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Picknick mit Bären

Picknick mit Bären

Titel: Picknick mit Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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junger Mann ankam, der den Trail an einem Stück ging, von Norden nach Süden – der erste Weitwanderer, den wir in dieser Saison trafen. Er war an dem Tag 42 Kilometer gelaufen und war ganz aus dem Häuschen, als er erfuhr, daß Hotdogs auf dem Speiseplan standen. Katz, Connolly und ich hätten niemals sechs Stück heruntergekriegt, wir aßen pro Person nur vier, allerdings jede Menge Plätzchen zum Nachtisch, die übrigen hoben wir fürs Frühstück auf. Der junge Mann dagegen aß wie ein Scheunendrescher. Er vertilgte sechs Hotdogs, eine Dose Karotten, bediente sich großzügig bei den Oreo-Schokoladenplätzchen, zwölf Stück, eins nach dem anderen, und aß sie genüßlich und mit ausgiebigen Kaubewegungen auf. Er erzählte uns, er sei in Maine bei hohem Schnee losgegangen, sei unterwegs von Schneestürmen aufgehalten worden, liefe im Durchschnitt aber immer noch 40 Kilometer täglich. Er war nur knapp einssechzig groß, und sein Rucksack war ein Ungetüm. Kein Wunder, daß er so einen Mordshunger hatte. Er wollte versuchen, den Trail in drei Monaten zu schaffen, dazu nutzte er jede helle Stunde. Als wir am nächsten Morgen aufwachten, war die Dämmerung gerade erst angebrochen, aber unser Gast war bereits gegangen. An seiner Schlafstelle lag ein Zettel, auf dem er sich für das Essen bedankte und uns viel Glück wünschte. Wir wußten nicht einmal seinen Namen.
    Am späten Vormittag, als ich merkte, daß ich Connolly und Katz, die sich unterhielten und reichlich trödelten, ein gutes Stück hinter mir gelassen hatte, blieb ich in einer Schneise stehen und wartete auf sie. Die Schneise war breit und wirkte anmutig, wie aus grauer Vorzeit, eingebettet zwischen steilen Hügeln, die dem Ort einen verzauberten, geheimnisvollen Charakter verliehen. Es war alles da, was man von einer Waldszene erwarten konnte -hohe, stattliche Bäume, hier und da Balken aus schräg einfallendem Sonnenlicht, in dem die Staubkörnchen tanzten, ein mäandernder Bach, Teppiche aus prallem Farnkraut, und durch das stille Grün wehte beständig kühle Luft. Ich weiß noch, daß ich dachte, was für ein ungewöhnlich schöner Lagerplatz dies wäre.
    Ungefähr einen Monat später hatten zwei junge Frauen, Lollie Winans und Julianne Williams, offenbar den gleichen Gedanken. Sie schlugen ihre Zelte in dieser verschwiegenen Lichtung auf und wanderten die kurze Strecke durch den Wald zur Skyland Lodge – noch so ein Touristenzentrum –, um in dem Restaurant dort zu essen. Niemand weiß genau, was dann geschah, aber vermutlich hat sie jemand in Skyland beobachtet und ist ihnen zu ihrem Lager gefolgt. Drei Tage später fand man die beiden, an den Händen gefesselt und mit durchgeschnittenen Kehlen. Es gab kein eindeutiges Motiv. Es gab auch nie einen Verdächtigen. Ihr Tod wird für immer ein Rätsel bleiben. Natürlich hatte ich damals keine Ahnung davon, und als Katz und Connolly aufgeholt hatten, teilte ich ihnen nur mit, was für eine schöne Stelle das sei. Sie sahen sie sich an und stimmten mir zu, dann gingen wir weiter.
     
    Wir aßen noch zusammen mit Connolly im Skyland zu Mittag, danach verließ er uns, um zurück nach Rockfish Gap zu trampen, wo er seinen Wagen abgestellt hatte. Katz und ich verabschiedeten uns und zogen weiter, dazu waren wir schließlich hergekommen. Der erste Teil unseres Abenteuers war fast vorbei, weshalb sich auf dem Endspurt Richtung Heimat eine gewisse Forschheit im Schritt einstellte. Wir wanderten noch drei Tage lang, aßen in Restaurants, wenn wir an welchen vorbeikamen, und kampierten in Schutzhütten, die wir jetzt wieder fast ganz für uns allein hatten. An unserem vorletzten Tag auf dem Trail, dem sechsten nach unserem Aufbruch in Rockfish Gap, waren wir die ganze Zeit unter einem trüben Himmel marschiert, als plötzlich ein kalter, stürmischer Wind aufkam. Die Bäume schwankten und bogen sich, Staub und Blätter wurden aufgewirbelt, und unsere Kleidung bauschte sich und flatterte uns am Leib. Ein Donnergrollen war zu hören, und dann fing es an zu regnen – ein kalter, elender, durchdringender Regen. Wir hüllten uns in Nyloncapes und stapften unerschütterlich weiter.
    Es wurde ein schrecklicher Tag, in jeder Hinsicht. Am frühen Nachmittag stellte ich fest, daß ich den Regenschutz für meinen Rucksack verloren hatte (der sich aber übrigens als ein völlig nutzloses und unpraktisches Scheißding erwiesen hatte, für das ich 25 Dollar bezahlt hatte). In meinem Rucksack mußte jetzt fast alles

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