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Physiologie der Ehe (German Edition)

Physiologie der Ehe (German Edition)

Titel: Physiologie der Ehe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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heiter.
    An die Spitze dieser zum Hörnertragen besonders veranlagten Scharen stellen wir jene Bankiers, die fortwährend mit Millionen arbeiten, deren Kopf dermaßen mit Berechnungen angefüllt ist, daß schließlich die Zahlen die Hirnschale durchdringen und sich in Additionsreihen über ihrer Stirn erheben.
    Diese Millionäre vergessen die meiste Zeit die heiligen Gesetze der Ehe und die Pflege, auf die die von ihnen zu hegende zarte Blume Anspruch macht, und denken niemals daran, sie zu begießen, sie vor Frost oder Hitze zu bewahren. Kaum wissen sie, daß das Glück einer Gattin ihnen anvertraut worden ist; sie erinnern sich höchstens daran, wenn sie bei Tische eine reichgeschmückte Frau vor sich sehen oder wenn die Kokette anmutig wie Venus zu dem gefürchteten groben Brummbär kommt, um einen Griff in seine Kasse zu tun ... Oh! dann erinnern sie sich manchmal am Abend recht deutlich der im Artikel 213 des Bürgerlichen Gesetzbuchs näher bezeichneten Rechte. Und ihre Frauen erkennen diese Rechte an; aber es ist damit wie mit den hohen Zöllen, die auf fremde Waren gelegt werden: sie dulden diese Rechte und finden sich damit ab, nach dem Sprichwort: »Ohne Leid keine Freud'!«
    Die Gelehrten, die ganze Monate damit verbringen, an dem Knochen eines vorsintflutlichen Tieres herumzunagen, die Gesetze der Natur zu berechnen oder ihre Geheimnisse zu erspähen; die Griechen und Lateiner, deren Mittagessen ein Gedanke aus dem Tacitus, deren Abendessen ein Satz aus dem Thukydides ist, die ihr Leben lang auf der Jagd nach einem Manuskript oder Papyrus den Staub der Bibliotheken schlucken, sind lauter Prädestinierte. Von dem, was um sie her vorgeht, merken sie niemals etwas, so sehr sind sie fortwährend in ihre Arbeit vertieft oder in Ekstase. Und wenn ihr Unglück sich am hellen Mittag vollzöge, sie würden es kaum sehen. Glückliche! O tausendmal Glückliche! Beispiel: Beauzée kommt aus einer Sitzung der Akademie nach Hause und überrascht seine Frau mit einem Deutschen. »Quand je vous avertissais, madame. qu'il fallait que je m'en aille ...« ruft der Fremde. – »Eh! monsieur, dites moi au moins: ›Que je m'en allasse!‹« – versetzt der Akademiker.
    Dann kommen, die Leier in der Hand, einige Poeten, deren animalische Kräfte alle miteinander das Entresol verlassen haben, um das höhere Stockwerk zu beziehen. Da sie den Pegasus besser zu reiten wissen, als die Stute des Gevatters Peter, so verheiraten sie sich selten; sie sind gewöhnt, von Zeit zu Zeit einmal an einer vagabundierenden oder nur in ihrer Einbildung vorhandenen Chloris ihren Liebesdrang auszulassen.
    Aber die Männer, deren Nase mit Tabak besudelt ist;
    aber diejenigen, die das Unglück haben, mit einem Dauerschnupfen auf die Welt gekommen zu sein;
    aber die rauchenden oder priemenden Seeleute;
    aber die Leute, die infolge ihres barschen und galligen Charakters immer aussehen, als hätten sie einen sauren Apfel gegessen;
    aber die Männer, die in ihrem persönlichen Benehmen einige zynische Unarten, die gewisse Angewohnheiten haben, die immerzu unsauber aussehen;
    aber die Ehemänner, die man mit dem schimpflichen Beinamen Bettwärmer' belegt;
    und endlich die Greise, welche junge Mädchen heiraten –
    alle diese Leute sind in hervorragendem Maße prädestiniert! Noch eine letzte Klasse von Prädestinierten gibt es, die ebenfalls ihres Unglücks beinahe gewiß sind. Wir meinen die Plagegeister und Nörgler, die Topfgucker und Haustyrannen, die ganz merkwürdige Ideen über häusliche Herrschaft haben, die ganz offen von den Frauen schlecht denken und vom Leben nicht mehr verstehen, als ein Maikäfer von der Naturgeschichte. Die Ehen dieser Leute gleichen einer Wespe, der ein Schüler den Kopf abgeschnitten hat und die bald hier, bald da gegen eine Fensterscheibe anstößt. Für diese Sorte von Prädestinierten ist unser Buch ein Buch mit sieben Siegeln. Für diese Dummköpfe, welche wandelnden Statuen aus einer Kathedrale gleichen, schreiben wir so wenig wie für die alten Maschinen von Marly, die die Wasserkünste im Versailler Park speisen, und die man nicht mehr in Betrieb setzen kann, ohne befürchten zu müssen, daß sie aus allen Fugen gehen.
    Selten beobachte ich in den Salons die schnurrigen Ehemannsgestalten, von denen es dort wimmelt, ohne daß mir eine Szene ins Gedächtnis kommt, an der ich einmal in meiner Jugend meinen Spaß hatte.
    Im Jahre 1819 bewohnte ich ein Häuschen in dem entzückenden Tal von Isle-Adam. Meine

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