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Picknick mit Bären

Picknick mit Bären

Titel: Picknick mit Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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zurück zur Schlafbaracke schneite es immer noch, allerdings nicht mehr so heftig. Katz war wach und schwer beschäftigt, rauchte eine geschnorrte Zigarette und bat die Leute, ihm verschiedene Sachen – Schere, Halstuch, Streichhölzer – heraufzureichen, wenn er sie brauchte, und sie ihm wieder abzunehmen, wenn er fertig war. Drei Leute standen am Fenster und sahen hinaus in den Schnee. Die Unterhaltung drehte sich ausschließlich ums Wetter. Schwer zu sagen, wann wir hier herauskämen. Es war unmöglich, sich nicht wie ein Gefangener zu fühlen.
    Wir verbrachten eine miserable Nacht auf unseren Kojen, beim schwachen Licht der flackernden Glut im Ofen, den der schüchterne Mensch eifrig fütterte – er konnte oder wollte wegen der sich hin und her wälzenden Körpermasse von Katz, der die Bretter direkt über seinem Kopf durchbog, nicht schlafen. Man war eingelullt von einer Gemeinschaftssymphonie aus nächtlichen Geräuschen, Seufzern, müdem Ausatmen, schepperndem Schnarchen, dem ununterbrochenen Todesröcheln des Mannes, der das Philly-Sandwich mit Bratenaufschnitt und Käse gegessen hatte, und dem eintönigen Zischen des Ofens. Es war wie der Soundtrack zu einem alten Film. Wir wachten steif und unausgeschlafen bei einem trüben Tagesanbruch auf. Es schneite, und uns blieb nur die entmutigende Aussicht auf einen sehr langen Tag, an dem man nichts anderes machen konnte, als sich im Laden die Zeit zu vertreiben oder auf seiner Koje zu liegen und alte Ausgaben von Reader’s Digest zu lesen, die ein kleines Regal neben der Tür füllten. Dann hieß es plötzlich, daß ein beflissener junger Mann namens Zack aus einer der Hütten sich irgendwie nach Franklin durchgeschlagen und einen Minibus gemietet hatte und anbot, uns für fünf Dollar pro Nase in die Stadt zu bringen. Es setzte eine regelrechte Massenflucht ein. Zum Leidwesen von Buddy und Jensine zahlten fast alle Gäste und brachen auf. 14 Leute quetschten sich in den Minibus und begaben sich auf die lange Fahrt nach Franklin, das tief unten in einem schneefreien Tal lag.
    So kamen wir zu einem Kurzurlaub in Franklin, einem kleinen, trostlosen Ort, darauf bedacht, möglichst reizlos zu erscheinen, einem Ort, an dem man aus Mangel an anderer Zerstreuung die Männer im Sägewerk beim Verladen von Holzstämmen mit dem Gabelstapler beobachtet. Es gab nichts, aber auch gar nichts, keinen Laden, in dem man ein Buch hätte kaufen können, geschweige denn eine Zeitschrift, die nicht von Rennbooten, aufgemotzten Autos oder Waffen und Munition handelte. In dem Städtchen wimmelte es von Wanderern, die, genau wie wir, aus den Bergen vertrieben worden waren und nichts anderes zu tun hatten, als lustlos im Diner oder im Waschsalon herumzuhängen und zwei- bis dreimal am Tag ans andere Ende der Main Street zu pilgern und einen verzweifelten Blick auf die fernen, schneebedeckten und offenkundig unpassierbaren Berge zu werfen. Die Aussichten standen nicht gut. Das Gerücht machte die Runde, in den Smokies gäbe es zwei Meter hohe Schneeverwehungen. Es würde Tage dauern, bis der Weg wieder frei wäre.
    Ich verfiel dadurch in eine Art unruhige Niedergeschlagenheit, die sich noch verschlimmerte, als ich merkte, daß Katz bei der Aussicht, sich mehrere Tage ohne einen bestimmten Zweck, frei von Strapazen, in der Stadt herumtreiben und verschiedene Möglichkeiten der Zerstreuung ausprobieren zu können, im siebten Himmel schwebte. Zu meinem Verdruß hatte er sich bereits eine Fernsehzeitung besorgt, um seinen Fernsehkonsum in den nächsten Tagen effektiver zu planen.
    Ich wollte nur noch zurück auf den Trail, Kilometer fressen. Deswegen waren wir hergekommen. Außerdem langweilte ich mich schrecklich. Es war eine Langeweile jenseits von Gut und Böse. Ich vertrieb mir mittlerweile schon die Zeit mit der Lektüre der Platzdeckchen in den Restaurants, danach drehte ich sie um und schaute nach, ob die Rückseite auch bedruckt war. In dem Sägewerk unterhielt ich mich mit den Arbeitern über den Zaun hinweg. Am späten Nachmittag des dritten Tages war ich im Burger King und betrachtete in tiefer Versunkenheit die Fotos des Geschäftsführers und seiner Mannschaft – wobei mir der merkwürdige Umstand ins Auge fiel, daß Leute, die in der Pommes- und Hamburger-Industrie arbeiten, immer so aussehen, als hätten ihre Mütter was mit Goofy gehabt –, trat dann einen Schritt zur Seite und las die Auszeichnungen für die »Mitarbeiter des Monats«. In dem Moment wurde mir klar, daß

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