals die Räume überprüfte. Schließlich kam er auf mich zu und übergab mir den Zimmerschlüssel. Ich drückte ihm einen Dollar in die Hand, und dann schloß sich die Tür hinter ihm.
Ich drehte mich zu ihr und lächelte. »Und sei's auch noch so bescheiden, am schönsten ist's zu Hause.«
Sie antwortete nicht.
»Schau nicht so finster, mein Engel«, sagte ich, »so gräßlich kann Pittsburgh gar nicht sein.«
Endlich machte sie den Mund auf. »Ich muß verrückt gewesen sein, daß ich mitgekommen bin. Was ist, wenn du einen Bekannten triffst?«
»Na, und was ist, wenn du jemanden triffst?« entgegnete ich.
»Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig«, erwiderte sie, »aber du -«
Ich ließ sie nicht aussprechen. »Das laß nur meine Sorge sein.«
»Brad«, protestierte sie, »du weißt nicht, was die Leute alles reden werden, wie sie sind und was sie tun -«
»Und mir ist das alles egal«, unterbrach ich sie erneut. »Mir sind die Leute völlig egal. Der einzige Mensch, der mir wichtig ist, bist du. Ich will dich in meiner Nähe haben, ganz dicht bei mir. Ich will nicht schon wieder von dir getrennt sein, wo ich dich gerade gefunden habe. Ich habe schon zu lange auf dich gewartet.«
Sie kam ganz nahe zu mir und studierte mein Gesicht.
»Brad, das ist doch dein Ernst, nicht wahr?«
Ich nickte. »Wir sind hier zusammen, oder? Ist das nicht Antwort genug?«
Ihre Augen ruhten immer noch auf meinem Gesicht. Ich wußte nicht, was sie da suchte. Doch sie mußte wohl gefunden haben, was sie wollte. Meine Stimme ließ sie kurz vor der Tür stehenbleiben. Sie drehte sich um und blickte mich fragend an.
»Warte einen Augenblick, Elaine«, sagte ich. »Wir müssen die Sache richtig machen.«
Ich nahm sie auf meinen Arm und trug sie über die Schwelle.
10
Das Verwaltungsgebäude der Consolidated Steel war neu und strahlend weiß. Es lag unmittelbar hinter dem Drahtzaun, der den ganzen Komplex abgrenzte. Hinter dem Gebäude erstreckten sich die schwarzen, rußbedeckten Gießereien, deren Schlote Flammen und Rauchschwaden in den klaren blauen Himmel spuckten. Als ich durch das Portal trat, hielt mich ein uniformierter Werkpolizist an.
»Mr. Rowan zu Mr. Brady«, sagte ich.
»Haben Sie einen Paß?« erkundigte er sich.
Ich schüttelte den Kopf.
»Eine Verabredung?«
»Ja.«
Dicht neben ihm auf seinem Tisch stand ein Telefon. Er nahm den Hörer ab, flüsterte hinein und behielt mich die ganze Zeit im Auge. Während ich darauf wartete, daß er mich durchlassen würde, steckte ich mir eine Zigarette an. Ich konnte gerade einen Zug machen, bevor er wieder auflegte. »Mit diesem Aufzug bitte, Mr. Ro-wan«, sagte er höflich und drückte auf einen Knopf. Die Fahrstuhltür öffnete sich, und ein zweiter Werkpolizist in Uniform stand vor mir. »Mr. Rowan zu Mr. Bradys Büro«, erklärte der erste, während ich den Aufzug betrat.
Die Tür schloß sich hinter mir, und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Ich schaute den Fahrstuhlführer an. »Das ist ja beinahe so schlimm, als wenn man den Präsidenten besuchen wollte«, lächelte ich.
»Mr. Brady ist Aufsichtsratsvorsitzender«, erklärte er einfältig.
Einen Moment lang war ich versucht, ihm zu erklären, daß ich eigentlich den
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