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Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schuster
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das vorstellen, indem ich mich selbst an die Stelle der Reißverschluss-Elemente denke? Kann man sich einen Stromkreislauf auch als Marsch von vielen Menschen durch einen Tunnel vorstellen? Ja, auch das geht.
    Nehmen wir den Stromkreislauf zum Anlass, eine bessere Analogie zu finden, die bei einem Leitungsabriss auch einen Stillstand des Flusses – des Strom-Flusses – anzeigt. Wenn also das Leitungsmedium fehlt, kann es nicht weitergehen, wie stark die Antriebskraft auch drückt. Das wäre, bezogen auf den Wasserkreislauf, der Fall, wenn die Pumpe nicht drückt, sondern zieht. Eine Menschenkette, deren Glieder einander an der Hand halten und die gezogen wird, kommt ja, wenn sie reißt, auf jeden Fall zum Stehen. Mit diesem Modell könnte man auch in Bezug auf »Schwingungen« von Stromkreisen einiges anfangen.
    Das Beispiel soll jetzt gar nicht zu neuen Erkenntnissen über den Stromfluss genutzt werden, es soll nur zeigen, wie man Bildvorstellungen (und Modelle und Analogien, s. u.) weiterentwickeln kann (und eventuell muss), damit sie den Realitätsbereich, über den man nachdenken will, immer besser abbilden.

    Nehmen wir wieder die Aufgabe, Flugapparate zu erfinden. Nicht zuletzt an dieser kreativen Leistung wird Leonardos Genie bemessen. Er hatte sich dafür verschiedene Modelle gesucht, zum einen den Vogelflug, sicher auch das Herabschweben von Samen und vielleicht auch noch den Flug der Papierdrachen. Eventuell kommen wir mit anderen Modellen noch zu ganz anderen und neuartigen Flugmaschinen. Fliegen ist eine Art Schwimmen in einem dreidimensionalen Medium; ein solches Medium ist ja auch das Wasser. Der Flugzeugpropeller und die Schiffsschraube sind ja ganz analoge Geräte. Wie ist es aber mit dem Raddampfer? Könnte dessen Prinzip auf die Luftfahrt übertragen werden? Beim Pflügen durch das Wasser arbeiten seine Schaufeln gegen den Widerstand des Wassers, bei der gegenläufigen Bewegung fahren sie durch die Luft und müssen nur einen viel geringeren Widerstand überwinden. Kann es das geben? Luftschaufeln, die in der einen Richtung einen hohen und in der anderen Richtung einen geringen Widerstand überwinden müssen? Ja, das ist ganz einfach: Das sind Hütchen, die an Stangen hinauf- und hinunterbewegt werden. Wenn sie sich mit der platten Seite nach unten bewegen, haben sie einen hohen Luftwiderstand, und wenn sie aufsteigen, haben sie einen geringen Luftwiderstand. Die Hubbewegung könnte mit einem Pleuel hergestellt werden. So haben wir jetzt ein völlig neues Antriebsprinzip für Luftfahrzeuge, das Auftrieb und, in anderer Aufhängung, auch Vortrieb erzeugen kann. Es würde sich für Luft-Autos eignen, die in geringer Höhe fahren. Wenn jemand Freude daran hat, könnte er vielleicht einmal ein Modell bauen. Was aber hier demonstriert werden sollte: Durch die Analogie konnte der Einfall aufkommen.

    Blicken wir einmal auf den Möglichkeitenraum zum Erfinden einer Flugmaschine: Tatsächlich haben wir hier ja eine spezielle Form des Flügelschlags verwendet, eine Möglichkeit, auf die uns auch der morphologische Kasten schon verwies.
Wissen nutzen, Wissen ausschalten
    Wieder rufen wir uns eine der erwähnten Tatsachen ins Gedächtnis: Es sind überraschenderweise oft nicht die Gelehrten, die jeden Text bzw. alle Informationen zu einem Sachverhalt kennen, die dann die großen Innovationen abliefern. Oft sind es Außenseiter, gebildete Laien, die unserer Kultur wichtige Ideen hinzufügen.

    Der berühmte Erfinder Thomas Alva Edison kam nur für wenige Wochen in den Genuss einer Schulausbildung. Weil er sich nicht in den Schulunterricht einfügen konnte, wurde er lediglich ein wenig von seiner Mutter unterrichtet. Der Mann also, der später einmal für den Nobelpreis in Physik vorgeschlagen werden sollte, der die Glühbirne und das Grammophon erfand, hatte noch nicht einmal die Grundschule abgeschlossen.

    Das Wissen kann die Gedanken nämlich auch festlegen. Die ersten Beiträge der Gestaltpsychologie haben das Denken über die »Problemlösung« stark beeinflusst. Viele Autoren können sich bis heute von deren Begriffsvorgaben nicht lösen. Da gibt es das Problem, den Lösungsweg, eine Umstrukturierung und die Lösung. Tatsächlich eignet sich der Begriff Umstrukturierung nur für wenige ausgewählte geometrische Probleme.
    Es kann nicht schaden, die ersten Ideen zu entwickeln, wenn man von einem Sachverhalt noch recht wenig weiß: also z.B. vor dem Lesen des ersten Buchs zu dem Thema, vielleicht kurz

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