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Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Kind beim richtigen Namen zu nennen.« Er lächelte schief. »Es ist schon zu lange her, daß jemand so zu mir gesprochen hat.«
    Bis jetzt drehte ich mich im Kreis. Ich wußte nicht, worauf er hinaus wollte, deshalb verhielt ich mich ruhig. Noch niemals war einer gehängt worden, weil er seinen Mund gehalten hatte.
    Er deutete mit seiner Hand auf die hinter ihm liegenden Fenster. »Sehen Sie das da, Mr. Rowan?« fragte er. »Das ist Consolidated Steel, und das ist bei weitem noch nicht alles. Es gibt in Amerika noch zwanzig weitere Gießereien dieser Art. Es handelt sich hier um eine der fünf größten Aktiengesellschaften der Welt - und ich habe sie zu dem gemacht, was sie heute ist. Vielen Leuten haben meine Methoden nicht gepaßt, aber das ist mir gleichgültig. Was viel wichtiger war: Ich habe einen Traum realisiert. Als Zwölfjähriger war ich Wasserträger in einer Gießerei. Seitdem habe ich praktisch mit Stahl gelebt.« Von meinen eigenen Interessen einmal abgesehen - dieser kleine Mann beeindruckte mich. In seiner Stimme lag die Leidenschaft eines Missionars. Ich schwieg.
    »Als Sie gestern sagten, ich würde eigennützig denken, hatten Sie vollkommen recht. Ich entschuldige mich deswegen nicht. Zu viele Jahre sind seither vergangen, und ich bin alt, ich kann mich nicht mehr ändern.«
    Ich sah immer noch nicht, worauf er eigentlich hinaus wollte. Ich wartete ab. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und musterte mich. Ich steckte mir eine Zigarette an. Er ließ mich einmal ziehen, bevor er weitersprach. Und das war gut so, denn was er jetzt sagte, warf mich fast vom Stuhl.
    »Sie gefallen mir, Mr. Rowan«, sagte er ruhig. »Weil Sie genauso sind wie ich. Alles, was Sie mir gesagt haben, trifft für Sie genauso zu. Hart. Egoistisch. Rücksichtslos. Ich würde es anders nennen: praktisch. >Die Anerkennung der Naturgesetze, die einem das Überleben ermöglichen/ Deshalb habe ich Sie gebeten, zu mir zu kommen. Ich biete Ihnen den Posten als Vizepräsident und Direktor der Abteilung für Public Relations an mit einem Jahresgehalt von sechzigtausend Dollar. Ich brauche einen Mann mit Ihrem Organisationstalent. Sie sollen die Projekte, die Sie für die ganze Stahlindustrie ausgearbeitet haben, für Consolidated Steel durchführen.«
    Ich hielt mich an meinem Stuhl fest. »Aber was wird dann aus der Kampagne für die Industrie?« fragte ich.
    Er lachte kurz. »Darüber sollen die sich selbst Gedanken machen«, erwiderte er lakonisch.
    Ich sagte kein Wort. Das war's. Mein ganzes Leben lang hatte ich auf so einen Volltreffer gewartet. Jetzt, wo er da war, konnte ich es einfach nicht glauben.
    Matt Brady begann wieder zu sprechen. Offensichtlich hatte er mein verblüfftes Schweigen für Zustimmung gehalten. Wieder lag dieses unfrohe Lächeln auf seinem Gesicht. Er tippte auf den Papierbogen auf seinem Schreibtisch. »Mr. Rowan, dies hier sind die Unterlagen über Ihren Lebenslauf, soweit ich sie in so kurzer Zeit beschaffen konnte. Wie Sie sehen, liegt mir daran, so viel wie möglich über meine Mitarbeiter zu wissen. Und ich glaube, da ist nur ein geringfügiger Punkt, über den wir sprechen müssen.«
    Ich blickte ihn fragend an. Mein Kopf drehte sich immer noch. Worüber redete er denn jetzt schon wieder?
    Er schaute auf die Unterlagen und fuhr fort. »Ihr beruflicher Leumund ist tadellos. Da gibt es nichts, über das ich mit Ihnen sprechen müßte. Ihr Familienleben ist auch in Ordnung. Es gibt aber etwas in Ihrem Privatleben, vor dem Sie sich, glaube ich, in acht nehmen sollten.«
    Ich bekam eine Gänsehaut. »Und das wäre, Mister Brady?« »Letzte Nacht sind Sie mit einer Frau im Brook-Hotel abgestiegen, die nicht Ihre Frau ist, Mr. Rowan. Das ist sehr unklug. Wir von Consolidated Steel dürfen nicht vergessen, daß wir beobachtet werden.«
    Ich wurde ärgerlich. Wie lange hatte mich der Kerl schon überwachen lassen? War das alles vielleicht nur sein Preis, um mich von Elaine zu trennen?
    »Von wem beobachtet, Mr. Brady?« fragte ich kalt. »Wer könnte so viel Interesse an mir haben, zu erfahren, was ich tue?«
    »Jeder, der in Pittsburgh etwas mit Stahl zu tun hat, muß damit rechnen, überwacht zu werden, Mr. Rowan«, antwortete er.
    Ich mußte herausfinden, was in diesen Unterlagen stand. »Ich nehme an, Ihre Spione haben Ihnen auch den Namen der Dame mitgeteilt, die letzte Nacht mit mir zusammen war?« fragte ich.
    Er schaute mich frostig an. »Die Namen Ihrer Bettgenossinnen interessieren mich nicht,

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