Picasso kann jeder
Eisenbahn, die Operation am Brustkorb, ein intelligenter Computer und vieles andere mehr.
Warum kann es kein intelligentes Leben außerhalb unsrer Erde geben? Ein intelligentes Argument ist: Es gibt ja keine anderen Planeten. Dies wurde auch über Jahrzehnte vorgetragen, bis man entdeckte, dass es durchaus Planeten gibt, die aber, weil sie eben nicht hell strahlen, von den Teleskopen nicht entdeckt werden. Ein zweites Argument war: Es gibt kein Wasser außerhalb der Erde. Nun, es war nur noch nicht entdeckt. Heute wissen wir, dass es auf dem Mars gefrorenes Wasser gibt.
Es ist noch keine zehn Jahre her, dass ich mit einem Fachmann über die digitale Fotografie sprach. Die werde sich nicht im Amateurbereich durchsetzen, davon war er fest überzeugt: zu teuer, zu unhandlich, die Masse der Menschen verharre zu sehr im Bestehenden, der Filmfotografie sei sie weit unterlegen. Es ist anders gekommen.
Anspornfragen
Manchmal helfen Fragen, das Problem neu zu sehen, etwa:
a) Wie wäre es, wenn der Gegenstand des Problems auf dem Kopf stünde, »verkehrt herum« wäre?
b) Wie wäre es riesig/winzig?
c) Wie wäre es, wenn es absichtlich das Gegenteil bewirken sollte?
d) Wie würde es sicher nicht gehen?
e) Was sagt mein Bauch dazu?
f) Könnte man aus einer Neukombination aller Begriffe des Gegenstandsbereichs Hinweise gewinnen?
g) Wie macht es die Natur?
Janusisches Denken
Kreative Wissenschaftler geben, nach der ersten Assoziation zu einem Begriff gefragt, häufiger das Gegenteil an: Sie assoziieren zu warm »kalt« oder zu weiß »schwarz« (Rothenberg 1983). Es wird ein typisches Merkmal ihres Denkstils sein, dass sie bei einem Ziel, bei einer Frage immer auch das Gegenteil mitdenken. Der Begriff »Gegenteil« ist allerdings vielleicht etwas vage, und oft gibt es zu einem Begriff ja auch kein diametrales Gegenteil. Gemeint ist auch »Gegensatz« oder »Antithese«. Was ist das Gegenteil zu Mensch? »Unmensch« oder »Tier« oder »Gott«? Das ist nicht ganz klar, aber auch nicht so wichtig. Der Blick (auf das nicht allzu präzise aufgefasste) Gegenteil bringt auf jeden Fall unerwartete Hinweise in den Suchprozess.
Hier einige weitere Beispiele für den »janusischen Gegensatz«:
»Schwarz« und »weiß« sind Gegensätze. Ying und Yang, das Männliche und das Weibliche, sind eher komplementäre, einander ergänzende Sachverhalte.
Es werden Lösungen gesucht, die die gegensätzlichen Eigenschaften gemeinsam aufweisen. Also könnte man z.B. für »nass« und »trocken« an einen Wassertropfen auf einem Kohlblatt denken: ein Impuls, der zur Erfindung der Farbe Lotusan geführt haben könnte.
Wenn ein Weg über einen Fluss gesucht wird, kann man an eine Brücke denken oder auch an eine Art Gegenteil: einen Tunnel. (Wenn man sich Tunnel und Brücke gleichzeitig vorstellte, käme man leicht auf die Idee eines »Hängetunnels«, also eines Tunnels, der an einer Überwasserkonstruktion aufgehängt ist. In sehr tiefen Gewässern könnte so etwas eine innovative Lösung sein.)
Janus ist ein Gott, der gleichzeitig nach vorn und nach hinten blickt, also mehr als nur eine Perspektive hat. Der Physiker Niels Bohr (1885 – 1962), der diese Art Denken pflegte, war ja geradezu prädestiniert, die gegensätzliche Natur des Lichtes als Welle und Partikel zu entdecken. Das Auto namens »Janus« wurde bereits erwähnt: Die vier Passagiere saßen mit dem Rücken zueinander, und Heck und Fronträume konnten in dem Kleinwagen als Fußraum genutzt werden. Vielleicht hat er sich nicht durchsetzen können, weil es schöner ist, beim Fahren nach vorn zu schauen, schon allein, um kommende Gefahren abschätzen zu können. Die Idee aber hatte Charme.
Das janusische Denken liegt eher am Beginn der Suche nach dem Einfall. Später werden die gegensätzlichen Elemente, seien es nun Konzepte, Vorstellungen von Tönen oder Bildern oder auch haptische Vorstellungen, in einen gemeinsamen Vorstellungsraum gebracht (homospatiales Denken), und dabei ergeben sich vielleicht neue Synthesen.
Zur kreativitätsfördernden Kraft des homospatialen Denkens hat Rothenberg eine illustrierende Studie vorgelegt (1990, S. 31). An der Studie nahmen Autoren und Künstler teil. Sie sollten – angeregt von vorgegebenen Bildern – literarische Metaphern oder kleine Skizzen anfertigen. Die eine Hälfte der Versuchspersonen sah ein Bild, das als Fotomontage aus zwei übereinandergelegten Bildern komponiert war (so etwas kann man heute sehr leicht im Fotoshop
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