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Picknick mit Bären

Picknick mit Bären

Titel: Picknick mit Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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entweder unangenehm feucht oder klatschnaß sein. Zum Glück hatte ich mir angewöhnt, meinen Schlafsack in zwei Müllbeutel einzuwickeln (die für 35 Cents), so daß wenigstens der trocken war. 20 Minuten später, als ich unter einem Ast Zuflucht suchte, um auf Katz zu warten, kam dieser endlich und sagte sofort: »He, wo hast du denn deinen Spazierstock gelassen?« Ich hatte meinen schönen Stock verloren – plötzlich fiel mir ein, daß ich ihn an einen Baum gelehnt hatte, als ich stehengeblieben war, um mir die Schnürsenkel festzubinden. Ich war todtraurig. Der Stock hatte mich sechseinhalb Wochen lang durch die Berge begleitet, war ein Teil von mir geworden. Es war irgendwie eine Verbindung zu meinen Kindern, die mir sehr fehlten. Ich hätte in Tränen ausbrechen können. Ich sagte Katz, wo ich ihn wahrscheinlich liegengelassen hatte, an einer Stelle, die sich Elkwater Gap nannte und die ungefähr sechseinhalb Kilometer hinter uns lag.
    »Ich gehe zurück und hole ihn dir«, sagte er ohne zu zögern und wollte schon seinen Rucksack absetzen. Ich hätte schon wieder heulen können; er meinte es ernst, aber ich wollte ihn nicht gehen lassen. Es war zu weit, und außerdem war Elkwater Gap ein ziemlich belebter Ort. Bestimmt hatte längst jemand den Stock als Souvenir mitgenommen.
    Wir liefen weiter bis zur Graved Springs Hut. Es war erst halb drei, als wir dort ankamen. Wir hatten eigentlich vorgehabt, noch zehn Kilometer weiterzugehen, aber wir waren dermaßen durchnäßt, und der Regen war so unerbittlich, daß wir uns zum Bleiben entschlossen. Ich hatte keine trockene Kleidung mehr, deshalb zog ich mich bis auf die Unterwäsche aus und verkroch mich in meinen Schlafsack. Es wurde der längste Nachmittag, an den ich mich erinnern kann: Ich las gelangweilt in meinem Buch und starrte zwischendurch nach draußen in den strömenden Regen.
    Um das Maß voll zu machen, fiel gegen fünf Uhr eine Gruppe von sechs lärmenden Leuten ein, drei Männer und drei Frauen, allesamt mit absolut lächerlicher Wanderkleidung a la Ralph Lauren ausstaffiert – Safarijacken, breitkrempige Segeltuchhüte und Wanderschuhe aus Veloursleder. Es war Kleidung für einen Sonntagnachmittagsspaziergang am Mackinac entlang, für eine Großwildjagd vom Jeep aus, aber definitiv nicht für eine Wandertour. Eine der Frauen, die ein paar Schritte hinter den anderen hinterherhinkte und durch den Matsch stapfte, als wäre er radioaktiv verseucht, schaute zu Katz und mir in die Schutzhütte und sagte in einem Ton unverhohlenen Mißfallens: »Oh, müssen wir uns den Platz auch noch teilen?«
    Sie waren dumm, unangenehm, unbedarft und auf erstaunliche Weise mit sich selbst beschäftigt und nicht im geringsten vertraut mit den Umgangsformen unter Wanderern. Unter weniger nervenaufreibenden Umständen hätten sie sicher faszinierende Studienobjekte abgegeben, aber sie stapften einfach über Katz und mich hinweg, drängten uns unsanft in die dunkelste Ecke, bespritzten uns mit Wasser, als sie ihre Kleider ausschüttelten und stießen uns mit achtlos hingeworfenen oder abgestellten Sachen an den Kopf. Mit Verwunderung sahen wir, daß unsere Kleider, die wir auf eine Wäscheleine zum Trocknen aufgehängt hatten, zur Seite und zusammengeschoben wurden, damit die Klamotten der neuen Gäste Platz hatten. Ich saß mürrisch in meiner Ecke, unfähig, mich auf mein Buch zu konzentrieren, als zwei von den Männern sich neben mich hockten, in den Lichtkegel meiner Lampe, und folgende Unterhaltung führten:
    »So was habe ich noch nie gemacht.«
    »Was? In einer Schutzhütte übernachtet?«
    »Nein, durch ein Fernglas geguckt und meine Brille dabei aufgelassen.«
    »Ach so, und ich dachte, du meintest, in einer Hütte übernachten – ha! ha! ha!«
    »Nein, ich meinte, durch ein Fernglas gucken und meine Brille dabei auflassen – ha! ha! ha!«
    Nachdem es ungefähr eine halbe Stunde in dem Stil weitergegangen war, kam Katz herübergekrochen, kniete sich neben mich und flüsterte: »Einer von den Kerlen hat gerade Sportsfreund zu mir gesagt. Ich muß hier raus.«
    »Was willst du machen?«
    »Mein Zelt in der Lichtung aufschlagen. Kommst du mit?«
    »In der Unterhose?« fragte ich ihn gequält.
    Katz nickte verständnisvoll und erhob sich. »Meine Damen und Herren«, verkündete er, »ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit. Entschuldigen Sie bitte, Sportsfreund – darf ich auch um Ihre Aufmerksamkeit bitten. Wir gehen nach draußen und schlagen unsere Zelte im Regen

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