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Picknick mit Bären

Picknick mit Bären

Titel: Picknick mit Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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den Wind ankämpfen, um einen Blick auf sie werfen zu können. Der Weg war als rote Linie eingezeichnet. In ihrer Nähe befand sich eine dicke schwarze Linie, die nach meiner Einschätzung der Forstweg des Forest Service sein mußte, neben dem wir standen, aber das ließ sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Nach der Karte zu urteilen, fing der Forstweg, wenn es denn einer war, mitten im Wald an und endete nach ungefähr zehn Kilometern ebenfalls mitten im Wald, was nun wirklich eindeutig unsinnig war, ja unmöglich. Eine Straße kann schlecht mitten im Nichts anfangen, die Straßenbaumaschinen fallen ja nicht vom Himmel. Und selbst wenn man eine Straße baute, die ins Nichts führte – wieso? Irgend etwas war faul an dieser Karte.
    »Hat mich elf Dollar gekostet«, sagte ich zu Katz und wedelte ihm dabei wütend mit der Karte vor der Nase herum, faltete sie dann wieder einigermaßen flach zusammen und steckte sie in die Tasche.
    »Was sollen wir machen?« fragte er.
    Ich seufzte unsicher, zog dann wieder die Karte hervor und studierte sie noch mal. Ich schaute von der Karte hoch auf den Forstweg und wieder zurück. »Es sieht so aus, als würde der Forstweg um den Berg herumführen und auf der anderen Seite wieder auf den Wanderweg stoßen. Wenn das stimmt – und wenn Wir ihn finden, dann könnten wir zu der Schutzhütte gehen, die sich an der Stelle befindet. Und wenn wir nicht auf den Weg stoßen – ich weiß nicht – ich finde, dann sollten wir den Forst-Weg lieber bergab gehen und uns auf niedrigerer Höhe einen windgeschützten Platz zum Zelten suchen.« Ich zuckte hilflos mit den Achseln. »Ich weiß auch nicht. Was meinst du?«
    Katz sah in den Himmel, beobachtete die tanzenden Schneeflocken. »Also wenn du mich fragst«, sagte er nachdenklich, »ich» würde mich jetzt gern lange und ausgiebig in einem Whirlpool rekeln. Danach hätte ich gern ein saftiges Steak, dazu eine Folienkartoffel mit viel Sahnesoße, becherweise Sahnesoße, und dann eine heiße Nacht mit den Cheerleadern der Dallas Cowboys auf einem Tigerfell vor einem knisternden Kaminfeuer, so einem riesigen Kamin aus Stein, wie sie immer in den Skihotels stehen. Weißt du, welche ich meine?« Er sah mich fragend an. Ich nickte. »Also, das würde ich jetzt machen. Aber wenn du meinst, das, was du vorschlägst, würde mehr Spaß machen, bin ich gerne bereit, darauf einzugehen.« Er zupfte sich eine Schneeflocke von der Augenbraue. »Außerdem wäre es schade, wenn wir diesen ganzen herrlichen Schnee verpassen würden.« Er stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus und wandte sich wieder dem irren Schneetreiben zu. Ich setzte meinen Rucksack auf und folgte ihm.
    Wir stapften den Forstweg hoch, tiefer gebeugt, vom Wind gepeitscht. An den Stellen, wo der Schnee liegenblieb, war er naß und schwer und türmte sich immer höher, so daß es bald unmöglich sein würde weiterzugehen und wir Schutz suchen mußten, ob wir wollten oder nicht. Es gab nichts, wo man ein Zelt hätte aufschlagen können, bemerkte ich mit Besorgnis, zu beiden Seiten nur steiler, bewaldeter Hang. Über eine lange Strecke, länger als er laut Karte sein sollte, verlief der Forstweg schnurgerade, selbst wenn er weiter vorn auf den Wanderweg abbog, gab es keine Gewißheit – nicht mal eine Wahrscheinlichkeit –, daß wir den Trail auch tatsächlich finden würden. Mitten im Wald und bei dem Schnee konnte man wenige Meter neben dem Trail stehen und ihn trotzdem nicht sehen. Es wäre der reine Wahnsinn gewesen, den Forstweg zu verlassen und den Wanderweg zu suchen. Andererseits war es wahrscheinlich genauso wahnsinnig, dem Forstweg bei Schneesturm bis in höchste Lagen zu folgen.
    Ganz allmählich, und schließlich deutlich erkennbar, fing der Weg an, um den Berg herum zu führen. Nachdem wir uns ungefähr eine Stunde lang schwerfällig durch immer tieferen Schnee vorgearbeitet hatten, kamen wir an eine flache Stelle, wo der Wanderweg – jedenfalls irgendein Wanderweg – auf der Rückseite des Albert Mountain auftauchte und weiter in ein ebenes Waldgebiet führte. Ich sah verdutzt und wütend auf meine Karte. Sie enthielt keinerlei Hinweis auf diese Stelle, aber dann entdeckte Katz eine -weiße Markierung 15 Meter weiter zwischen den Bäumen, und wir schrien vor Freude. Wir hatten den Appalachian Trail wiedergefunden. Nur ein paar hundert Meter weiter befand sich eine Schutzhütte. Der Wandergott war uns noch einmal gnädig gewesen.
    Der Schnee reichte uns schon bis zu den

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