Picknick mit Bären
fuhren zum Campingplatz. Jim sagte uns, daß sie auf der Hinfahrt an dem Platz vorbeigekommen seien und daß es so ausgesehen habe, als sei geöffnet, aber daß sie uns bis zur nächsten Stadt, Franklin, bringen würden, wenn er geschlossen wäre. Sie hatten schon den Wetterbericht gehört. Für die nächsten Tage war noch mehr Schnee angekündigt.
Die beiden setzten uns am Campingplatz ab – er war tatsächlich geöffnet – und -winkten zum Abschied. Rainbow Springs war ein kleiner privater Platz mit mehreren Hütten zum Übernachten, einem Waschraum und einigen Nebengebäuden, die verstreut um einen größeren, ebenen, offenen Platz herum gruppiert waren, der wohl für Campingbusse und Wohnmobile gedacht war. In einem alten weißen Haus am Eingang war das Büro un-tergebracht, das gleichzeitig Haushaltswarenladen und Lebensmittelgeschäft war. Wir traten ein und stellten fest, daß alle Wanderer, denen wir auf den letzten 30 Kilometern begegnet waren, sich bereits eingefunden hatten; die meisten hockten um einen großen Holzofen herum, wärmten sich, aßen Chili oder leckten Eis, hatten rote Backen und sahen proper aus. Drei oder vier von ihnen kannten wir schon. Die Betreiber des Campingplatzes waren Buddy und Jensine Crossman, die einen angenehmen und freundlichen Eindruck machten, und wenn es nur daran lag, daß die Geschäfte im Monat März selten so gut liefen wie in diesem Jahr. Ich erkundigte mich nach einer Hütte.
Jensine drückte ihre Zigarette aus und lachte über meine naive Frage, was gleich einen kleinen Hustenanfall bei ihr auslöste. »Die Hütten sind seit zwei Tagen ausgebucht, mein Lieber. In der Schlafbaracke sind noch zwei Plätze frei. Alle, die danach kommen, müssen auf dem Boden schlafen.«
Schlafbaracke ist kein Wort, das man in meinem Alter besonders gern hört, aber uns blieb keine andere Wahl. Wir trugen uns ins Gästebuch ein, bekamen zwei sehr kleine, brettharte Handtücher und stapften über den Platz unserem Quartier entgegen, gespannt, was man für elf Dollar erwarten durfte. Die Antwort lautete: am besten gar nichts.
Das Barackenlager war so spartanisch und häßlich, daß einem gruselte. Der Raum wurde beherrscht von zwölf schmalen Schlafkojen aus Holz, jeweils drei übereinander. Auf jeder Koje lag eine dünne, nackte Matratze und ein schmuddeliges, mit Schaumstoffschnipseln gefülltes Kissen ohne Bezug. In einer Ecke stand ein leise vor sich hin zischender Kanonenofen, von einem Halbkreis ausgelatschter Wanderschuhe umstellt und mit nassen Wollsocken behängt, von denen üble Dämpfe aufstiegen. Ein kleiner Holztisch und zwei kaputte Sessel, aus denen die Polsterung hervorquoll, vervollständigten das Mobiliar. Überall lagen Sachen herum – Zelte, Kleider, Rucksäcke, Regenhauben - zum Trocknen aufgehängt, träge tropfend. Der Boden war aus nacktem Beton, die Wände aus nicht isolierten Spanplatten. Es war das Gegenteil von einladend, etwa so, als würde man in einer Garage campen.
»Willkommen im Gulag«, sagte ein Mann mit einem ironischen Grinsen und britischem Akzent. Er hieß Peter Fleming, war Dozent in New Brunswick und für eine Woche zum Wandern in den Süden gekommen, aber dann, wie wir alle, vom Schnee überrascht worden. Er stellte uns die anderen vor – jeder grüßte mit einem freundlichen, aber abwesenden Nicken – und deutete auf die beiden freien Betten, eins ganz oben, fast unter der Decke, das andere ganz unten, am anderen Ende des Raums.
»Rot-Kreuz-Päckchen werden jeden letzten Freitag im Monat ausgegeben, und heute abend um 19 Uhr trifft sich das Ausbruchskomitee zur Lagebesprechung. Mehr braucht ihr vorerst nicht zu wissen.«
»Und bestellt bloß nicht das Philly-Sandwich, wenn ihr nicht die ganze Nacht kotzen wollt«, tönte eine schwache, aber aufrichtige Stimme von einer finsteren Koje in der Ecke.
»Das ist Tex«, erklärte Fleming. Wir nickten.
Katz suchte sich das oberste Bett aus und begab sich an die langwierige, herausfordernde Aufgabe, es zu erklimmen. Ich ging zu meiner eigenen Koje und untersuchte sie fasziniert und angewidert zugleich. Nach den Flecken auf der Matratze zu urteilen, hatte der letzte Benutzer nicht an Inkontinenz gelitten, sondern sich vielmehr ihrer erfreut. Offenbar hatte er das Kissen in seine Freuden mit einbezogen. Ich nahm es in die Hand und roch daran, was ich lieber hätte bleiben lassen sollen. Ich breitete meinen Schlafsack aus, hängte ein Paar Socken über den Ofen und noch ein paar andere Sachen
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